TSV Herrsching:Doppelt abgesichert

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Herschings Volleyballer haben einen neuen Namenssponsor und heißen von nun an WWK Volleys - und verpflichten in Nicholas West und Alpar Szabo zwei Mittelblocker aus den USA und Ungarn.

Von Sebastian Winter, Herrsching

Die Volleyballer des TSV haben in den vergangenen Jahren viele Gesichter gezeigt. Als Turn- und Sportverein sind sie samt ihrem Wappen mit der weiß-blauen bayerischen Raute und der darin schwimmenden Seeforelle aus Amateurtiefen binnen weniger Jahre in den Profivolleyball gehechtet. Sie haben sich dann den Slogan GCDW samt Logo einfallen lassen und halten sich manchmal tatsächlich für den "geilsten Club der Welt". Ihr Maskottchen Flips ist ein Orca, der mit der Forelle in friedlicher Koexistenz lebt - allein schon deshalb, weil er sich nur sehr selten in Süßgewässer verirrt. Nun verpasst sich der Erstligist, bevor er in seine vierte Saison im Oberhaus geht, ein neues Antlitz - und einen anderen Namen. Denn er hat einen Großsponsor gefunden - und heißt von sofort an WWK Volleys Herrsching.

Durch die Mitte: Der US-Amerikaner Nicholas West ... (Foto: Per Eliasson/OH)

Die Versicherungsgruppe mit Hauptsitz in München ist schon Hauptsponsor des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg, sie hat auch den TSV-Volleyballern schon bei der Finanzierung des abgesetzten Hallenbodens für Heimspiele unterstützt. Nun steigt sie dem Vernehmen nach mit einer Summe im niedrigen sechsstelligen Bereich beim Klub ein, der in der ersten Liga nicht gerade auf Rosen gebettet ist. Am Ende der vergangenen Saison hatte der Playoff-Viertelfinalist wegen finanzieller Schwierigkeiten gar die Existenzfrage gestellt. "Die WWK war das Zünglein an der Waage, ohne sie wäre es nicht weitergegangen", sagt TSV-Marketingmanager André Bugl.

... und der Ungar Alpar Szabo blocken künftig für Herrsching. (Foto: imago sportfotodienst)

Persönliche Kontakte zwischen Herrschings Trainer Max Hauser und dem WWK-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrameier, dem Hauser ab und an Beachvolleyball-Unterricht gegeben hat, führten zunächst zum losen Kontakt, der nun in den für die Volleyballer so wichtigen Vertrag mündete. "Es ist nun unser mit Abstand größter Sponsor", verkündet TSV-Abteilungsleiter Fritz Frömming stolz.

Es sind ereignisreiche Tage für die Herrschinger, die auch zwei neue Spieler im Kader haben: Die Mittelblocker Nicholas West, 26, und Alpar Szabo, 27, beide exakt 2,03 Meter groß, verstärken die Volleys, wie der Klub zudem mitteilte. Der US-Amerikaner West spielte zuletzt in Schweden bei Sodertelge und wurde zum besten Blocker der Liga gewählt. Er soll den so starken Kanadier Andre Brown ersetzen, der sich vergangene Saison in Herrsching zum stärksten Blocker der deutschen Liga entwickelte und mittlerweile ein offenbar eher unterkühltes Verhältnis zu seinem einstigen Verein pflegt. Zumindest echauffierte sich Brown kürzlich auf Twitter, dass er es schon schön fände, wenn ihm jemand hinsichtlich seiner schon vor Monaten bestellten TSV-Trikots und anderer Dinge, die er nach Kanada zurückschicken müsse, antworten würde, anstatt seine Nachrichten zu lesen und zu ignorieren.

Die Dienste von Lukas Bauer hatte sich der TSV schon im Mai gesichert. (Foto: imago/Marcel Lorenz)

Für West, der nach seiner College-Zeit in den USA zunächst beim österreichischen Klub Union Waldviertel sein Geld verdiente, dürfte es schwierig werden, Brown in seiner Extravaganz zu ersetzen, aber Herrschings Verantwortliche bescheinigen ihm schon einmal eine hohe Qualität: "Nick spricht, denke ich, als bester Blocker der schwedischen Liga für sich", sagt Trainer Hauser. West, der aus Orange im Großraum Los Angeles kommt, freut sich jedenfalls auf die Saison: "Ehrlich gesagt ist es schon seit meiner College-League-Zeit ein Traum von mir, in der Bundesliga zu spielen, und ich habe tatsächlich schon mal mit ein paar Bundesliga-Spielern auf Hawaii gebeacht", wird er von seinem künftigen Klub zitiert.

Der Ungar Szabo, der zuletzt beim finnischen Erstligisten Vantaa Ducks spielte, ist derzeit auf Tour mit der ungarischen Nationalmannschaft, Ende August soll er dann während der Vorbereitung zur Herrschinger Mannschaft stoßen. Er bekommt einen Einjahresvertrag mit Option auf Verlängerung. "Szabo ist ein großes Talent, auch wenn er schon ein bisschen älter ist", sagt Hauser.

Die Herrschinger haben bei ihren Verpflichtungen mal wieder ihre guten Scouting-Kontakte in die nordeuropäischen Ligen genutzt und zwei Spieler verpflichtet, die eher aus der zweiten Reihe stammen. "Wir sind unserer Linie treu geblieben und haben uns wieder in Europa ein wenig umgeschaut, welche vielversprechenden Spieler es gibt, die vielleicht noch niemand direkt auf dem Schirm hatte", sagt Hauser, der zugleich weiß, dass er damit auch ein gewisses Risiko eingeht, denn wirklich viel weiß man über das wahre Leistungsvermögen solcher Profis nie. Diese Spieler seien oft "Wundertüten", sagt auch Hauser. Zugleich finden die Verantwortlichen die Mischung gut, die sie nun mit dem ebenfalls neu verpflichteten ehemaligen deutschen Nationalspieler Lukas Bauer (United Volleys Rhein-Main) im Mittelblock haben. Der 29-jährige auslandserfahrene Führungsspieler Bauer gilt als gesetzt, West wohl auch, Szabo dürfte den Konkurrenzkampf befeuern.

Den Volleys aus Herrsching, an deren neuen Namen sie sich auch selbst noch gewöhnen müssen, haben ihre Kaderplanungen damit noch nicht abgeschlossen. Zwei Außenangreifer und ein zweiter Zuspieler fehlen ihnen noch, und ob Diagonalmann Christoph Marks bleibt, steht weiterhin in den Sternen. Er hat ein Angebot aus dem Ausland, allerdings zugleich einen Vertrag in Herrsching bis 2019. Es geht nun darum, ob sich die Vereine auf eine Ablösesumme einigen können, die eigentlich unüblich ist im Volleyball - aber einfach so wollen die Herrschinger ihren besten Angreifer nicht ziehen lassen. Auch wenn sie mittlerweile ziemlich gut versichert sind.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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