TSV Dachau 65:Aufstieg in weiter Ferne

Lesezeit: 2 min

Kopf der Dachauer Abwehr: Spielertrainer Fabian Lamotte (re.) kassiert nach einer Stunde Gelb-Rot. (Foto: Toni Heigl)

Beim 0:2 gegen Kottern sieht Dachau erst zweimal Rot - und nun schwarz. Der Relegationsrang ist weit weg.

Von Christian Bernhard, Dachau

Fußballspiele, in denen beide Innenverteidiger einer Mannschaft frühzeitig vom Platz müssen, ohne verletzt oder von taktischen Umstellungen betroffen zu sein, enden in den seltensten Fällen gut. Getreu dieser ungeschriebenen Regel besiegelte Yemi Oyewoies trauriger Abgang in der Nachspielzeit am Samstag das sportliche Schicksal des TSV 1865 Dachau. Gegen den abstiegsbedrohten TSV Kottern, der seinen dritten Sieg in Serie feierte, setzte es für die Dachauer eine 0:2-Heimniederlage. Damit dürfte der Traum von der Regionalliga endgültig geplatzt sein. Der Rückstand auf den FC Pipinsried und damit auf den Aufstiegsrelegationsrang beträgt vier Spieltage vor dem Saisonende in der Bayernliga Süd acht Punkte.

Wie schon vor drei Wochen gegen Bogen schenkte der TSV auch gegen Kottern eine Halbzeit völlig her. Bereits nach zehn Spielsekunden war Robin Volland alleine vor Dachaus Torhüter Maximilian Mayer aufgetaucht, sein Heber flog aber über das Tor. Fünf Minuten später war es Mayer, der eine Gäste-Großchance von Andreas Hindelang vereitelte. Dachau fand überhaupt nicht ins Spiel und bekam immer dann Probleme, wenn die Allgäuer die TSV-Abwehr überspielten und so in den Rücken der heimischen Defensive gelangten. Die verdiente Gäste-Führung fiel in Minute 18: Nach einem hohen Ball in den Dachauer Strafraum prallte Aushilfsinnenverteidiger Oyewoie an Volland im Luft-Zweikampf ab und der Kotterner Stürmer hatte keine Probleme, Mayer aus sieben Metern Torentfernung zu bezwingen.

Immer die Kleinen: Dachau hat gegen vermeintlich Schwächere viel zu viele Punkte abgegeben

Die Dachauer bekamen keinen Zugriff auf Spiel und Gegner und hatten in der 31. Minute Glück, dass Roland Fichtl beim Versuch, Mayer nach einem Alleingang zu umkurven, am TSV-Torwart hängen blieb. "Absolut unterirdisch" sei die erste Halbzeit gewesen, befand Dachaus Sportlicher Leiter Marcel Richter, "wir hätten 0:4 zurückliegen können." Kottern habe seiner Dachauer Mannschaft "komplett den Schneid abgekauft".

Mit Wiederanpfiff stellte Spielertrainer Fabian Lamotte auf eine Dreierkette in der Abwehr um, und der TSV stand defensiv sicherer. In Minute 59 bekam die neue Stabilität aber einen herben Dämpfer: Innenverteidiger Lamotte musste mit Gelb-Rot vom Platz. In Unterzahl bäumte sich der TSV plötzlich richtig auf, der eingewechselte Sebastian Brey machte auf der rechten Seite viel Alarm, Dominik Schäffer (73.) und Michael Zach (79.) verpassten nur knapp den Ausgleich. "Nach der roten Karte haben wir ansatzweise gezeigt, was wir können", sagte Richter. Kottern überstand die kurze Dachauer Druckphase aber und machte durch Johannes Landerer per Elfmeter-Nachschuss alles klar (93.). Oyewoie hatte vor dem Strafstoß wegen eines Fouls als letzter Mann die rote Karte gesehen.

Neu war die Situation, zu Hause gegen eine Mannschaft aus den Niederungen der Tabelle verloren zu haben, für Dachau keinesfalls; auch gegen Gundelfingen, Wolfratshausen und Hankofen hatte es Heimpleiten gegeben. "Wir tun uns oft gegen Gegner schwer, die sehr kompakt stehen und robust sind", sagte Richter. Er weiß aber auch: "Wenn du oben dabei sein und einen Schritt weitergehen willst, musst du solche Mannschaften schlagen. Gerade zu Hause." Die vielen liegen gelassenen Heimpunkte "kannst du dir nicht leisten", betonte er und rechnete vor, dass der TSV "locker zehn Punkte mehr" auf dem Konto haben könnte. Damit wäre er auch noch mitten im Aufstiegsrennen. Neben der fehlenden Konstanz während einiger Partien und der Heimschwäche gegen die vermeintlich Kleineren fehlt es dem TSV laut Richter im Kader an der "Qualität in der Breite", um ganz oben mitzuspielen. Zentrale Ausfälle wie jene von Alexander Weiser oder Christian Doll können momentan nicht aufgefangen werden. Das soll sich in der neuen Saison ändern. "Wir wollen drei, vier junge Spieler dazu holen, die den Etablierten Druck machen und von hinten anschieben", erklärte Richter. Große Änderungen werde es nicht geben, sagte der Sportliche Leiter, zu "95 Prozent" bleibe der Kader bestehen.

© SZ vom 24.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: