TSV Dachau 65:Schnelle Tore, viele Fehler

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Reaktionsschnell: Marko Todorovic, rechts, umarmt von Sebastian Brey, traf zur Dachauer Führung. (Foto: Niels P. Joergensen)

Abwehrfehler, Elfmeter verschossen, Platzverweis - der Tabellenvierte Dachau muss sich im Heimspiel gegen den TSV Rain mit einem schmucklosen 1:1-Unentschieden begnügen.

Von Christoph Leischwitz, Dachau

Als sich die Mannschaft aufwärmte, saß Fabian Lamotte im schwarzen Trainingsanzug auf der Bande und ließ die Beine baumeln. Die ersten 14 Spiele der Saison hatte der Spielertrainer 90 Minuten auf dem Feld gestanden, diesmal verfolgte er die Partie von der Bierbank auf der Tartanbahn. Ein anderer durfte für den 35-Jährigen in der Innenverteidigung ran, Merlin Höckendorff, der in seiner zweiten Saison für den TSV 1865 Dachau aber auch schon Stammspieler ist. Bisweilen gab er auch die Befehle. "Hey Alex, das nützt jetzt nichts", rief er etwa seinem Nebenmann, dem Routinier Alexander Weiser, zu, als dieser sich über seinen Pass ins Seitenaus echauffierte, weil der junge Nickoy Ricter vom Ball weggelaufen war.

Und es ist ja genau so: Es läuft lange nicht alles glatt bei den Dachauern, weder im Spiel nach vorne noch in der Abwehr, und wenn man mal ganz ehrlich ist, dann fasste am Samstag Dominik Bobinger vom TSV Rain die Partie in der zweiten Halbzeit durchaus trefflich zusammen, als er alles "zum Kotzen" fand. Aber das reichte für Dachau trotzdem für ein 1:1 (1:1) gegen Rainer eine Mannschaft, die zu Saisonbeginn als Aufstiegskandidat gehandelt worden war. Die Dachauer ziehen das durch mit dem angekündigten Umbruch, und trotz einiger Rückschläge durchaus erfolgreich. "Man hört sich vieles an, lädt zum Probetraining ein, man informiert sich, schaut Spiele. Und ein bisschen Glück braucht man dann auch, dass das mit den Spielern so gut passt", sagt der Sportliche Leiter Marcel Richter. Dieses Jahr, fügt er an, habe man besonders Glück gehabt, dass gleich so viele Spieler "charakterlich einschlagen".

Dass einige zudem auch noch sportlich so schnell einschlagen würden, war nicht unbedingt zu erwarten. Gegen Rain standen auch Burhan Bytyqi, 19, und Marko Todorovic, 22, wieder auf dem Platz. Der defensive und der offensive Mittelfeldspieler kamen bislang in allen Partien zum Einsatz, Bytyqi steht seit dem zweiten Spieltag durchgehend in der Startelf. Dabei hatten beide davor nicht annähernd Bayernliga-Erfahrung gesammelt. Todorovic strotzte vor Selbstvertrauen, als er in der zweiten Spielminute nach einem Angriff durch die Mitte plötzlich freistehend zur Führung traf. Hinter der Forderung Richters, nach dem 0:5 in Sonthofen eine schnelle Reaktion zu zeigen, konnten sie da schon einmal einen Haken machen.

Zehn Minuten später allerdings hätten mehrere Spieler die Möglichkeit gehabt, den Ausgleich zu verhindern, als Rains Maximilian Bär mit einem perfekten Chip-Ball Maximilian Käser bediente. Der scheiterte zwar im ersten Versuch an Dachaus Keeper Maximilian Mayer, traf aber per Nachschuss (12.). "Fehler wirst du überall sehen", nahm Richter die Spieler in Schutz. Gerade bei den Jüngeren sei vieles von der Tagesformabhängig. "Wir müssen sowieso froh sein, dass sie so konstant sind. Aber sie brauchen Entwicklungszeit."

Christian Doll verschießt gegen seinen alten Klub einen Elfmeter, Franz Hübl sieht Gelb-rot

Die entscheidenden, offensichtlichen Fehler machten diesmal ohnehin andere, dienstältere. Sebastian Brey, der über die rechte Seite viel Betrieb machte und zu den auffälligsten Spielern gehörte, holte in der 42. Minute mit einem flinken Haken einen Elfmeter heraus. Den aber setzte Torjäger Christian Doll halbhoch und so unplatziert an, dass Rains Torwart Kevin Maschke problemlos abwehren konnte. Vergangene Saison war Doll gegen seinen ehemaligen Klub in beiden Partien je ein Tor gelungen. Franz Hübl verschlimmbesserte die Situation nach einem selbst verschuldeten Ballverlust noch, als er beim Zurücklaufen seinen Gegenspieler foulte und Gelb-Rot sah (70.). 20 Minuten Unterzahl also in einem Spiel, das zu diesem Zeitpunkt auf beiden Seiten von Fehlern im Umschaltspiel bestimmt wurde. Kritisieren wollte Richter keinen der Spieler, lediglich den Schiedsrichter, der recht viel "Müll" gepfiffen habe. Sicher war er sich, dass es vor dem gegebenen Elfmeter einen weiteren hätte geben müssen, als Dominik Schäffer frei vor dem Tor nach einem Lupfer von den Beinen geholt wurde - sein Schuss hatte nur das Außennetz getroffen (14.).

Rain setzte einen Freistoß an den Pfosten (27.), vergab eine Riesenchance (75.) und drückte in der Schlussphase vergeblich auf den Sieg, das Remis ging aber letztlich in Ordnung. Man könne nicht jedes Mal Spektakel abliefern, sagte Marcel Richter, der Gegner sei außerdem robust und "uns körperlich voraus, die werden sicher noch unter den Top Fünf landen". Am Samstag aber konnte der Tabellenvierte Dachau diesen Sprung noch abwehren.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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