TSV 1860 München II:Lauftreff am Sonntagmorgen

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Die Reserve der Münchner Löwen macht Gegner Jahn Regensburg II durch unerklärliche Aussetzer stark und verliert verdient 0:2. Darum darf die Elf frühmorgens joggen.

Von Raphael Weiss, München

Als das Spiel vorbei war, wurde Sebastian Lubojanski noch einmal richtig laut. Dem Trainer des TSV 1860 II war der Frust über die Leistung seiner Spieler deutlich anzumerken: Fehlpässe über fünf Meter, lasches Zweikampfverhalten und leichtsinnige Ballverluste im Spielaufbau. Die 90 Minuten gegen die Reserve des SSV Jahn Regensburg strotzten nur so von individuellen Fehlern, und so musste sich die Mannschaft noch auf dem Spielfeld eine erste Standpauke anhören, die damit endete, dass der Trainer seine Spieler am Sonntag für neun Uhr morgens zum Auslaufen einbestellte. "Wir müssen endlich mal lernen, dass wir die Reife für diese Liga zeigen müssen: In Form von wach sein, seinen Job machen und die technischen und taktischen Dinge zeigen, die auf diesem Niveau gefordert sind. Und nicht so tun, als sei man besser als man tatsächlich ist", kollerte Lubojanski.

Beide Trainer waren mit einer ähnlichen Spielidee gestartet: Den Gegner früh unter Druck setzen, seinen Spielaufbau unterbinden und nach Ballgewinnen schnell umschalten. Doch schon in der Anfangsphase wurde klar, welche der beiden Mannschaften das besser umsetzen würde. Immer wieder leisteten sich die Münchner gravierende Fehler im Spielaufbau, oft ohne jeglichen Druck. Regensburg nutzte diese Schwächen und kam früh zu guten Chancen. Wie in der zehnten Minute, als Timo Spennesberger aus 20 Metern unbedrängt zum Schuss kam, der Ball aber zur Ecke abgefälscht wurde. Auf die wartete anschließend Regensburgs Johannes Kraus am Fünfmeterraum - und weil kein Münchner den 19-jährigen Außenverteidiger bedrängte und Torwart Tom Kretzschmar auf der Linie kleben blieb, köpfelte Kraus problemlos das 1:0. "Wir kriegen wieder durch individuelle Fehler das erste Gegentor - das zieht die Mannschaft natürlich runter", sagte Lubojanski.

Im Anschluss versuchte Sechzig II durch Zweikämpfe wieder in die Partie zu kommen, verlor aber weiter ein ums andere Mal leichtsinnig den Ball. Der Gegner kombinierte gefällig, aber auch reichlich verspielt. "Es lässt sich natürlich nicht vermeiden, dass der eine oder andere mal eine Hacke auspackt, aber solange das weit weg von unserem Tor passiert, ist es okay", sagte Jahn-Trainer Yavuz Ak nachsichtig. "Wir wollen das Kreative in der Offensive auch nicht allzu sehr bremsen. Aber ich bin natürlich als Trainer verantwortlich, dass die Jungs dann den Fokus wieder auf den einfachen Fußball legen."

So sahen die rund 100 Zuschauer zumindest ein unterhaltsames Spiel, während sie auf die erste Chance der Löwen warteten. 21 Minuten dauerte es, bis die Löwen einen Angriff gut zu Ende spielten und Dennis Dressel aus 20 Metern zum ersten Mal Jahn-Torwart Alexander Weidinger prüfte. Schon im Gegenzug hätten die Gäste per Konter erhöhen müssen, über die schnellen Cihangir Özlokman und Kenan Muslimovic, der auf Daniel Sabljo ablegte - doch der schob aus fünf Metern vorbei. An den Unsicherheiten im Münchner Spielaufbau änderte sich wenig, in der 35. Minute war es Mittelfeldspieler Lucas Cyriacus, der mit einem schwer zu erklärenden Fehlpass Regensburg Kraus im Mittelfeld bediente und sich anschließend von ihm ausspielen ließ. Über Muslimovic gelangte der Ball zu Tom Bögl, der ihn wunderschön aus 20 Metern zum 2:0 ins lange Eck drehte.

In der zweiten Halbzeit wurde die Partie nickeliger, Schiedsrichterin Davina Haupt musste immer wieder eingreifen und Wortgefechte und Schubsereien mit gelben Karten stoppen. 1860 kam zunehmend besser ins Spiel, hatte streckenweise die Kontrolle über Ball und Gegner. "In der zweiten Halbzeit haben wir auf Augenhöhe gespielt, konstruktiv. Und wir haben dagegen gehalten, haben und gezeigt, dass ohne diese eklatanten Fehler auch ein gutes Spiel möglich ist", sagte Lubojanski. Doch die individuellen Fehler blieben. Mal war es Sebastian Gebhart, dessen ungenauer Querpass kurz vor dem eigenen Sechzehner beim Gegner landete, mal Cyriacus, der ausrutschte, oder Marco Raimondo-Metzger, der über den Ball stolperte. So tauchten immer wieder Regensburger Spieler frei vor Kretzschmar auf, der durch gute Paraden die Vorentscheidung verhinderte.

In der Schlussphase kamen auch die Münchner zu gefährlichen Chancen. Die beste in der 87. Minute: Nach einer Ecke des eingewechselten Sammy Kittel köpfelte Dressel in Richtung Kreuzeck, doch Weidinger parierte glänzend. So blieb es beim 0:2. "Ohne die ganzen Fehler hätte das Spiel auch 0:0 ausgehen können. Wir müssen einfach wacher sein", sagte Lubojanski. Was hilft dabei besser als Joggen am Sonntagmorgen?

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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