TS Jahn München:Nicki und der große Ball

Lesezeit: 2 min

Nicole Schmidt. (Foto: Claus Schunk)

Jahn Münchens Führungsspielerin Nicole Schmidt geht zum Erstligisten Wasserburg - und versucht dort, ihren Job in München mit Spitzensport zu verbinden.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Wenn Nicole Schmidt zu einem Fastbreak startet, ist sie von der gegnerischen Abwehr nur schwer aufzuhalten. Schnelligkeit ist der große Trumpf der Basketballerin, der Zweitligist Jahn München hat davon profitiert. Acht Jahre lang, um genau zu sein, doch fortan müssen die Münchnerinnen auf die Sololäufe der Spielmacherin verzichten: Nicole Schmidt wechselt zum TSV Wasserburg, einer der ersten Adressen im deutschen Frauenbasketball. Beim deutschen Rekordmeister ist die Konkurrenz groß, doch in den vergangenen zwei Jahren hat der Klub an Dominanz eingebüßt, große Namen werden nicht mehr geholt, eine Chance für Spielerinnen wie Schmidt, die entsprechend selbstbewusst sagt: "Ich habe große Lust auf die Bundesliga."

Es ist auch höchste Zeit für einen Wechsel ins Basketball-Oberhaus, denn auch wenn man es der Spielmacherin nicht ansieht, im Dezember wird sie 30 Jahre alt. Mit acht Jahren kam Schmidt über das Germeringer Basketball-Grundschulprogramm zum SV Germering, wo sie in allen Altersklassen herausstach. Die kleine und energiegeladene "Nicki" mit den schlanken Beinen dribbelte schon frühzeitig mit dem großen Ball den Gegnerinnen Knoten in die Beine. Mit 15 Jahren debütierte sie im Frauen-Regionalligateam, zwei Jahre spielte sie zweite Bundesliga. 2010 reichte Germering die Lizenz an die TS Jahn München weiter, für die Aufbauspielerin änderte sich nichts, sie zählte auch beim Klub aus Bogenhausen zur Stammformation. Dabei überzeugte sie nicht nur als Spielgestalterin, sondern auch von der Dreierlinie, Nicole Schmidt gehörte mehrere Jahre zu den besten Distanzschützinnen der Liga.

Schmidt sah viele Mitspielerinnen kommen und gehen, Hannah Eitel, Resi Streng, Mirela Damaschek oder die Nationalspielerinnen Magdalena von Geyr, Jezabel Ohanian und Anne Delafosse, die vergangenen April ihre Karriere beendete. Den erneuten personellen Umbruch bei der TS Jahn wollte sie nicht mehr mitmachen. "Ich habe mich einfach nicht mehr in der Mannschaft gesehen", erklärte Schmidt den Wechsel, der Trainertausch von Rüdiger Wichote zu Markus Klusemann habe damit nichts zu tun: "Das war zweitrangig. Die Optionen waren aufhören oder wechseln."

Der Wechsel erhöht den zeitlichen Aufwand enorm, Schmidt wohnt nach wie vor in Germering und arbeitet als Sachbearbeiterin beim Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) in München, wo sie die Fachverbände Tanzen, Judo und Aikido betreut: "Das ist ein Fulltime-Job." Nun kommen drei bis vier Fahrten nach Wasserburg ins Training hinzu, ihr Arbeitgeber kommt Schmidt aber entgegen und ermöglicht ihr, Arbeiten im Home-Office zu erledigen. So kann sie auch mal in Wasserburg über Nacht bleiben kann. Dort habe sie "einen Übernachtungsplatz", denn mit dem Auto dauert die Anreise je nach Verkehrslage mehr als eine Stunde. Dreimal wird Schmidt trainieren, die Teamkolleginnen fast jeden Tag - und die Konkurrenz auf allen Positionen ist groß, zumal Wasserburg drei Profispielerinnen aus den USA beschäftigt: Für die Aufbauposition kam Kelly Moten.

Für die 1,68 Meter große Spielmacherin sprechen ihre schnellen Hände und Beine, Schmidt hat einen sehr explosiven ersten Schritt. Im neuen Team trifft sie in Leonie Fiebich auf eine alte Bekannte, mit ihr spielte sie zwei Jahre bei Jahn München zusammen. Fiebich hat sich jedoch bei der U-19-WM im Sommer wieder das Kreuzband gerissen, diesmal im anderen Knie, sie fällt erst einmal länger aus. "Ich will mich ausprobieren", blickt Schmidt auf den bevorstehenden Konkurrenzkampf, "ich hoffe auf genügend Spielzeit."

Elf Spielerinnen umfasst der Wasserburger Kader derzeit, Trainerin ist Sydney Parsons, ehemalige US-Profispielerin, die einige Vereinsstationen in Deutschland hinter sich hat. "Ich habe in der zweiten Liga gegen sie gespielt, als sie in Viernheim war", erinnert sich Schmidt gut. Wichtig wird sein, gesund zu bleiben, einen Kreuzbandriss hat Schmidt schon hinter sich, zuletzt machte die Achillesferse Probleme. "Es ist jetzt besser geworden", berichtet sie, dabei profitiere sie bereits von der "erstklassigen physiotherapeutischen Unterstützung", die es in Wasserburg gibt. Sie sei fit, sagt Schmidt noch, eine gute Nachricht vor dem Saisonstart am Samstag beim TK Hannover.

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: