TS Jahn München:Alte Hasen auf der langen Bank

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„Sie hat sich vorbildlich reingehauen“: Trainer Rüdiger Wichote lobte die Leistung von Marie-Anne Bohn, die sich mit vier offensiven Rebounds mutig in Szene setzte. (Foto: Claus Schunk)

Dank einer Steigerung rücken Münchens Basketballerinnen auf Platz zwei der zweiten Liga vor - und den Playoffs nah.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Der 24:31-Pausenrückstand der Basketballerinnen der TS Jahn München gegen die "Qool Sharks" aus Würzburg entzückte die Anhänger der Münchnerinnen natürlich keineswegs. Als "Low Score", das magerste Ergebnis bis dato, bezeichnete der Hallensprecher den Auftritt der Heimmannschaft. "Das wird besser", sagte Trainer Rüdiger Wichote lächelnd und wirkte entspannt, als er von der Pausenansprache zurück in die Halle kam. Er hatte seiner Mannschaft ans Herz gelegt, endlich konzentrierter zu spielen, vor allem Ballverluste zu vermeiden und besser zu treffen. Auch der Offensiv-Rebound, das Erobern der sogenannten zweiten Bälle - das ständige Manko des Teams - sollten sie konsequenter betreiben. Die Münchnerinnen kamen dann auch wie verwandelt aus der Kabine und fegten die Würzburgerinnen am Ende mit 62:50 Punkten förmlich vom Parkett. München klettert in der Tabelle auf Platz zwei der zweiten Liga und machte damit einen Riesenschritt in Richtung Playoffs.

"Der Offensiv-Rebound ist ein Schwerpunkt der vergangenen Trainingswochen gewesen", verriet Wichote hinterher. Darum hatte sich sein Assistenztrainer Marco Moroder besonders gekümmert. Vor dem Spiel hatte noch einmal Anne Delafosse, 34, die Leaderin im Jahn-Trikot, einen flammenden Appell an ihre Mitspielerinnen gehalten: "Jede von uns holt mindestens einen Offensiv-Rebound!"

Schlüssel zum Sieg: München holt sich in der Offensive acht Rebounds mehr als Würzburg

Nach zögerlichen Aktionen in Durchgang eins beteiligten sich nach der Pause fast alle Spielerinnen an dem Projekt. Centerin Anna Heise führte mit fünf gesicherten Bällen die Liste an. Gleich dahinter setzte sich Marie-Anne Bohn mit vier Rebounds mutig in Szene. "Wir hatten eine sehr gute Trainingswoche und konnten endlich mal Fünf gegen Fünf spielen", meinte Bohn. Wichote war mit ihrem Engagement überaus zufrieden: "Sie hat sich vorbildlich reingehauen und mit hoher Intensität gespielt." Am Ende hatten sich die Münchnerinnen in der Offensive 18 Rebounds gegriffen, acht mehr als die Gäste aus Würzburg - ein Schlüssel zum letztlich deutlichen Sieg.

Die zumindest nach der Halbzeitpause eindrucksvolle Offensive kombiniert mit einer konzentrierten Verteidigung, die im dritten Viertel nur sechs gegnerische Punkte zuließ, waren die Trümpfe der TS Jahn. Plötzlich funktionierten auch die einstudierten Systeme der Münchnerinnen. Fehlpässe gab es nicht mehr und die Körbe wurden gekonnt herausgespielt. Die schönste Kombination fand zwischen Delafosse und Christina Schnorr statt, die den Ball schließlich im Korb unterbrachte. Delafosse reckte danach jubelnd die Faust hoch. "Das war die Erfahrung der alten Hasen", kommentierte Schnorr, 26, den gelungenen Coup. Zudem eröffneten in der Defensive abgefangene Bälle Tempogegenstöße und regelmäßig leichte Punkte. Auf der Spielmacher-Position wechselten sich Jella Molz und die wieder genesene Nicole Schmidt ab. "Sechzehn Minuten lang haben wir in der zweiten Halbzeit gegen einen guten Gegner vorzügliches Basketball gespielt", resümierte Trainer Wichote.

Was dem Trainer vor allem gefiel, war die "lange Bank". So konnte er seinen Stammkräften wie Delafosse, Heise, Schnorr oder Topscorerin Emily Bessoir (13 Punkte, sieben Rebounds) ohne Substanzverlust eine Pause gönnen. Zu den Akteurinnen, die sofort ins Spiel fanden, gehörte auch Verena Seligmann. "Wahnsinn, wie sie immer wieder die richtigen Entscheidungen trifft", lobte Wichote. "Wir haben in der zweiten Halbzeit schönes Teamplay gezeigt", sagte Seligmann und gab das Kompliment bescheiden an die Mannschaft zurück. Nach diesem Sieg dürfen die Münchnerinnen das Ticket für die Playoffs der besten vier Mannschaften der 2. Bundesliga Süd schon einmal reservieren. Platz zwei hinter dem bisher ungeschlagenen Bundesligaabsteiger Heidelberg scheint auch am Ende möglich.

© SZ vom 28.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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