Tischtennis:Verfrühter Aschermittwoch

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Zweitligist Fürstenfeldbruck rutscht auf vorletzten Tabellenplatz ab

Von Andreas Liebmann, Fürstenfeldbruck

In der Sporthalle des TTC Jülich ging es am Sonntag zu wie fast immer in der zweiten Tischtennis-Bundesliga. 70 Menschen saßen darin und applaudierten ein wenig. Nur von draußen drang immer wieder Lärm hinein, der daran erinnerte, dass sich Jülich zwischen Aachen und Köln befindet, zwischen zwei Karnevalshochburgen. Draußen zogen Jecken vorbei. Beim Einmarsch beider Teams und in der Pause erklang auch in der Halle etwas Faschingsmusik, "das war ganz nett", fand Rudi Lutzenberger, der Teammanager der Gäste vom TuS Fürstenfeldbruck. "Nur für uns war eher Aschermittwoch."

2:6 verlor sein Quartett bei einem der Spitzenteams, das damit vorerst die Tabellenführung übernahm. Das kam nicht unbedingt überraschend, die Auswirkungen gefielen Lutzenberger jedoch gar nicht. Fürstenfeldbruck ist in der Zehnerliga auf Rang neun abgerutscht. Weil sich Erstligist Frickenhausen zur nächsten Saison aus der ersten Liga zurückziehen (und keine zwei Zweitligateams betreiben) will, dürfte auch Rang neun zum Klassenerhalt reichen, ansonsten wäre er ein direkter Abstiegsplatz. Lutzenberger macht das nachdenklich. "Wir können ja nicht jedes Jahr darauf setzen, dass einer zurückzieht."

Die Saison verlief bislang enttäuschend für seinen Klub. In der Vorrunde hatte Florian Schreiner an Position zwei viel Pech in fünften Sätzen, an Position vier blieb der Kroate Filip Cipin, 21, mit zwei Einzelsiegen in elf Partien weit hinter den Erwartungen. Nur der Serbe Bojan Crepulja, 23, wirkte solide. Und nach der Winterpause? Bleibt Crepulja solide, Cipin (4:3) hat sich etwas gesteigert (was Lutzenberger mit den Worten "Schlechter ging's ja kaum" kommentiert), und Schreiner: hat viel Pech in fünften Sätzen. Nur drei von 13 hat er gewonnen, was seine katastrophale Einzelbilanz (5:20) erklärt. In Jülich lief es wie fast immer: Gegen die gegnerische Nummer eins, den Belgier Lauric Jean, Nummer 223 der Welt, lag er mit 2:0 Sätzen vorne, dann ging er im dritten Durchgang 2:11 unter. "Immer diese Löcher", haderte Lutzenberger, "so baut man seine Gegner auf." Jean gewann ebenso in fünf Sätzen wie später Hermann Mühlbach, obgleich Schreiner dessen trickreiche Aufschläge besser erkannte als in der Vorrunde. Der größte Unterschied zur passablen Hinserie ist allerdings die Nummer eins des TuS, der Taiwanese Lee Chia-Sheng. Der hatte die beste Vorrundenbilanz der Liga abgeliefert, seit der Winterpause ist er kaum wiederzuerkennen. "Er ist viel passiver, überlässt seinem Gegner zu oft die Initiative", weiß Lutzenberger. Gegen Mühlbach genügte das, gegen Jean nicht. "Er wirkt fast so, als hätte er mit Europa schon abgeschlossen."

Lee wird nach Saisonschluss nach Taiwan zurückkehren, das steht bereits fest. Auch eine zweite Änderung ist klar: Schreiner wird nach seinen Abiturprüfungen nach Saarbrücken ziehen und in der Gruppe seines Sponsors trainieren. Ob er dann weiter für Fürstenfeldbruck antritt, ist unklar. "Wir suchen auf alle Fälle eine Nummer eins", sagt Lutzenberger. Umdenken muss er sowieso. Bisher kooperierte der Verein mit dem Bayerischen Tischtennis-Verband, an dessen Leistungszentrum in Bad Aibling seine Zweitligaspieler angebunden waren. Das hing mit Schreiners Förderung durch den Verband zusammen und ist künftig hinfällig. Ohnehin waren weder Schreiner noch der TuS mit den Trainingsbedingungen zufrieden. "Andere junge Spieler haben viel mehr Fortschritte gemacht", stellt Lutzenberger fest. Der gemeinsame Trainingsstandort hatte sich nicht wie erhofft ausgezahlt. Künftig könnten Cipin und Crepulja, falls sie bleiben, in Zagreb trainieren, Schreiner in Saarbrücken. Und die neue Nummer eins, wer weiß? Sicher irgendwo zwischen Shandong, Aachen, Köln und Rio.

© SZ vom 17.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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