Tischtennis 2. Liga:Lehrreiches Anschauungsmaterial

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Bei der 4:6-Heimniederlage gegen den TTC Weinheim findet nur Fürstenfeldbrucks Spitzenspieler Lee Chia-Shen zu seiner Form. Florian Schreiner enttäuscht dagegen seinen Trainer

Von Matthias Schmid, Fürstenfeldbruck

Lee Chia-Shen applaudierte unentwegt, er kommentierte fast jeden Ballwechsel von Filip Cipin. "Come on", auf geht's, rief der taiwanesische Spitzenspieler seinem Teamkollegen immer wieder auf Englisch zu. Die verbale Unterstützung half am Sonntag aber nichts, im entscheidenden Spiel verlor der Kroate gegen Dennis Klein in vier Sätzen. Am Ende musste sich Tischtennis-Zweitligist SC Fürstenfeldbruck dem TTC 1946 Weinheim 4:6 geschlagen geben. Es war nach dem überraschenden Auftaktsieg in Bad Königshofen die erste Niederlage in der noch jungen Saison. "Wir sind heute nicht so in die Spiele hineingekommen", haderte Brucks Abteilungsleiter Rudolf Lutzenberger.

Selbst Lee, der am ersten Spieltag alle seine Matches gewonnen hatte, musste diesmal - zumindest im Doppel - richtig kämpfen, um nicht als Verlierer an der Seite von Florian Schreiner den Tisch zu verlassen. Es war so eng, dass sie sogar gegen Björn Baum und Dennis Klein zwei Matchbälle abwehren mussten. In den Einzeln war es für Lee dagegen viel weniger aufregend. Gegen den ehemaligen Nationalspieler Jörg Schlichter hatte er nur im ersten Satz Probleme; nachdem er diesen verloren hatte, gewann er die folgenden drei mühelos. "Lee hat gezeigt, dass er in Königshofen nicht nur einen guten Tag hatte, sondern dass er diese Leistung regelmäßig abrufen kann", lobte Lutzenberger den 19-Jährigen. Auch im Spitzeneinzel gegen den Belgier Robin Devos begeisterte er die Zuschauer und rief bei ihnen einige Ahs und Ohs hervor. Dabei findet Brucks Trainer Andras Podpinka Lees Spiel gar nicht so spektakulär. "Er muss noch härter schlagen lernen", sagte der ehemalige WM-Zweite, "aber seine große Stärke ist, dass er kaum einen leichten Fehler macht."

Das und seine Nervenstärke wird er im Rücklauf selbst noch mal betrachten können. Er nimmt mit seiner eigenen Videokamera seine Partien alle auf. "Für meinen Trainer zu Hause", sagt Lee mit einem Lächeln. Gegen Devos wehrte er im zweiten Satz fünf Satzbälle ab, um diesen am Ende noch 15:13 zu gewinnen. "Ich habe ganz gut gespielt", sagte er selbst. Das konnte sein Doppelpartner wahrlich nicht von sich behaupten. Florian Schreiner, 18, gelang nach dem Sieg im Doppel nicht mehr viel. Er war sowohl gegen Devos als auch gegen Schlichter chancenlos. Gegen den dreimaligen deutschen Meister im Doppel gewann er sogar nur neun Punkte. Und was Podpinka besonders missfiel, war Schreiners Einstellung. "Einen schlechten Tag kann jeder mal haben, aber dann muss man wenigstens kämpfen", kritisierte der Trainer. Schreiner versuchte aber erst gar nicht, sich gegen die Niederlage zu wehren. Er ließ alles geschehen und war nur froh, als die Vorführung im doppelten Sinne schnell vorbei war.

Verunglücktes Heimdebüt: SC-Zugang Filip Cipin verlor gegen Weinheim beide Einzel und sein Doppel. (Foto: Günther Reger)

Die Weinheimer entwickeln sich für die Brucker immer mehr zu einer Art Angstgegner. Noch nie in der zweiten Liga konnten die SC-Spieler ein Heimspiel gegen die Badener gewinnen. Doch ausgerechnet in Weinheim holten sie in der vergangenen Saison mit einem unerwarteten 6:1 noch den Klassenverbleib. Zukunftsweisend wird an diesem Montag auch die Versammlung der Tischtennisabteilung werden. Die Mitglieder müssen darüber abstimmen, wie es nach der Loslösung vom Hauptverein weitergehen soll. Zwei Szenarien stehen zur Wahl: Entweder sie gründen einen neuen Verein oder sie schließen sich dem TuS Fürstenfeldbruck an. "Es gibt gute Gründe für beide Optionen", sagt Lutzenberger diplomatisch. Fest steht bisher nur, dass der Klub in jedem Fall zum 1. Januar 2015 einen Förderverein ins Leben rufen möchte. "Da ist ein wichtiger Schritt, um auch in Zukunft in der zweiten Liga spielen zu können", sagt Lutzenberger.

Lee Chia-Shen wird die Zukunft des Klubs weniger interessieren. Er hat andere Probleme. Er möchte das neueste Video von seinen Auftritten so schnell wie möglich seinem taiwanesischen Nationaltrainer zukommen lassen.

© SZ vom 15.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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