Tennisclub Iphitos München:"Wir sehen uns nicht auf Augenhöhe mit Wimbledon"

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Peter Bosch, Vorsitzender des MTTC Iphitos, über die Vorgabe, auf den vorderen Plätzen seines Klubs nur in Weiß zu spielen

Interview von Matthias Schmid

Peter Bosch, 41, ist Vorsitzender des MTTC Iphitos und seit 32 Jahren Mitglied des ältesten und mitgliederstärksten Tennisklubs in Bayern. Er ist Traditionalist und erklärt der SZ, warum man in besser in weißer Kleidung spielt - und weshalb es für Neumitglieder vorab ein persönliches Gespräch mit dem Vorstand gibt.

SZ: Herr Bosch, liegen bei Ihnen bunte Tennishemden im Schrank?

Peter Bosch: Nein, ich bevorzuge es, in Weiß zu spielen.

Stimmt es, dass Spieler bei Iphitos vom Platz geschickt werden, wenn sie nicht in weißer Spielkleidung aufschlagen?

Es geht bei uns weniger um Kontrolle, als um einen gemeinsamen Geist, um eine Haltung, die auch den besonderen Flair unseres Klubs ausmacht. Wir sind ein Tennisverein, dem Traditionen wichtig sind und der sie seit 1892 pflegt. Tennis ist nun mal der weiße Sport und deshalb sollen und vor allem wollen unsere Mitglieder auch in Weiß spielen. Aber wir schicken niemanden vom Platz, das tun wir ja auch nicht, wenn einer eine schlechte Vorhand spielt. Ich finde, dass weiße Kleidung auf dem roten Untergrund sehr viel eleganter aussieht und man damit auch besser spielt.

Roger Federer dürfte bei Ihnen also nicht in einem roten oder mintgrünen Hemd auflaufen?

Auf den hinteren Plätzen schon, aber auf den vorderen, bei unserem Klubhaus gelegenen, ist es uns wichtig, dass in Weiß gespielt wird. Und Federer würde bei uns bestimmt sein weißes Outfit anziehen, das er in Wimbledon oder dieses Jahr bei den French Open trug. Viele Menschen sind uns ja genau deshalb beigetreten, um die besondere Atmosphäre erleben zu dürfen.

Es soll aber Mitglieder geben, die die Kleiderordnung für absolut überzogen und aus der Zeit gefallen halten.

Das kann ich mir nicht vorstellen, wir haben erst vor drei, vier Jahren in einer Mitgliederversammlung noch mal darüber abgestimmt. Eine überwältigende Mehrheit votierte für die weiße Spielkleidung. Und wer das nicht will, wird sich den MTTC Iphitos nicht als seinen Tennisklub aussuchen.

Wollen Sie ein bisschen Wimbledon-Chic nach München bringen?

Wir sehen uns nicht auf Augenhöhe mit Wimbledon, Queens oder Monte Carlo, wo überall in Weiß gespielt werden muss. Aber als Mitglied des Leading Tennis Clubs (Zusammenschluss der größten und exklusivsten Tennisvereine Deutschlands, u.a. Blau-Weiss Berlin, Rochusclub Düsseldorf, Grün-Weiss Mannheim, Anm. d. Red) fühlen wir uns der Tradition des Tennissports verpflichtet. Uns geht es dabei um eine Wertegemeinschaft, in der man sich an eine bestimmte Etikette wie Fairness und Offenheit halten muss. Zum Beispiel muss jedes neue Mitglied vorab auch ein persönliches Gespräch mit dem Vorstand führen.

Ist das ein Bewerbungsgespräch?

Nein, uns ist aber wichtig, dass sich die Mitglieder im Klub alle per Handschlag und mit Namen begrüßen und sich gegenseitig vorstellen. Wir schätzen keine Anonymität, wir wollen das Miteinander fördern, damit auch jeder schnell einen geeigneten Spielpartner findet. Wir sind eine offene Gemeinschaft, die die Neuen mit offenen Armen empfängt.

Bei den Zweitligaspielen der Männer in dieser Saison müssen Sie als Besucher entgeistert die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben, weil bei den Gegnern nicht mal die Socken weiß waren.

Darauf haben wir leider keinen Einfluss. Bei den BMW Open oder der Verbandsrunde wird nach den Regeln der ATP oder des DTB gespielt, und da ist die weiße Kleidung leider nicht vorgeschrieben. Selbstverständlich halten wir uns daran.

Und wie reagieren eigentlich Kinder und Jugendliche auf die Kleiderordnung, denen die Klamotten ja nicht schrill und bunt genug sein können? Ist die weiße Spielkleidung da nicht hinderlich, um junge Mitglieder für den Tennissport begeistern zu können?

Überhaupt nicht, die sind sogar am stolzesten darauf, weiße Tenniskleidung mit dem Iphitos-Logo tragen zu dürfen. Manche von ihnen ziehen sie sogar auch zu Hause nicht mehr aus und tragen sie wie eine Trophäe spazieren. So etwas sieht man sonst eigentlich nur mit dem Bayern-Trikot.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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