Rudolf Molleker:"Sehr gutes Fundament"

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Rudolf Molleker sei „der vielleicht beste 18-Jährige der Welt“ – sagt Boris Becker. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der 18-Jährige zeigt beim Münchner Turnier, warum er als das derzeit größte deutsche Tennis-Talent gilt.

Von Max Ferstl, München

Rudolf Molleker legt ein Steak auf den Grill, es zischt und dampft. Bevor es anbrennt, wendet er das Stück, die Kamera filmt ihn dabei. Mittwochmittag vor dem Klubhaus des MTTC Iphitos München, ein gewöhnlicher PR-Termin bei den BMW Open, dem traditionsreichen Münchner Tennisturnier. Ungewöhnlich ist allerdings, dass Molleker die Grillzange führt. Er ist erst 18 Jahre jung, 157. der Weltrangliste - und trotzdem schon eine relevante Person im deutschen Tennis.

Rudolf Molleker ist derzeit das aufregendste Talent des Landes. Er hat am Dienstagabend die erste Runde beim Münchner Turnier gewonnen, 7:6, 4:6, 6:4 gegen den Rumänen Marius Copil. Er spielte so, wie man gegen den hoch aufgeschossenen Gegner spielen muss: aggressives Tennis, ohne zu viel Risiko zu wagen. Geschickt manövrierte er den hünenhaften Copil über den Platz. Ließ sich nicht entmutigen, als dieser ihm den zweiten Satz abnahm. Blieb auch dann bei seinem Plan, als im letzten Spiel "die Hand kurz gezittert hat", wie er sagt.

Die Beobachter der Tennisszene sind angetan von dem 1,85 Meter großen Schlaks aus Oranienburg bei Berlin. Er sei "der vielleicht beste 18-Jährige der Welt", sagte Boris Becker vor Kurzem der Stuttgarter Zeitung. Nominell besser ist nur der Kanadier Felix Auger-Aliassime auf Platz 30 der Weltrangliste, den viele für einen prägenden Spieler der Zukunft halten. Turnierdirektor Patrik Kühnen hebt Mollekers "stabiles Grundlinienspiel" hervor und dessen Anspruch, es in die Weltspitze zu schaffen: "Es ist ein sehr gutes Fundament, das man natürlich noch ausbauen muss."

In München ist Molleker mithilfe einer Wildcard ins Hauptfeld gekommen, einem Startplatz des Veranstalters. Kühnen sieht sich durch dessen Erfolg gegen Copil in seiner Wahl bestätigt. Molleker hat gezeigt, dass er mithalten kann. Drei Matches hat er schon bei ATP-Turnieren gewonnen, alle drei in Deutschland. "Ich liebe es, in Deutschland zu spielen, dieses Heimatgefühl", sagt Molleker. Die Zuschauer schauen ihm offenbar gerne zu. Er ist auf dem Platz kein buddhistischer Mönch, der seine Emotionen wegsperrt. In seiner ersten Runde ballte er immer wieder die Faust, schrie Freude oder Wut heraus. Man kann schon mit ihm mitleben und -leiden. Platz eins, ein Nebenplatz, war trotz der abendlichen Kälte dicht besetzt.

Molleker erlebt zurzeit die beste Phase seiner Saison. Es gab auch andere: In Australien gelang ihm zwar die Qualifikation für ein Grand Slam. Doch es knirschte zwischen dem Deutschen Tennisbund und dem Talent. Molleker arbeitet seit einiger Zeit außerhalb der DTB-Strukturen, gerade ist er sogar ganz ohne Coach unterwegs. In München begleiten ihn Freunde. "Ich mag das", sagt er. Zwar laufe die Trainersuche. Er habe aber keine Eile.

Es läuft ja auch so. Am Donnerstag trifft Molleker auf den an vier gesetzten Spanier Roberto Bautista Agut. Er wird auf dem Centercourt stehen. Dort, wo die wichtigsten Spiele stattfinden.

© SZ vom 02.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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