Tennis in Großhesselohe:Ein Traum auf Sand

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Die Isar Open sind schon bei ihrer Premiere eines der größten deutschen Tennisturniere der Challenger-Ebene. Entstanden sind sie fast aus dem Nichts. Trotzdem sind zahlreiche deutsche Spitzenspieler am Start.

Von Matthias Schmid, Pullach

Sein Mobiltelefon ist in diesen Tagen der treueste Begleiter von Dominik Schulz. Ständig klingelt es, manchmal sind es nur ganz kurze Nachfragen. So wie in diesem Fall am Montagmorgen, als der deutsche Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann draußen vor der Anlage steht und um eine Freikarte bittet. Diesem Wunsch kommt Schulz gerne nach und rennt zum Zelt, wo die Tickets ausliegen. Der Turnierdirektor der Isar Open, dem neuen Tennis-Weltranglistenturnier beim TC Großhesselohe, kümmert sich nicht nur um die Belange der Profis oder die Spielansetzungen, er besorgt eben auch Karten oder weist die Ballkinder ein, wenn gerade niemand anderes Zeit hat. "Ich bin irgendwie für alles zuständig", sagt Schulz. Das gilt auch für seine beiden Partner Maximilian Schnabel und Alessandra Trenkle. Das Trio hat innerhalb weniger Monate an der Pullacher Straße etwas geschaffen, was für viele Tennisklubs in Deutschland ein Traum bleibt. Sie organisieren ein Tennisturnier mit Weltklassespielern.

Dabei war ihr Ansatz durchaus ein Wagnis, als sie im Februar des vergangenen Jahres die Idee hatten, ein weiteres sogenanntes Challenger-Turnier in Deutschland zu veranstalten. Sie haben bei ihrer Premiere nicht klein angefangen, wie man das normalerweise macht, um sich dann in Ruhe weiterentwickeln und vergrößern zu können. "Sie sind gleich ganz groß eingestiegen", stellt Kohlmann anerkennend fest, der selbst schon viele Turniere weltweit gesehen hat. Gemeinsam mit Braunschweig sind die Isar Open nun auf Anhieb der größte Wettbewerb dieser Kategorie in Deutschland, mit 127 000 Euro ist die Veranstaltung der zweitklassigen Profiserie dotiert, 125 Weltranglistenpunkte bekommt der Sieger. "Wenn wir was machen, wollten wir es richtig machen", erklärt Schulz. "Denn in München kann man nur Erfolg haben und die Zuschauer von etwas begeistern, wenn man es größer aufzieht."

Der frühere Profispieler komplettierte das Team, als Schnabel und Trenkle im TC Großhesselohe schon den passenden Ort für ihr Ansinnen gefunden hatten. Schnabel, Mitorganisator des Neckar Cups in Heilbronn, und Trenkle, die bei einer Werbeagentur arbeitet, kennen und schätzen sich schon länger und wollten etwas gemeinsam auf die Beine stellen. "Am liebsten in München", wie Trenkle erzählt, wo sie lebt. Auf der Anlage an der Pullacher Straße fanden sie ideale Voraussetzungen und in dem Präsidenten Bernard Eßmann einen Menschen, der von Anfang an von ihrer Idee begeistert war und ihnen Schulz als Turnierdirektor nahelegte.

Die größte Schwierigkeit bestand anschließend darin, binnen weniger Monate aus dem Nichts so viel Geld aufzutreiben, dass auch die Spielerorganisation ATP von dem Konzept überzeugt war und ihnen die Lizenz erteilte. Fast 400 000 Euro sind es am Ende geworden. Wie sie die Anlage dann mit dem 2000 Zuschauer fassenden, mobilen Center Court, einer Musikbühne und den kleinen Essens- und Verkaufsständen ummodelliert haben, imponiert auch den Spielern: "Halleluja, ist der Hauptplatz groß geworden", staunt etwa der Münchner Profi Matthias Bachinger. Dass sie nun nicht mehr aus der Fantasie heraus die Sponsoren überzeugen müssen, sondern ihnen etwas Reales vorführen können, finden die drei Organisatoren ganz wichtig. Denn viele potenzielle Geldgeber waren zunächst vorsichtig und stellten erst im zweiten Jahr feste Zahlungen in Aussicht. Sie wollten erst die Premiere abwarten.

Aber wie es nun aussieht, wird das Turnier fast ein Selbstläufer, zumindest sportlich. Schulz kann nicht nur in Martin Klizan den aktuellen Kitzbühel-Sieger präsentieren, sondern auch zahlreiche deutsche Spitzenspieler wie Jan-Lennard Struff, Florian Mayer, Yannick Hanfmann und Kevin Krawietz, der sich im Doppel auf Rang 77 der Weltrangliste vorgespielt hat. Dass der Zweitligaspieler des TC Großhesselohe auch vom Einzel etwas versteht, zeigte er am Montag, als er das Finale der Qualifikation gewann, weshalb er nun im Hauptfeld mitmischen darf. Bei seinem Spiel brannte die Sonne so herab, dass einige der Zuschauer Regenschirme aufspannten. Den Termin nach dem letzten großen europäischen Sandplatzturnier in Kitzbühel konnten die Veranstalter nicht beeinflussen. "Aber er hat sich als Glücksfall herausgestellt", findet Schulz. Viele Sandplatzliebhaber können so ihre Saison auf ihrem Lieblingsbelag verlängern, ehe sie in die USA aufbrechen, wo die Hartplatzsaison schon begonnen hat.

© SZ vom 07.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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