Tennis-Club Ismaning:Knapp drin

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Starke Bilanz: Daniel Baumann, 20, gewann fünf von sieben Einzeln. "Er hat einen Riesensprung gemacht", sagt Mannschaftsführer Rainer Gerhard. (Foto: Claus Schunk)

Dem TC Ismaning glückt hauchdünn die Rückkehr in die Tennis-Regionalliga. Ohne Verstärkung aus der Weltrangliste wird er dort kaum bestehen

Von Matthias Schmid, Ismaning

In wenigen Tagen wird Rainer Gerhard 33 Jahre alt. Er hat als Tennisspieler schon einiges erlebt. Mit 18 Jahren war er beispielsweise ein hoffnungsvolles Talent, das sich in der Junioren-Weltrangliste bis auf Rang 511 hochgespielt hatte. Aus der großen Profikarriere ist allerdings dann nichts geworden, er hat nie in Wimbledon, New York oder Paris aufgeschlagen. Die kurze Periode auf der Juniorentour war dennoch ein lehrreicher Lebensabschnitt, er weiß nun, wann es Zeit wird, den Jüngeren Platz zu machen. Gerhard mag nicht mehr in der Regionalliga antreten. "Im Einzel kann ich da nicht mehr mithalten", sagt der Spieler vom TC Ismaning. Ganz hört Gerhard allerdings nicht auf. "In der zweiten Mannschaft spiele ich weiter", sagt er. In der Bezirksliga.

Dass er auf höchstem Niveau in Bayern noch mithalten kann, hat er in der gerade beendeten Sommerrunde bewiesen. Er hat in der Bayernliga mehr Einzel gewonnen als verloren, im Doppel blieb er sogar ungeschlagen. Gerhard war maßgeblich daran beteiligt, dass Ismaning den Wiederaufstieg geschafft hat, dank der besseren Matchbilanz gegenüber dem TC Piding. "Wir sind glücklich, dass wir in die Regionalliga zurückkehren", sagt Mannschaftsführer Gerhard.

Kurz haben sich die Spieler nach dem letzten Spieltag und dem 21:0-Sieg beim TC Schießgraben Augsburg schon über die neue Saison ausgetauscht. Der Stamm der Mannschaft bleibt zusammen. So viel steht fest. Doch welchen finanziellen Spielraum Gerhard bei der Kaderplanung bekommt, ist ungewiss. "Da muss ich erst noch mit dem Vorstand reden", sagt er. Gerhard hat genaue Vorstellungen davon, wie die Mannschaft in der Regionalliga aussehen soll. "Wir brauchen eine starke Nummer eins", sagt er: "Sie sollte in der Weltrangliste so um Platz 600 herum stehen."

Mit seiner Forderung will er die Leistung von Daniel Baumann nicht herabstufen, der bisher die Spitzenposition innehatte, im Gegenteil. "Daniel hat in dieser Saison einen Riesensprung gemacht." Der 20 Jahre alte Jungprofi, der in der Tennisbase in Oberhaching trainiert, hat fünf seiner sieben Einzel gewonnen. Doch der Unterschied zwischen Bayernliga und Regionalliga sei "enorm", sagt Gerhard. Er weiß, wovon er spricht. Bis zum Abstieg im vergangenen Sommer war Ismaning zehn Jahre lang Mitglied der dritthöchsten deutschen Klasse. Er hofft, dass der TCI einen Ausländer finden kann, der sich dazu verpflichten lässt, im Juli überwiegend in der Liga zu spielen statt um den Globus zu tingeln. Der späte Saisoneinstieg kommt Ismaning ohnehin entgegen. Da Marko Krickovic in den USA studiert und am College Tennis spielt, ist er erst im Juni verfügbar. In diesem Jahr kehrte er rechtzeitig zurück, um gegen den TC Wolfratshausen in den Einzeln auszugleichen. Denn eine zweite Niederlage hätten sich die Ismaninger in dieser Saison nicht erlauben dürfen, nachdem sie schon im ersten Saisonspiel in Piding das Nachsehen hatten. Der Sieg in Wolfratshausen war das Schlüsselspiel. "Sonst wären wir am Ende nur Dritter oder Vierter geworden", sagt Gerhard.

Doch auch so war die Meisterschaft keine Selbstverständlichkeit. Ismaning stand während der Saison nur ein Mal auf dem ersten Tabellenplatz - nach dem letzten Spieltag. "Um aufzusteigen, benötigt man auch ein Quäntchen Glück", betont Gerhard. Das hatte der Klub auch im letzten Spiel in Augsburg. Drei Partien entschieden die Ismaninger erst im Match-Tiebreak des dritten Satzes für sich. Zwei Niederlagen mehr - und Piding wäre aufgestiegen. Darüber hinaus half Ismaning die besondere Arithmetik im Doppel. Seit zwei Jahren zählen im bayerischen Spielbetrieb diese Siege dreifach. "Und wir sind ein doppelstarkes Team", sagt Gerhard. In der Regionalliga wird indes wieder anders gezählt, ein Sieg im Doppel ist nur einen Punkt wert. Nicht nur deshalb ringt Rainer Gerhard noch ein wenig mit sich, ob er im nächsten Sommer vielleicht doch das eine oder andere Mal mitspielt: "Im Doppel muss ich nicht so viel laufen und profitiere sogar noch von meinem hohen Alter."

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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