TC Großhesselohe:Gute Karten für den Klassenerhalt

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Noch ohne Sieg, aber zu Hause ungeschlagen: Der Aufsteiger kann den Verbleib in der Bundesliga klarmachen.

Von Ralf Tögel

Dass Christopher Kas sehr zuversichtlich auf dieses Wochenende vorausgeblickt hat, das kann nun wirklich niemanden überraschen. Der 39-Jährige tourte jahrelang als Tennisprofi über den Globus, gewann ein paar ATP-Turniere, war im Doppel mal die Nummer 17 der Weltrangliste, ist mittlerweile Trainer der deutschen Weltklassespielerin Mona Barthel, zudem Teammanager des Erstligisten TC Großhesselohe. Und Christopher Kas ist und war immer: Berufsoptimist. "Wir haben es selbst in der Hand, die Stimmung in der Mannschaft ist richtig gut und wir wollen spätestens im Heimspiel am Sonntag alles klar machen": Was man halt so sagt als Christopher Kas. Der schlimmste Fall? Zwei Niederlagen am Freitag und am Sonntag und dann der mögliche Abstieg in die zweite Tennis-Bundesliga? "Damit befasse ich mich doch nicht", sagt Kas sofort, "warum auch?"

In der Tat spricht vieles für den am Isarhochufer malerisch gelegenen Klub in der Gemeinde Pullach. Zunächst muss der Aufsteiger am Samstag beim TK Blau-Weiss Aachen antreten, ehe die Saison mit einem Heimspiel am Sonntag gegen den TC Weinheim auf der heimischen Anlage abgeschlossen wird. Lösbare Aufgaben, wie der Blick auf die Tabelle offenbart: Aachen ist als abgeschlagenes Schlusslicht bereits abgestiegen, Weinheim rangiert punktgleich direkt hinter Großhesselohe auf Platz acht in der Zehnerliga. Zwei Mannschaften steigen ab, Vorletzter ist derzeit Köln, aber nur einen Punkt schlechter als der TCG. Das Drehbuch des Teammanagers sieht nun vor, bei den Nordrhein-Westfalen zu punkten und dann auf der heimischen Anlage vor großer Kulisse die kommende Saison in der deutschen Eliteliga zu buchen.

Doppel-Spezialist Kevin Krawietz ist mit Andreas Mies in Übersee

Auf Punkteteilungen scheinen die Münchner ohnehin spezialisiert zu sein. Fünf der bisher sieben Partien endeten mit einem 3:3-Remis. Als weiteres Indiz für ein gutes Saisonende darf gelten, dass der TCG bisher auf eigener Anlage nicht verloren hat - die beiden Niederlagen gab es jeweils auf fremdem Terrain. Außerdem war die Mannschaft bislang nicht gerade vom Glück verfolgt, oft waren die Spieler von einem Sieg nur ein paar Bälle entfernt - ganze 13 Match-Tiebreaks gingen knapp verloren.

Chancen intakt: Der Pole Kamil Majchrzak soll am Wochenende mithelfen, dass der TCG auch in der kommenden Saison erstklassig spielen darf. (Foto: Claus Schunk)

Dann wäre da noch das Personal, das die Zuversicht des Teammanagers stützt. Kas höchstselbst hat die Mannschaft zusammen mit dem Sportlichen Leiter Bernard Eßmann zusammengestellt, ein bisschen Fachverstand darf man ihm aufgrund seiner Vita schon zugestehen. Nikoloz Basilashvili wird allerdings nicht dabei sein. Großhesselohes Nummer eins, in der Weltrangliste an Position 17 notiert, stimmt sich wie das Gros der Weltklassespieler derzeit auf den Hartplatzturnieren in Übersee auf die bevorstehenden US Open ein. Zwar ist der Georgier gerade gegen Alexander Zverev beim ATP-Turnier in Montreal gescheitert, ein Zwischenstopp in Großhesselohe ist aber nicht geplant. Ähnliches gilt für die in der TCG-Setzliste folgenden Spieler. Beim Österreicher Dennis Novak und dem Polen Kamil Majchrzak sind die Chancen auf ein Mitwirken immerhin intakt. Mathias Bachinger, Großhesselohes Nummer vier, ist gerade bei den Schwaben Open in Augsburg an zwei gesetzt gegen Yannick Hanfmann ausgeschieden. Er wäre nach Lage der Dinge verfügbar. Peter Gojowczyk, der beim ATP-Turnier in Washington noch ins Halbfinale eingezogen war, ist in Montreal ebenfalls kürzlich gescheitert, ein Einsatz der Nummer fünf des TCG in der Bundesliga also ebenfalls denkbar. Doppel-Spezialist Kevin Krawietz dagegen ist mit Partner Andreas Mies ebenfalls in Übersee, für die French-Open-Sieger haben die US Open Priorität.

Für die Zuschauer hat der Teammanager ein Versprechen parat

Wer also letztlich auf dem Platz steht, ist noch nicht sicher: "Ich habe die Mannschaft schon im Kopf", sagt Kas, ein, zwei Positionen seien "noch nicht ganz fix." Es ist eine neue Situation für Kas, denn im Gegensatz zum Vorjahr in der zweiten Bundesliga ist mit der Klasse der Spieler auch die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass diese bei internationalen Turnieren im Einsatz sind. Dementsprechend ergibt sich die Aufstellung, dementsprechend flexibel muss der Teammanager agieren. Außerdem will sich Kas nicht zu tief in die Karten blicken lassen, schließlich geht es um den Klassenerhalt. Er wisse schon, "dass die gegnerischen Klubs das ganz genau beobachten". Bei allem Taktieren kommt den hinteren Positionen in der Endphase der nationalen Liga folglich eine steigende Bedeutung zu, diesbezüglich hat Großhesselohe seine Hausaufgaben gemacht. In Florian Mayer und Daniel Brands hat Kas zwei heiße Eisen im Feuer, beide sind derzeit in blendender Form, beide haben ihre Karriere auf der Tour beendet und sind heiß auf einen Einsatz.

Für die Zuschauer hat der Teammanager aber ein Versprechen parat: "Wir werden eine sehenswerte und schlagkräftige Mannschaft am Start haben." Zuletzt waren knapp 1200 Tennisfans auf die Großhesseloher Anlage geströmt. Noch einen Profi kann Christopher Kas ankündigen, der mit 100-prozentiger Sicherheit kommen wird: Vater Karl-Heinz. Der bekannte Sportreporter unterhält die Zuschauer mit seinen launigen Moderationen, schließlich mussten diese nach dem Abstieg 16 Jahre auf erstklassigen Sport beim TCG warten. Und die erste Liga "macht allen unheimlich viel Freude", sagt Christopher Kas, "den Zuschauern, den Verantwortlichen, den Spielern und natürlich mir".

Zuversichtlich: Großhesselohes Teammanager Christopher Kas (re.). (Foto: Lackovic/Imago)

Zweifel seien also nicht angebracht, sagt Kas, der Spaß wird weitergehen. Was denn sonst.

© SZ vom 10.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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