Tabellenführer gewinnt Derby:Die Gegner verlieren den Glauben

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Einmal vorbei, einmal drin: Yasin Yilmaz, Kapitän von Türkgücü-Ataspor, in seinem Privatduell mit Pullachs Torwart Marijan Krasnic. (Foto: Claus Schunk)

Im Hinspiel war der SV Türkgücü von Pullach noch düpiert worden, doch der Tabellenführer und Neuling präsentiert sich immer reifer und gewinnt das Rückspiel 2:0.

Von Stefan Galler, Kirchheim/Pullach

Noch zu Saisonbeginn hatte der SV Pullach den Favoriten geschockt: Mit 2:0 besiegte die Elf von Trainer Frank Schmöller damals den ambitionierten Bayernligaaufsteiger SV Türkgücü-Ataspor - dank taktischer Disziplin und eines ausgeklügelten Konterspiels. Doch seither haben die Türken nicht nur ihren Kader personell noch einmal aufgestockt, sie sind auch zu einer echten Einheit zusammengewachsen. Im Rückspiel am Sonntagnachmittag war nun für die Pullacher, die zudem auf ihre verletzten Leitfiguren Alexander Benede (Knöchelverletzung) und Michael Hutterer (Augenhöhlenbruch) verzichten mussten, nicht mehr viel zu holen. Türkgücü-Ataspor setzte sich in einer recht unspektakulären Partie souverän mit 2:0 (1:0) durch und hat nun schon zwölf Punkte Vorsprung auf den SV Pullach, der noch eine Partie in Rückstand ist, sowie Kottern, das ebenfalls am Sonntag gegen Regensburg II mit 1:3 verlor.

Ein bisschen penetrant düdelte der blechern klingende Lautsprecher im Heimstettener Sportpark in der Pause vor sich. Das Saxofon-Solo wurde - zumindest gefühlt - immer lauter, was den Effekt hatte, dass jene Zuschauer, die sich nicht sofort mit dem Halbzeitpfiff Richtung Kiosk in Bewegung gesetzt hatten, zumindest ein bisschen Gesprächsstoff bekamen. Das Spitzenspiel der Bayernliga Süd war bis zu diesem Zeitpunkt nämlich eher nicht dazu angetan, die Menschen in Wallung zu versetzen. Wie so oft in dieser Saison spielte die glänzend besetzte Mannschaft des Aufstiegsfavoriten und souveränen Tabellenführers SV Türkgücü-Ataspor eine Partie recht unspektakulär runter. Die erste Chance zur Führung vergab Yasin Yilmaz für Türkgücü aus sechs Metern (15.), doch nur eine Minute später machte es der frühere Unterhachinger besser, verwertete einen weiten Ball von Christoph Rech glänzend und schob den Ball an Pullachs Torwart Marijan Krasnic vorbei zum 1:0 ins Tor - der vierte Saisontreffer für den Kapitän.

Pullach versuchte sofort zurückzuschlagen, Lukas Dotzler kam in aussichtsreicher Position zum Abschluss, doch Türkgücü-Torwart Issa Ndiaye parierte stark (18.). In der Folge neutralisierten sich die beiden Teams, Türkgücü agierte etwas gefährlicher, doch nicht zwingend; Pullach war dagegen vor allem darum bemüht, die Spielkontrolle zu übernehmen - mit durchwachsenem Erfolg.

Wärmer und gemütlicher wurde es zwar auch im zweiten Durchgang nicht, jetzt aber drehten die Türken ordentlich am Dampfrad und drängten die Pullacher in deren Hälfte. Jérôme Fayé hatte schon zwei Minuten nach Wiederbeginn die Chance zum 2:0, traf die Kugel freistehend jedoch nicht richtig. Dann setzten sich die Gastgeber am Strafraum der Isartaler fest, im Sekundentakt warfen sich die SVP-Verteidiger in die Schüsse, unter anderem von Pablo Pigl und zweimal von Luka Odak. Dann fiel die Kugel vor die Füße von Stephan Thee, der an alter Wirkungsstätte in Heimstetten aus der Distanz abzog und via Innenpfosten auf 2:0 erhöhte (55.).

Das war es dann schon so ziemlich mit den Höhepunkten, Pullach mühte sich redlich, kam aber nicht mehr gefährlich vor die Kiste der Elf von Trainer Andreas Pummer. Dessen Team hatte noch zwei mittelprächtige Chancen, das Resultat klarer zu gestalten, doch Sebastian Mitterhubers 25-Meter-Schuss fing Krasnic cool ab (82.). Und Odaks Versuch flog übers Tor (85.)

Pullachs Coach Frank Schmöller stapfte direkt nach dem Schlusspfiff in Richtung Kabine. "Völlig unnötige Gegentore", grantelte der ehemalige Profi. "Nichtsdestotrotz ist der Sieg für Türkgücü verdient. Wir haben in der ein oder anderen Situation zu wenig an uns geglaubt und die letzten Bälle nicht gut ausgespielt."

Naturgemäß besserer Laune war dagegen Türkgücü-Trainer Andreas Pummer, der unter seiner Wollmütze zufrieden grinste: "Riesenkompliment, dass wir wieder zu null gespielt haben. Wir standen von Anfang an sehr stabil, haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht", sagte er und rühmte einmal mehr den Teamgeist der Seinen: "Es macht mich schon stolz, was aus diesem zusammengekauften Kader für eine Mannschaft geworden ist." Mit der größtmöglichen Seriosität spulte sie wie schon zuletzt beim 1:0 gegen Unterföhring ihr Pensum ab. Wie sagte Schmöller nach dem Spiel über den Tabellenführer: "So toll spielen die auch wieder nicht." Für Pummer vermutlich das größte Lob, das er sich vorstellen kann.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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