SZ-Talentiade:Erfolg trotz Schmerzen

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Schwimmerin Cornelia Rips erhält einen SZ-Förderpreis. Danach startet sie bei der Junioren-WM.

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Schwimmerin Cornelia Rips fühlte sich blendend in Form. Alles lief nach Plan für die deutschen Jahrgangsmeisterschaften Ende Mai in Berlin. Das dreiwöchige Höhentrainingslager der Athletin von der SSG Neptun Germering in Bulgarien sollte ihr vor den Titelkämpfen noch den letzten Schliff geben. "Alles war auch tipptopp im Training", erzählte sie damals. Doch bei der vorletzten Trainingseinheit passierte es dann. Beim drei Kilometer langen Ausschwimmen erlitt Rips einen Abriss der Wachstumsfuge in der Hüfte. Heftige Schmerzen waren die Folge. Die Qualifikation für die Junioren-WM in Indianapolis stand auf dem Spiel. Im Umgang mit dieser Verletzung zeigte sich dann aber die bemerkenswerte Reife der 15-Jährigen, die immerhin 1,84 Meter groß ist - und eine der Siegerinnen beim diesjährigen SZ-Talentiadewettbewerb.

Die Knorpelwucherung im Hüftgelenk, die diagnostiziert wurde und ihr Schmerzen bereitete, musste durch Physiotherapie wieder ins Lot gebracht werden. Weniger als drei Wochen Zeit blieben ihr noch bis zu den Meisterschaften, die Verletzung auszukurieren. Cornelia Rips ging erst einmal an Krücken durch die Räume des Schwimm-Leistungszentrums Halle/Saale und des Internats. "Die Schmerzen sind riesig", bekundete sie. "Ich kann kaum gehen, nicht liegen und nicht schlafen." Sie begab sich ganz in die Hände der Physiotherapeuten im Schwimmzentrum.

Rips war im August 2015 von Germering ins Internat nach Halle umgezogen. In Germering trainierte sie ihr Vater Marcus Rips. Mit mehr Training und voller Konzentration auf den Sport wollte sie ihre Leistung steigern. Das gelang ihr schon nach wenigen Monaten in Halle famos. Die Verbesserungen der Freistil- und Lagenspezialistin durch fast tägliches Training waren enorm, so dass sie im vergangenen Herbst bereits zwei Finals bei der deutschen Kurzbahnmeisterschaft erreichte und über 200 Meter Freistil erstmals die Zweiminutengrenze unterbot.

Die Genesung ging jüngst allerdings nur langsam voran. "Ich schwimme nur mit den Armen", teilte Rips am Telefon mit. "Beinschlag geht gar nicht." Zuversichtlich klang das nicht, auch hinsichtlich der Jahrgangsmeisterschaften zehn Tage später: "Ich muss das Urteil der Physiotherapie abwarten." Die gab dann kurz vor der Jahrgangs-DM das Okay. Aber hundertprozentig hergestellt war Rips noch nicht. Sie ging über 100 und 200 Meter Freistil und über 200 Lagen an den Start. Dreimal wurde sie Zweite.

Doch über 100 und 200 Meter Kraul unterlag Rips der jeweiligen Siegerin nur um 17 und 28 Hundertstelsekunden. Es fehlte in beiden Rennen nur ein Armzug zum Titelgewinn. Über 200 Meter Lagen konnte sie den Brustbeinschlag nicht mit größter Kraft ausführen. "Sie hätte sonst gewonnen, sagten die Trainer", berichtete Mutter Yvonne Rips, die die Meisterschaften in Berlin verfolgte. Ob die drei zweiten Plätze des Jahrgangs 2001 reichen würden, um sich für die Junioren-WM Ende August zu qualifizieren? Nach einem Tag des bangen Wartens kam die Erlösung. Cornelia Rips fand sich auf der Internetseite des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) im Aufgebot für Indianapolis wieder. Vorher kann sie am 12. Juli noch den Talentiadepreis entgegennehmen. Und noch früher bei der deutschen Meisterschaft der Erwachsenen in Berlin starten. Rips schwimmt dort von kommendem Mittwoch an über 50, 100 und 200 Meter Freistil sowie 200 Meter Lagen - wenn ihre Hüfte das Pensum durchhält.

Bisher erschienen: Hannah Schlickum (8.6.)

© SZ vom 10.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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