SZ-Talentiade:Der große Wurf

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Mit Ehrgeiz und ohne Druck: Maxime Kirschner aus Karlsfeld ist deutsche U-16-Speerwurfmeisterin, ihr großer Traum ist die Weltmeisterschaft.

Von Horst Kramer, Karlsfeld

Eigentlich ist sie eine Handballerin, wie ihr Vater Rainer. Und eigentlich will sie Lehrerin werden, wie ihre Mutter Roswitha. Doch zurzeit ist die 16-jährige Maxime Kirschner, die alle Maxi nennen, vom TSV Eintracht Karlsfeld aktuelle deutsche U-16-Meisterin im Speerwurf. Fragt man die Gymnasiastin des Dachauer Effner-Gymnasiums nach ihren sportlichen Zukunftsplänen, lacht sie nur, ihre blauen Augen blitzen, sie sagt: "Das lasse ich auf mich zukommen, ich mache mir keinen Druck."

So hatte es ihr Heimtrainer Claus Fiebig vor einem Jahr auch bei den deutschen U-16-Titelkämpfen in Bremen geraten: gesagt, getan. Prompt gewann Maxi den Titel. Dabei war die junge Karlsfelderin als krasse Außenseiterin angereist, ein dritter Platz bei den bayerischen Meisterschaften des älteren U-18-Jahrgangs und eine Bestweite von 40,33 Meter standen zu Buche. Die Bestmarke der Favoritin Lea Wippke aus Leipzig lag bei 46 Metern, doch dann schleuderte Maxi den 500 Gramm schweren Speer im ersten Versuch auf 45,73 Meter - die Konkurrenz war geschockt. Wippke versuchte zu kontern, kam aber nicht über 45,13 Meter hinaus.

Maxime Kirschner aus Karlsfeld will bald ihren deutschen Meistertitel im Speerwurf verteidigen. (Foto: privat/oh)

Was wie ein Wunder klingt, ist das Resultat akribischer Arbeit. Maxi, der alles zuzufliegen scheint, ist in Wirklichkeit sehr ehrgeizig - und sie hat Gefallen am Erfolg gefunden. 2014 beschloss sie mit Fiebig, dass sie binnen zwei Jahren zur deutschen Meisterschaft will. Die 13-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine sportliche Allround-Ausbildung hinter sich: Vater Rainer nahm sie als Vorschulkind zum Handball mit; bis heute ist sie aktive Handballerin und Schiedsrichterin. Zeitweilig übte sie Judo, und natürlich lernte sie auch ein Instrument: Flöte. "Die Schule macht sie eigentlich so nebenbei", berichtet Roswitha Kirschner mit einer Mischung aus mütterlichem Stolz und pädagogischem Zweifel.

Vor acht Jahren begann Maxime Kirschner mit der Leichtathletik und absolvierte ein umfassendes Kinderprogramm bei Eintracht-Coach Peter Oberbauer, einem der besten deutschen M45-Zehnkämpfer, zu dessen Spezialdisziplinen der Speerwurf zählt. Auf dieses Fundament setzte Fiebig erfolgreich auf. Im vergangenen Jahr wurde die damals 15-Jährige oberbayerische Vizemeisterin der U18 mit 38,38 Metern, kurz darauf gewann sie bei der bayerischen Meisterschaft Bronze. Seither übt sie zusätzlich am Münchner Stützpunkt des Bayerischen Leichtathletik-Verbands unter Wurftrainer Korbinian Mayr.

Die Meisterkrone vor elf Monaten hat der Zehntklässlerin nichts von ihrer Leichtigkeit genommen. Den Rollenwechsel von der Jägerin zur Gejagten scheint sie ohne Probleme bewältigt zu haben. Im Januar gewann sie die bayerische U-18-Winterwurfmeisterschaft mit einer neuen Bestweite von 46,11 Meter - die sie im Mai schon auf 47,03 Meter erhöhte. Beim renommierten Brixener Leichtathletik-Meeting verbesserte sich das Toptalent auf 47,08 Meter - nur eine Slowenin warf ein paar Zentimeter weiter. Und vor zwei Wochen verteidigte sie quasi im Vorbeigehen ihren Oberbayern-Titel in Germering mit einer richtig guten Serie, deren weitester Versuch bei 46,62 Metern stecken blieb.

Doch auch ihre deutschen Konkurrentinnen haben in den vergangenen Monaten gewaltige Fortschritte gemacht, wie Maxime Kirschner kürzlich bei der Internationalen U-18-Gala des Deutschen Leichtathletik-Verbands in Schweinfurt erfahren musste. Die Karlsfelderin musste sich als Zweitbeste ihres Jahrgangs mit dem fünften Gesamtrang zufriedengeben - trotz beachtlicher 46,90 Meter. Den Wettbewerb gewann Lea Wippke mit 50,34 Meter. Eine Weite, die zur Teilnahme an der U-18-WM in Nairobi reicht - dort wäre auch Maxi gerne gestartet. Ein Rückschlag? Wohl kaum. "Es ist wichtig zu lernen, auch mit schwierigen Situationen umzugehen", sagt die Schülerin. Sie klingt danach, dass man weiter mit ihr rechnen darf.

Bisher erschienen: Hannah Schlickum (8.6.), Cornelia Rips (10.6.), die Geschwister Unz (16.6.), Frederike Fell (20.6.), WNBL-Team der TS Jahn München (22.6.), Theresa Sommerkamp und Elian Preuhs (27.6.), Ann-Kathrin Spöri (29.6.), Tabea Botthof (6.7.), Selina Dantzler (8.7.). Die Preisverleihung findet an diesem Mittwoch, 12. Juli, statt.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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