SZ-Aktion "Coaches' Challenge":Die Unermüdliche

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Ihr zweites Zuhause: Inga Rose an der Olympischen Ruderregattastrecke in Oberschleißheim. (Foto: privat)

Inga Rose ist aus der Rudergesellschaft München 1972 nicht wegzudenken. Durch ihr Engagement genießt sie im bayerischen Rudersport hohes Ansehen.

Von Celine Chorus, München

Im Rahmen der "Coaches' Challenge" haben die Dr.-Ludwig-Koch-Stiftung und die Süddeutsche Zeitung seit Anfang März besonders engagierte Übungsleiter gesucht. Die zwölf von der Jury ausgewählten Preisträger, bei deren Finanzierung die Münchner Stiftung die Vereine nun ein Jahr lang unterstützt, werden aktuell in der SZ vorgestellt. Hier Teil sieben: Inga Rose.

Das Fieber sollte Inga Rose, 27, erst langsam packen und schließlich nicht mehr loslassen. Ein Lehrer an ihrer damaligen Schule sei sehr engagiert im Rudern gewesen und fragte die Kinder, ob sie die Sportart nicht ausprobieren möchten: "Ich wollte zunächst gar nicht", erinnert sie sich. Erst als ihre Freundinnen sie dazu überredeten, gemeinsam mit ihnen zum Training zu kommen, sollte Inga Rose dem Rudern eine Chance geben: "Dann haben sie irgendwann aufgehört - und ich bin geblieben."

Nach mehreren Erfolgen auf bayerischer Ebene hat Rose vor mehr als zehn Jahren begonnen, sich auch als junge Trainerin in der Rudergesellschaft München 1972 (RGM '72) zu engagieren und als Übungsleiterin der Schülerruderriege erste Verantwortung zu übernehmen. Da sei ihr Talent bereits zu erkennen gewesen, betont Willi Bock: "Wenn man mit wachen Augen durch die Gegend geht, kann man es den jungen Leuten schon früh anmerken", erklärt der Vorsitzende der an der Regattastrecke in Oberschleißheim beheimateten RGM '72: "Inga ist jemand, der sich Aufgaben sucht und auch erkennt."

Sieben Jahre in Serie bestes Jugendteam bei bayerischen Meisterschaften - solche Erfolge "fallen nicht vom Himmel"

Seit einem sozialen Freiwilligendienst bei der RGM '72 engagiert sich Rose als Trainerin für den Leistungssport im Kinder- und Juniorenbereich und dominiert mit ihren Schützlingen sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene: So sei Inga Rose maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass die RGM '72 sieben Jahre in Serie als bestes Jugendteam bei den bayerischen Rudermeisterschaften ausgezeichnet wurde. 2019 führte sie außerdem die beiden 17-jährigen Leni Rabl und Lisa Weber zum Erfolg als Europameisterinnen und anschließend zu einer Bronze-Medaille bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Tokio.

"Diese Erfolge fallen nicht vom Himmel", erklärte Bock schon im Sommer 2019 in der SZ: "Sie sind das Ergebnis eines enormen, fast täglichen Trainingsfleißes und unserer jungen und höchst engagierten Trainer um Inga Rose." Diese gehört seit vielen Jahren außerdem zum Vorstand der RGM '72 und ist hier zuständig für den Leistungssportbereich, seit Herbst ist sie auch Landestrainerin im Bayerischen Ruderverband (BRV). "Gerade im Jugendbereich genießt die RGM '72 auch mit ihrem unermüdlichen Engagement eine sehr große Wertschätzung in der bayerischen Ruderwelt", versichert Bock.

"Die Jungs müssen nicht glauben, dass sie ihr auf der Nase herumtanzen könnten", betont Bock

Rose sei eine sehr empathische Übungsleiterin mit einer natürlichen Autorität, die ihr auch außerhalb des Vereins ein hohes Ansehen verschaffe. "Die Jungs müssen nicht glauben, dass sie ihr auf der Nase herumtanzen könnten", betont Bock. Zudem gelinge es der Übungsleiterin trotz ihres jungen Alters sehr gut, talentierte Jugendliche, die gerne Rennruderer werden würden, "zu erkennen, zu fordern, aber nicht zu überfordern".

Bei der RGM '72 wird für gewöhnlich nicht zwischen Breiten- und Leistungssportlern unterschieden, entsprechend ihrer Ziele unterscheidet sich bei den Jugendlichen nur der Trainingsumfang. Dieser kann zwischen drei und sieben Einheiten in der Woche liegen. Inga Rose hat in jedem Training hohe Erwartungen an die jungen Sportler: "Wenn jemand eine Medaille bei den deutschen Meisterschaften einfahren möchte", sagt die studierte Sport- und Gesundheitswissenschaftlerin, "werde ich all mein Möglichstes tun, um dem Sportler zu helfen, aber erwarte im Gegenzug auch, dass er genauso dahinter ist."

Durch das Rudern lernten die Jugendlichen somit, dass es sehr viel Disziplin braucht, um tatsächlich erfolgreich zu sein. Es verwundert deshalb nicht, wenn Rose erklärt, dass sie Gefallen daran gefunden habe, die 17- und 18-Jährigen zu trainieren: "Denen kann man noch sehr viel beibringen, aber es ist schon eine gute Grundlage vorhanden." Den Jugendlichen versucht sie dabei auch selbst ein Vorbild zu sein, indem sie trotz ihrer Erfahrung bereit ist, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Deshalb sucht sie gerne den Austausch mit anderen Trainern, um sich neue Anregungen zu holen.

Es sind dieser Mannschaftsgedanke, der auch außerhalb des Wassers gelebt werde, und der große Zusammenhalt innerhalb des Vereins, die sie am Rudern faszinieren. Zudem handele es sich dabei um eine technisch versierte Sportart, bei der man sehr konzentriert sein muss, um das Boot ans Laufen zu bringen. Vor diesem Hintergrund hat sich Rose auch entschieden, dass das Preisgeld für die Coaches' Challenge in den Verein gesteckt wird, um davon dringend benötigtes Material zu kaufen: Daran mangele es eigentlich immer, betont Rose, "weil unsere Gruppe sehr groß ist und immer weiter wächst."

Bisher erschienen: Miriam Storch, BC Hellenen, Basketball (3.5.); Yusuf Güngörmüs, SC Arcadia Messestadt, Judo (6.5.); Mahmoud Nasser, Bewegung und Spiel e.V., Fußball/Ballsport (8.5.); Carl Eggert, TuS Obermenzing, Hockey (10.5.); Daniel Valin da Silva, Urucungo e.V., Capoeira (11.5.); Nina Stambrau, HC Wacker München, Hockey (17.5.)

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