SV Türkgücü-Ataspor:Zaghaft entriegelt

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Der TSV 1865 Dachau versucht spielerisch mit dem Favoriten mitzuhalten, tut das dann aber doch ohne die letzte Überzeugung. Die Gastgeber deuten an, dass ihr starker Kader noch nicht der endgültige sein muss.

Von Christian Bernhard, Kirchheim

Gegen Ende wurde Andreas Pummer doch noch mal laut. "Klare Bälle", brüllte er seinen Spielern zu, ehe er ihnen vehement anriet, sich nicht in unnötige Zweikämpfe verstricken zu lassen. Viel mehr gab es am Auftritt des SV Türkgücü-Ataspor München am Samstagnachmittag allerdings nicht auszusetzen. 2:0 (1:0) bezwang der Aufsteiger den TSV 1865 Dachau und untermauerte mit der Art und Weise, wie dieser Erfolg zustande kam, seine hohen Ambitionen in der Bayernliga Süd. Gegen die Dachauer, die in den zwei vorangegangenen Partien vor Spielwitz gesprüht hatten, erarbeitete sich das Team von Trainer Pummer nicht nur zahlreiche Torchancen, sondern überzeugte vor allem defensiv. "Wir haben sehr gut gegen den Ball gearbeitet", unterstrich Pummer. "Das schaut gut aus."

Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte war in der Hitze in Heimstetten einigermaßen konsterniert, als er die zweite Saisonniederlage aufarbeitete. "Wir haben mit den Mitteln, die wir haben, versucht dagegenzuhalten", sagte er und ließ damit schon durchklingen, dass der Gegner über andere Mittel verfügt. Türkgücü sei hochklassig besetzt und habe es defensiv gut gemacht, aber "wir waren heute nicht gut, deswegen haben wir es ihnen auch relativ einfach gemacht".

Der ehemalige Profi hatte sich in puncto Mut mehr erhofft: "Die Art und Weise, wie wir verloren haben, hat mir nicht gefallen. Ich hatte das Gefühl, dass wir nicht alles rausgehauen und uns zu wenig zugetraut haben." Ihm fehlte die "letzte Zuversicht und Überzeugung, dass was geht". Pummer lobte die Dachauer dennoch dafür, als erste Mannschaft mit seiner mitgespielt zu haben: "Kottern, Ismaning und selbst Pullach haben es mit dem Riegel probiert".

Türkgücü kontrollierte das Spiel von Beginn an und ging in Minute 18 verdient in Führung, als Jerôme Fayé nach einem Schuss von Ünal Tosun den Ball aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste. Ermöglicht hatte den Treffer Masaaki Takahara, der sich in seinem ersten Saisonspiel von Beginn an auf der rechten Seite gegen zwei Dachauer durchgesetzt hatte. Nach dem 1:0 ging das Spiel auf ein Tor weiter. Lamotte klärte per Kopf in höchster Not vor Fayé (28.), dann erntete TSV-Torhüter Maximilian Mayer zu Recht Applaus, als er einen platzierten Kopfball von Fayé spektakulär parierte (41.). Kurz nach Wiederanpfiff kassierte Dachau das 0:2, das den Gästen jeglichen Mut raubte. Takahara traf nach einem Angriff über die rechte Seite mit einem leicht abgefälschten Schuss von der Strafraumgrenze (52.).

Guter Flug: Dachaus Torhüter Maximilian Mayer hält die Niederlage gegen Türkgücü in erträglichen Grenzen. Mehrmals pariert er (wie hier gegen Pablo Pigl) spektakulär. (Foto: Claus Schunk)

Die Partie war damit vorentschieden, Türkgücü stellte die Räume sehr gut zu und lief die Gäste aggressiv und früh an, sodass diese große Probleme im Spielaufbau hatten. Pablo Pigl vergab zwei Top-Chancen, auf 3:0 zu erhöhen, weil Mayer zwei weitere Male sehr stark hielt (66., 76.). Dachaus Torhüter spornte seine Teamkollegen in der Trinkpausen-Unterbrechung der zweiten Halbzeit auch lautstark an, "irgendwie" doch noch ein Tor zu machen. Davon war der TSV an diesem Tag aber weit entfernt. "Wir hatten keine richtig nennenswerte Torchance", gestand Lamotte ein. "Von daher muss man sagen: Mund abputzen und weiter."

Der Dachauer Spielertrainer traut Türkgücü viel zu. Ob der Aufsteiger gleich durchmarschiere, wisse er nicht, "aber sie werden mit Sicherheit ganz oben dabei sein". Ein Fingerzeig für die Saison sei das dominante Auftreten noch nicht, sagte Pummer, "aber es spricht für den Fußball, den wir zelebrieren wollen". Sein Team müsse dahin kommen, konstant zu spielen und konstant Ergebnisse einzufahren. Fürs Erste habe sie schon viel geleistet, "es schaut schon gut aus". Der Start sei gelungen, "aber nicht perfekt." Das derzeitige Hauptmanko sieht Pummer in der offensiven Ausbeute. "Die Mannschaft könnte es sich noch einen Tick einfacher machen, wenn sie etwas effizienter vorm Tor wäre", erklärte er.

Wie groß das Potenzial im Türkgücü-Team ist, verdeutlicht auch der Blick auf jene, die am Samstag gar nicht dabei waren. Kapitän Yasin Yilmaz verfolgte das Spiel zusammen mit Teammanager Kadir Alkan hinter der Bank, ihn plagt eine Zerrung. Chaka Menelik Ngu'Ewodo, zuletzt bei Drittligist Rostock unter Vertrag, hatte vor der Partie nach einer Erkrankung wieder trainiert, es aber nicht in den Kader geschafft. Und womöglich kommt sogar noch was dazu. Der Kader stehe im Großen und Ganzen, erklärte Pummer. Trotzdem ist er der Ansicht, dass man die Augen bis zum Ende der Transferperiode offen halten sollte. "Vielleicht gibt es ja eine Granate, die noch reinschneit", sagte er und lächelte verschmitzt. "Lassen wir uns überraschen." Falls die Mannschaft personell so bleibe wie aktuell, sei das aber auch "sehr in Ordnung", findet Pummer.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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