SV Türkgücü-Ataspor:Takahara dreht auf

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Zweites Saisontor: Jerôme Fayé (Mitte) kommt in seinem zweiten Jahr für Türkgücü immer besser zurecht, nur Vilzings Torwart verhindert weitere Treffer des 31-Jährigen – darunter einen per Fallrückzieher. (Foto: Claus Schunk)

Gegen die tief stehende DJK Vilzing muss der ambitionierte Aufsteiger lange Geduld beweisen. Doch seine offensiven Qualitäten setzen sich durch, vor allem dank des japanischen Zugangs.

Von Fabian Swidrak, Kirchheim

Der Mann an der Kamera dirigierte das Trio vor der Wand mit den Logos der Sponsoren noch etwas nach links. Der in der Mitte platzierte Pressesprecher schob die Wasserflaschen auf dem Tisch noch etwas zur Seite. Nicht, dass diese die Sicht versperrten. Es kam offenbar auf Millimeter an. Das war aber auch kein Wunder: Der erste Eindruck zählt bekanntlich. Und es war ja das erste Mal in dieser Saison, dass der SV Türkgücü-Ataspor München nach einem Heimspiel eine Pressekonferenz abhielt.

Man könnte meinen, der Klub übe schon einmal für die Regionalliga, in der Pressekonferenzen nach Spielen noch mehr als in der Bayernliga zum Standard gehören. Spätestens vom Sommer 2020 an wollen die Verantwortlichen ihren Verein in der höchsten Amateurklasse spielen sehen. Derzeit erscheint auch ein Durchmarsch des Aufsteigers schon in dieser Saison nicht abwegig.

Vor einigen Tagen sagte Trainer Andreas Pummer, es sei noch zu früh, um seine Mannschaft als Aufstiegsaspiranten zu bezeichnen. Nach sechs Spieltagen und dem 3:0 (0:0) gegen die DJK Vilzing am Sonntag steht der SV Türkgücü jedoch auf dem zweiten Tabellenplatz der Bayernliga. Am Saisonende würde dieser immerhin zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation berechtigen.

Erneuern wollte Pummer seine Sicht auf die Rolle des Teams in der Liga am Sonntag offensichtlich nicht. Er nutzte die Pressekonferenz, um Co-Trainer Daniel Jungwirth vorzuschicken. Der kam zu "einem sehr positiven Fazit", sagte, der Sieg sei "sehr, sehr verdient" gewesen, und die Mannschaft habe "nun schon das sechste Spiel in Folge sehr gut gespielt".

Pummer und Jungwirth wählten beim dritten Sieg in Serie zum dritten Mal die gleiche Aufstellung, trotz der englischen Woche und der hohen Temperaturen. Nachdem Türkgücü während der Woche ungefährdet, aber auch nur dank eines Seitfallzieher-Tores von Pablo Pigl beim TSV 1860 München II gewonnen hatte, tat sich die Mannschaft offensiv zunächst auch gegen Vilzing schwer.

Zwar trudelte eine abgefälschte Hereingabe von Arbnor Segashi schon früh nur knapp am Vilzinger Tor vorbei (6.), viele hochkarätige Chancen erspielte sich Türkgücü im ersten Durchgang aber nicht. Nach einer halbhohen Flanke von Luka Odak hielt Jerôme Fayé den Ball im Strafraum zunächst mit dem Fuß hoch und schloss dann per Fallrückzieher ab (23.). Torhüter Maximilian Putz parierte.

Türkgücü baute die meisten Angriffe über eine der beiden Außenbahnen auf. Ein ums andere Mal blockten Vilzings Verteidiger die Flanken oder stellten einen der Münchner Offensivspieler ins Abseits. Christoph Rech, der Kapitän des SV Türkgücü, sagte nach dem Spiel: "Wir hatten viele Situationen, in denen der Ball über außen nicht ankam. Man muss aber auch sagen: Die Gegner stehen bei fast jedem Spiel kompakt hinten drin. Verteidigen ist halt einfacher als Anlaufen."

Vorne klappt es - und auch die Abwehr hat erst drei Gegentore in sechs Partien zugelassen

Vilzing konterte nach Ballgewinnen. Ben Kouame vergab die beste Gelegenheit der DJK, als er am Ende eines schönen Spielzugs über die linke Seite aus kurzer Distanz am Tor vorbei köpfelte (38.). Es ging torlos in die Pause. Co-Trainer Jungwirth sagte später: "Wir wussten, dass wir heute Geduld haben müssen. Ein Spiel hat 90 Minuten, man muss nicht gleich in der ersten Halbzeit treffen."

Dass die Münchner im zweiten Durchgang neben ihrer defensiven Stabilität (drei Gegentore in sechs Spielen) auch ihre Stärken in der Offensive unter Beweis stellten, lag vor allem an Masaaki Takahara. Direkt nach Wiederanpfiff prüfte der Zugang aus Deisenhofen Torhüter Putz und stocherte den Abpraller anschließend über Fayé zu Pigl, der den Ball im Tor versenkte (46.). Kapitän Rech sagte: "Wir haben uns in der Kabine vorgenommen, in der zweiten Halbzeit ein frühes Tor zu machen. Das war bei der Temperatur wichtig."

Türkgücü drängte Vilzing anschließend weiter tief in die eigene Hälfte. Takahara überforderte die Verteidiger der Gäste nun laufend. Erst verfehlte er das Tor mit einem abgefälschten Schuss nur knapp, nachdem er den Ball zuvor im Strafraum gegen vier Mann behauptet hatte (51.). Später flankte er den Ball auf den völlig freistehenden Fayé, der per Kopf aus kurzer Distanz einen zweiten Treffer hätte erzielen müssen (55.). Nach Hereingabe von Sebastian Mitterhuber machte Fayé es später besser und köpfelte ein (66.). Takahara krönte seine Leistung im zweiten Durchgang kurz vor Schluss mit dem sehenswertesten Treffer des Spiels. Ein Chip-Pass von Mats Neumann nahm Takahara im vollen Lauf aus der Luft mit, legte den Ball an Torhüter Putz vorbei und schob zum 3:0-Endstand ein (86.). "Er ist gut drauf zurzeit", lobte Rech seinen Mitspieler. "Er ist immer ballsicher, immer anspielbar. In dieser Verfassung ist er ein wichtiger Spieler für uns."

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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