SV Türkgücü-Ataspor:Qualitätsdefensive

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Nicht nur hinten läuft es: Jérôme Fayé (re.) erzielt gegen Schwaben Augsburg seinen dritten Saisontreffer. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der ambitionierte Aufsteiger bleibt beim 2:0 gegen Schwaben Augsburg zum sechsten Mal in Serie ohne Gegentreffer.

Von Fabian Swidrak, Kirchheim

Luka Odak nahm sich Zeit für die Rasenpflege. Er hob ein ausgerissenes Stück Grün auf, legte es zurück an die Stelle, wo es ein Loch hinterlassen hatte, und stapfte ein wenig darauf herum. Als der Ball sich dem rechten Außenverteidiger des SV Türkgücü-Ataspor näherte, es waren nur noch wenige Minuten zu spielen, mahnte Vereinspräsident Hasan Kivran von der Tribüne aus zur Konzentration: "Passt auf, wir müssen zu null spielen." Wenige Sekunden später lief Odak souverän einen langen Ball des Gegners ab. Türkgücü schlug den TSV Schwaben Augsburg 2:0 (0:0).

Vielleicht hatte Präsident Kivran diese beeindruckende Serie im Kopf, die Türkgücü inzwischen zu verteidigen hat. Gegen Ausburg blieben die Münchner bereits im sechsten Ligaspiel hintereinander ohne Gegentreffer. Das war in der Bayernliga Süd zuletzt dem TSV Rain gelungen, in der Saison 2014/15 wohlgemerkt. Rain wurde damals mit acht Punkten Vorsprung Meister und stieg in die Regionalliga auf.

Offensiv überzeugte Türkgücü am Mittwoch nicht, schwächelte im Abschluss, nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Dennoch gelangen der Mannschaft dank ihrer individuellen Klasse wieder zwei Tore. Am Ende des Spiels gegen Augsburg stand daher der fünfte Sieg in Serie. Zumindest vorübergehend ist Türkgücü nun punktgleich mit Spitzenreiter Schwabmünchen. Nichts spricht dafür, dass die Mannschaft sich bald aus dieser Tabellenregion verabschiedet. Co-Trainer Daniel Jungwirth sagte: "Wir sind bislang sehr, sehr zufrieden mit unserer Spielweise und den Ergebnissen."

Die defensive Stabilität ist auch die Summe der hohen Qualität der einzelnen Defensivspieler, die Türkgücü vor der Saison verpflichtet hat. Florian Mayer kam vom VfR Garching, Arbnor Segashi vom FC Pipinsried, Odak von Rot-Weiß Erfurt. Der Vorwurf, Türkgücü habe sich wieder eine neue Mannschaft zusammengekauft, lässt sich bei insgesamt zehn zum Teil mit Erfahrung in der dritten Liga ausgestatteten Zugängen nicht vollständig entkräften. Wahllos aber, und das ist die schlechte Nachricht für die Konkurrenz, wirkt die Auswahl der neuen Spieler nicht.

Odak, einer der zentralen Akteure, kennt mehrere seiner aktuellen Mitspieler bereits von anderen Vereinen. Mit Nebenmann Stephan Thee, Innenverteidiger, kickte er in der Saison 2012/13 gemeinsam für die SpVgg Unterhaching in der dritten Liga. Gegen Augsburg ließen sie kaum Chancen zu. Nur einmal gelangte der Ball über ihre rechte Seite in den Strafraum, wo Maximilian Löw frei vor Torhüter Issa Ndiaye an den Ball kam, ihn aber knapp über das Tor chippte (14.). Etwas Glück gehört eben auch zu einer Bilanz, die zuletzt am 18. Juli einen Gegentreffer ausweist.

"Wir arbeiten in der Defensive super, der Gegner kommt kaum zu Chancen, weil wir sehr kompakt stehen", sagte Odak später. "Uns zeichnet aus, dass sich keiner zu schade ist, ein paar Meter zu machen. Und wenn doch, dann sprechen wir das an und stellen es ab."

Auch mit Offensivspieler Pablo Pigl hat Odak bereits zusammengespielt, von 2015 bis 2017 bei Rot-Weiß Erfurt. Beim Sieg gegen die U21 des TSV 1860 München (1:0) vor zwei Wochen traf Pigl per Seitfallzieher. Nach Flanke von Odak. Gegen Augsburg waren sie zwar nicht gemeinsam für eine große Torchance verantwortlich, Odak aber avancierte auch offensiv zu einem der entscheidenden Spieler: Nach vielen vergebenen Chancen nutzten seine Kollegen zwei seiner Hereingaben für die beiden Tore nutzten. Nach einer Flanke von der Grundlinie traf Jérôme Fayé mit einem Kopfball gegen die Laufrichtung des Augsburger Torhüters Tobias Antoni (73.). Im Anschluss an ein flaches Zuspiel von der rechten Seite erzielte Dominik Schmitt mit einem platzierten Schuss in die linke untere Ecke des Tores den Treffer zum 2:0-Endstand. Auch das ist eher keine gute Nachricht für die Konkurrenz: Mit beiden hatte Odak bis vor wenigen Wochen noch nie zusammengespielt.

© SZ vom 16.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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