SV Türkgücü-Ataspor:Mühsamer als gedacht

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Zugang mit Potenzial: Außenverteidiger Fabio Leutenecker (links), zuletzt für Chemnitz aktiv, war gegen Nördlingen einer der besten Münchner. (Foto: Claus Schunk)

Nach dem 2:2 gegen Nördlingen wartet Bayernliga-Spitzenreiter Türkgücü weiter auf den ersten Sieg im Jahr 2019. Die Vorbereitungen für den Aufstieg laufen, doch der Alltag versprüht wenig Glanz.

Von Raphael Weiss, Kirchheim

Nach dem Abpfiff kamen die Spieler des SV Türkgücü-Ataspor noch einmal zusammen. Eine Minute lang standen sie im Kreis, Arm in Arm, sprachen leise und klatschten dann in die Hände. Drei sieglose Spiele nacheinander - ein 1:1 gegen 1860 II vor dem Jahreswechsel, eine 1:3-Niederlage in Vilzing und ein 2:2 gegen Nördlingen nun zum Beginn der Restrunde: Im Dezember galt der Aufstieg in die Regionalliga noch als besiegelt, also begann der Verein in der Winterpause mit der Vorbereitung auf die vierte Liga. Er bekam die Genehmigung, dass er in der zweiten Hälfte der neuen Saison im Stadion an der Grünwalder Straße spielen darf, Reiner Maurer wurde als Trainer für die neue Saison verpflichtet. "Dass das für die Spieler nicht einfach ist, ist mir durchaus bewusst", sagt Trainer Andreas Pummer, der selbst keine einfache Situation erlebt. Denn falls der Verein aufsteigt, muss er seinen Job an Maurer abgeben. "Ich bin für das Sportliche zuständig. Ob jetzt Reiner Maurer oder Grünwalder Stadion - das machen die Verantwortlichen", sagt Pummer. "Meine Aufgabe ist es, bis zum Schluss mit der Mannschaft erfolgreich durchzuziehen und Punkte einzufahren."

Auslöser für den Spielerkreis war das Remis der beiden Bayernliga-Aufsteiger Türkgücü und TSV 1861 Nördlingen. Es war kein sonderlich schönes Spiel. Taktisch geprägt, gut verteidigende Gäste, die Münchner mit deutlich mehr Ballbesitz, aber mit wenigen Chancen. Wenn es doch einmal gefährlich wurde, dann über links, wo Außenverteidiger Luka Odak und Masaaki Takahara, der beste Spieler in der ersten Hälfte, immer wieder die Nördlinger Abwehr überspielten, im Strafraum jedoch keinen Abnehmer fanden.

Der Ausgleich gegen konterstarke Gäste gelingt Ünal Tosun erst in der letzten Spielminute

Nach 30 Minuten dann die erste erfolgreiche Flanke. Odak hinterlief Takahara, der ihm den Ball in den Lauf spielte. Nördlingens Torhüter Daniel Martin streckte sich zwar, griff aber am Ball vorbei, weshalb ihn Yakub Dora aus drei Metern über die Linie drücken konnte.

Im Anschluss spielte die Heimmannschaft mit mehr Selbstvertrauen, doch gefährlich wurde es weiterhin nur selten. Nördlingen konzentrierte sich auf das Verteidigen und beschränkte sich in der Offensive auf Konter. Ataspor-Torwart Issa Ndiaye musste vor allen Dingen nach Rückpässen am Spiel teilnehmen. Kurz vor der Pause wäre ein solcher eine gute Option gewesen. Mats Neumann hatte gerade den Ball gewonnen, die weit aufgerückten Nördlinger stellten die Räume zu und Neumann ließ sich zu einem weiten Ball in die eigene Hälfte verleiten. Dass solche Bälle nie eine gute Idee sind, demonstrierte Nördlingen anschaulich: Pass auf Daniel Holzmann, Flanke in Richtung Philipp Buser, Ausgleich (45.). "Das war ein unnötiger Ball ins Zentrum. Durch einen individuellen Fehler gehen wir mit 1:1 in die Pause", sagte Pummer.

In der zweiten Halbzeit veränderte sich das Spiel kaum. Ataspor dominierte, Nördlingen konterte, Chancen gab es auf beiden Seiten wenige. In der 75. Minute fuhr Nördlingen einen weiteren Konter. Holzmann bekam den Ball auf Höhe der Mittellinie, überspielte Neumann mit einem präzisen, langen Pass und fand Alexander Schröter wenige Meter vor dem Strafraum. Neumann kam gut in den Zweikampf, konnte den Ball wegspitzeln, doch Schröter eroberte ihn zurück, drehte sich und zog ab. Ein flacher Schuss, unhaltbar ins linke Eck.

Pummer reagierte, wechselte Verteidiger aus und Offensivkräfte ein. Doch Nördlingens Verteidigung hielt stand - bis der eingewechselte Markus Baki einen scharfen Pass in den Strafraum spielte. Ünal Tosun schaffte es irgendwie, sich im Vollsprint zu drehen und den Ball aufs Tor zu bekommen. Nördlingens Torwart Martin, offenbar überrascht, konnte dem Ball nur noch hinterherschauen. 2:2 in der letzten Minute. In der Nachspielzeit hatte Winterzugang Orhan Akkurt sogar noch die Führung auf dem Fuß. Der 33-Jährige kam aus 14 Metern frei zum Schuss, traf allerdings nur den Außenpfosten. "Es ist mir schon klar, dass wir hier nicht durchmarschieren. Jede Woche sind die Spiele hart umkämpft, aber wir müssen mit dem Ergebnis jetzt zufrieden sein", sagte Pummer.

Einer, der Türkgücü-Ataspor in den nächsten Spielen helfen soll, wieder in die Spur zu finden, ist der zweite Winterzugang Fabio Leutenecker. Der 28-jährige Außenverteidiger war gegen Nördlingen einer der Besten, spielte kluge Pässe und überzeugte mit gutem Raumverständnis. Leutenecker spielte sechs Jahre lang in der dritten Liga, zuletzt beim Chemnitzer FC. Der Wechsel von der dritten Spielklasse in die Bayernliga sei nicht einfach: "Das ist eine Riesenumstellung. Aber ich kenne das ja aus dem Landespokal, da habe ich auch gegen Oberligisten gespielt", sagte Leutenecker. Gründe für einen Wechsel zu Türkgücü-Ataspor seien unter anderem der Standort München gewesen und die Ambitionen des Vereins. "Wir werden alles geben, damit wir im nächsten Jahr eine Liga höher spielen", so Leutenecker. Damit das passiert, sollte am nächsten Samstag beim Tabellenletzten Holzkirchen ein Sieg her.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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