SV Türkgücü-Ataspor:Das Balli läuft wieder

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Auf der Lauer: Orhan Akkurt ist auch mit 34 gut in Schuss. Gegen Kirchanschöring gelangen dem Stürmer an seiner alten Wirkungsstätte zwei Treffer - seine ersten für Türkgücü. (Foto: Imago)

Dank der ersten Tore von Winterzugang Orhan Akkurt beendet der Tabellenführer gegen Kirchanschöring seine Sieglos-Serie.

Von Raphael Weiss, Kirchheim

Der Spiel des SV Türkgücü-Ataspor am Sonntag begann so, wie das letzte aufgehört hatte: mit einem Spielerkreis. Arm in Arm hatten sich die Fußballer nach dem enttäuschenden 2:2 gegen den TSV Nördlingen vor zwei Wochen aufgestellt, Arm in Arm stellten sie sich diesmal auf, ehe das Spiel überhaupt losging. Und das, obwohl ihr Gegner, der SV Kirchanschöring, und Schiedsrichter Florian Wildegger schon bereit standen. 127 Tage war es her, das Türkgücü das letzte Mal gewonnen hatte, ein 2:1 gegen den TSV Dachau 1865. Dazwischen lagen eine Winterpause, zwei Unentschieden und eine Niederlage. Ungewöhnliche Situation für den souveränen Tabellenführer der Bayernliga Süd. Doch er bestand die Nervenprobe: Nach zähem Beginn siegte er 3:0 (2:0).

Zunächst wirkten die Gastgeber nervös, machten einfache Fehler im Spielaufbau und luden den Gegner zu Kontern ein. Zweimal tauchte Manuel Omenalowsky vor dem Tor von Issa Ndiaye auf. Eingreifen musste er nicht, denn erst rettete die Verteidigung (3.), dann der Schiedsrichterassistent (4.). Nun war es an Kirchanschöring, einen Fehler im Aufbauspiel zu machen. Ein schrecklicher Rückpass in Richtung Torwart Dominic Zmugg wurde von Winterzugang Orhan Akkurt abgefangen und souverän verwandelt. Sein erstes Tor für den neuen Verein an alter Wirkungsstätte in Heimstetten.

Es folgte eine Partie, in der beide Mannschaften versuchten, möglichst wenige Fehler zu begehen, was auf Kosten der Offensive ging. Nur selten kamen einer vor das Tor des Gegners, gefährlich wurde es fast nie. Einzige Ausnahme: Die Aktionen von Ünal Tosun, der einmal freistehend an Zmugg scheiterte (12.) und ihn dann 15 Minuten später per Fernschuss zu einer spektakulären Flugeinlage zwang.

Eine Minute vor Abpfiff konterte Kirchanschöring nach einem Eckball, Omenalowsky umspielte Tosun, drang in den Strafraum ein und versuchte Mats Neumann auszuspielen. Neumann spielte den Ball, Omenalowsky fiel und Kirchanschöring protestierte, anstatt sich auf den Befreiungsschlag zu konzentrieren, der genau zwischen Akkurt und dem herausstürmenden Zmugg landete. Es folgte ein Laufduell, das Akkurt knapp gewann. Mit der Ballannahme überlupfte er den Torhüter und schob aus 20 Metern in das leere Tor ein. Das 2:0. "Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Sie ist gegen einen schwierigen Gegner ruhig geblieben und hat genau zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht", sagte Türkgücü-Trainer Andreas Pummer später.

Tore direkt vor der Pause gelten als psychologisch wichtig, so war es auch diesmal. Kirchanschöring kam verunsichert aus der Kabine, Türkgücü aufgedreht. Mit drei guten Chancen begann der Gastgeber die zweite Hälfte. Erst scheiterte Tosun per Fernschuss (46.), dann Masaaki Takahara an Zmugg (47.), die folgende Ecke köpfelte Kapitän Christoph Rech aus fünf Metern über die Linie. 3:0, die Entscheidung, auch in den Augen von Gäste-Trainer Michael Kostner: "Wir haben durch dumme Fehler die Gegentore kassiert. Wenn es 3:0 steht, ist das Ding gelaufen. Die Qualität von Ataspor ist da einfach zu groß."

Türkgücü hatte nun großen Spaß am Spiel. Angriff für Angriff rollte in Richtung Zmugg, die wenigsten wurden konzentriert zu Ende gespielt. Die beste Chance hatte Akkurt, der aus acht Metern am Tor vorbeischob und sich somit um einen Hattrick brachte (56.). In der Folge wollte keine der Mannschaften mehr ein Risiko eingehen. Die eine, weil sie nicht musste, die andere, weil sie Angst vor der Blamage hatte.

Der letzte Höhepunkt war die Auswechslung von Akkurt (80.), der unter lautem Applaus von 200 Zuschauern verabschiedet wurde. "Wir haben den Akkurt geholt, damit er Tore schießt. Ein Torhüter muss Tore verhindern, ein Torjäger soll Tore schießen. Insofern hat er seine Aufgabe gut erledigt", sagte Pummer pragmatisch, doch mit einem Lächeln auf den Lippen. Die anfänglichen Probleme seiner Mannschaft liegen aus seiner Sicht nicht am Druck, sondern an den Trainingsbedingungen: "Wir trainieren auf Kunstrasen. Da läuft einfach das Balli. Und dann kommen wir hier nach Heimstetten. Die Umgewöhnung ist groß." Zumindest einer muss sich nicht umgewöhnen: der ehemalige Heimstettener Akkurt. Er soll als Torjäger auch in den nächsten Spielen wieder das machen, wofür sie ihn geholt haben.

© SZ vom 25.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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