SV Pullach vs. 1865 Dachau:"Wie Rentner im Lotto-Laden"

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Erst den Ball zu weit vorgelegt, dann doch noch getroffen: Daniel Leugner (links) erzielte das 1:1 für Pullach gegen den TSV Dachau (re. Onur Korkmaz). (Foto: Claus Schunk)

Pullachs Übungsleiter Frank Schmöller grummelt nach dem 1:1-Unentschieden gegen den TSV 1865 und dessen zufriedenen Trainer Lamotte.

Von Fabian Swidrak, Pullach

Es schien, als sei Frank Schmöller nicht ganz ehrlich zu seinen Spielern. Dabei würde es so gar nicht zum verbal sehr direkten Trainer des SV Pullach passen, seine Mannschaft in der Analyse zu verschonen. Schmöller nutzte eine Trinkpause, die das Schiedsrichtergespann den Bayernligisten Mitte der ersten Halbzeit gegönnt hatte, für eine kurze Ansprache. Er sagte zu seinen Spielern: "Es gibt nicht viel zu sagen, alles gut, nur der letzte Ball muss besser kommen."

Dieses Resümee der Anfangsphase war so nicht unbedingt zu erwarten gewesen, immerhin war Schmöller zuvor wie üblich in recht kurzen Abständen von seinem Sitzplatz auf der Trainerbank aufgesprungen, einige Schritte nach vorne geeilt und hatte geflucht. Etwa als "der Dotzler", Vorname Lukas, " schon zum zweiten Mal beim Konter im Abseits" stand. Oder als seine Spieler sich vermeintlich nicht ausreichend bewegten und auf den Ball warteten "wie ein Rentner im Lotto-Laden". Nach dem Spiel gegen den TSV 1865 Dachau, das 1:1 (0:0) endete und das Pullach nur mit Glück nicht verloren hatte, sagte Schmöller: "Mit der Anfangsphase war ich sogar zufrieden. Das ist halt meine Art."

Einem der beiden Linienrichter erklärte Schmöller seine Art am Samstag ausführlicher. Früh in der Partie reklamierte er eine Abseitsentscheidung, sagte, der Ball sei vom Gegner gekommen. In jener Trinkpause Mitte der ersten Halbzeit legte er dem Linienrichter noch einmal seine Meinung zu der Szene dar. Der Unparteiische erklärte daraufhin, ein Dachauer habe zwar zuletzt den Ball berührt, sei allerdings von einem Pullacher angeschossen worden, habe keine aktive Bewegung zum Ball gemacht, daher Abseits, alles korrekt. Auch die Spieler auf dem Platz hätten das so akzeptiert.

Schmöller (entschärfend): "Deswegen reden wir ja drüber. So tief stecke ich nicht drin im Regelwerk. Ich meckere bei so was halt einfach mal."

Linienrichter (amüsiert): "Das ist das Wichtigste."

Schmöller (verschmitzt): "Absolut. Meckern ist wichtig."

Anlass dazu bot ihm das Spiel seiner Mannschaft anschließend noch weit öfter, als ihm lieb war. Später sagte er: "Wir haben stark angefangen, aber nach der Trinkpause haben wir den Faden verloren. Ich habe keine Erklärung dafür. Nach der Pause haben wir den Start in die zweite Hälfte verpennt. Warum? Ich habe keine Erklärung dafür."

Im ersten Durchgang dominierte Pullach klar, zu Torchancen kam es aber selten, weil die Pässe im letzten Angriffsdrittel zu ungenau waren. Die beste Chance vergab Daniel Leugner, der sich den Ball bei einem Konter zu weit vorlegte (45.). Kapitän Christoph Dinkelbach sagte nach dem Spiel: "Wir hätten die gute Anfangsphase einfach für ein Tor nutzen müssen. Das hätte den Gegner gerade bei den Temperaturen demoralisiert."

Obwohl sich neben Trainer Schmöller auch Pullachs Spieler auf dem Platz viel mit ihren eigenen kleinen Fehlern aufhielten, gelang es dem TSV Dachau in der ersten Halbzeit kaum, dem Pullacher Tor nahe zu kommen, geschweige denn, einen gefährlichen Abschluss zustande zu bringen.

"Ich war zufrieden mit der Art und Weise", sagt Lamotte. "Die Körpersprache hat gepasst."

Erst nach dem Seitenwechsel nutzte Dachau die Schwächen im Pullacher Spiel. Onur Korkmaz schoss nach Vorarbeit von Sebastian Brey zunächst über das Tor (53.), wenig später erzielte er aus kurzer Distanz den Führungstreffer (59.). Dinkelbach sagte: "Die Abstände waren nach der Pause zu groß, wir sind nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen. Ich denke, von uns hat heute niemand eine optimale Leistung gezeigt." Immerhin gelang Leugner noch der Ausgleich. Nach einer Flanke von Max Zander beförderte er den Ball per Direktabnahme über den Innenpfosten ins Tor (71.).

In der Schlussphase hatten die Dachauer gleich zweimal Pech. Christian Doll traf mit einem direkt getretenen Freistoß die Latte (83.). Ein Schuss von Brey klatschte gegen den Pfosten (86.). Spielertrainer Lamotte sagte: "Mit etwas Glück können wir das Spiel gewinnen, aber es ist okay so. Ich war zufrieden mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben. Wir waren mutig, die Körpersprache hat gepasst. Wir haben wenig zugelassen und haben bis zum Schluss versucht, zu gewinnen."

Nach der Niederlage gegen Türkgücü vor einer Woche beendet Dachau die Englische Woche nach dem Remis in Pullach mit vier Punkten aus drei Spielen. Exakt so hat auch die Elf von Trainer Schmöller abgeschnitten, allerdings bei zwei Heimspielen. Schmöller nutzte die Bilanz, um noch einmal zu meckern: "Es ist sicher nicht unser Anspruch, einen Punkt aus zwei Heimspielen zu holen."

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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