SV Pullach:"Ungleichbehandlung"

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„Das ist definitiv Ungleichbehandlung“: Pullachs Manager Theo Liedl sagt, er habe den BFV mehrmals um Hilfe in der Stadionfrage gebeten: „Da ist nie etwas gekommen." (Foto: Claus Schunk)

Den Verantwortlichen des Klubs, der 2017 mangels geeigneter Spielstätte auf den Aufstieg verzichten musste, stößt sauer auf, dass BFV-Präsident Rainer Koch dem Ligarivalen Türkgücü-Ataspor in der Stadionfrage hilft.

Von Stefan Galler, Pullach

Der Beitrag des Präsidenten dürfte bei den Verantwortlichen des SV Türkgücü-Ataspor große Zuversicht ausgelöst haben. Rainer Koch, Vorsitzender des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), hatte vor knapp zwei Wochen beim Spiel des Bayernliga-Spitzenreiters gegen den FC Ismaning auf der Anlage des SV Heimstetten zugeschaut und sich danach mit Türkgücü-Vorstand Hasan Kivran über die schwierige Stadionsituation des Vereins ausgetauscht. Anschließend schrieb Koch auf Facebook: "Kein Amateurstadion in der ganzen Stadt, deshalb musste die aktuell drittbeste Münchner Mannschaft heute wieder ihr Heimspiel in Heimstetten austragen. Nicht gut." Koch meldete sich auch in den Kommentaren unter dem Beitrag zu Wort: "Der Sport in München kennt viele drängende Probleme. Ich möchte gerne möglichst viele davon lösen. Türk Gücü München ist wie der Name sagt ein Münchner Verein. Der Verein sollte dann schon auch in München spielen können. Dafür könnte man sich gemeinsam einsetzen und dadurch BFV und BLSV (Bayerischer Landessportverband, d. Red.) als starke Vertreter des Sports wirken lassen."

Aussagen, die man beim SV Pullach mit Erstaunen zur Kenntnis genommen hat. Der Klub aus dem Isartal war 2017 Bayernligameister geworden, musste jedoch mangels geeigneter Spielstätte auf den Aufstieg verzichten. Drei Jahre lang hatte Manager Theo Liedl in der Region nach einem Ausweichstadion gefahndet, sich aber zahlreiche Absagen eingehandelt. "Das ist definitiv eine Ungleichbehandlung", sagt der Pullacher Manager, der mehrmals den BFV um Unterstützung gebeten haben will. "Ich habe die Leute, die für die Spielgenehmigungen zuständig sind, gefragt, ob sie uns helfen können. Aber da ist nie etwas gekommen", sagt Liedl. Ganz im Gegenteil: "Wir hatten BFV-Vertreter in Pullach und auch in Neuried, wo wir uns einmieten wollten. Da hieß es nur kurz und knapp, dass diese Sportanlagen nicht tauglich seien für Regionalligafußball."

Rainer Koch war noch nie in Pullach. Zur Meisterehrung 2017 kam nur der Liga-Spielleiter

Bezeichnend sei, dass der Präsident des BFV noch kein einziges Mal ein Spiel an der Pullacher Gistlstraße besucht habe, obwohl der Sportverein nun schon im sechsten Jahr zur Spitzengruppe der zweithöchsten bayerischen Spielklasse zählt. Die Meisterehrung 2017 habe nicht der BFV-Chef, sondern der Bayernliga-Spielleiter abgehalten, ergänzt Pullachs Trainer Frank Schmöller: "Der hatte einen Karton mit den Medaillen dabei. Zwei Minuten später war er wieder weg."

Auch Schmöller hält den Einsatz Kochs für Türkgücü-Ataspor für nicht gerecht: "Ich will klarstellen: Das richtet sich nicht gegen den Verein. Das, was Türkgücü macht, verdient Respekt. Ich bin auch nicht neidisch. Aber es widerspricht meinem Gedanken von Chancengleichheit im Amateurfußball." Dass sich Koch insbesondere deshalb für Türkgücü-Ataspor einsetzt, weil es sich um einen Münchner Verein handelt, kann Schmöller nicht verstehen: "Dann muss sich der BFV in Münchner Fußball-Verband umbenennen." Die Funktionäre würden sich laut dem Trainer immer weiter von der Basis entfernen: "Das fängt bei der Fifa an und geht bis in die Regionalverbände. Die interessieren sich nur noch dafür, wo das Geld sitzt."

Rainer Koch war am Donnerstag wegen einer Asienreise nicht zu erreichen. Dafür äußerte sich Fabian Frühwirth, Leiter Kommunikation beim BFV: "Die Aussagen von Herrn Koch sind nicht gegen Pullach oder für Türkgücü-Ataspor zu verstehen", so der Pressesprecher. Vielmehr habe sich der Präsident schon seit Jahren mit dem Problem der fehlenden Spielstätten in München befasst. Durch den Besuch in Heimstetten und das Gespräch mit Hasan Kivran habe er sich ein Bild von der schwierigen Situation machen können: "In München gibt es mehr Fußballer als Möglichkeiten, sie unterzubringen. Und die Spitze des Eisbergs ist das Grünwalder Stadion", so Frühwirth. Die Pullacher Verstimmung sei für ihn nicht nachvollziehbar: "Die Verantwortlichen sind herzlich eingeladen, sich an den Präsidenten zu wenden." Theo Liedl wird davon wohl keinen Gebrauch machen: "Dieses Angebot kann er sich sparen", sagt der SVP-Manager.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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