SV Pullach:Meister der Rückpässe

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Vorschnell reagiert: Nach dem 0:1 baut Pullachs Trainer Schmöller seine Abwehrkette um (re. Luis Marseiler gegen Kotterns Torschützen Roland Fichtl). (Foto: Claus Schunk)

Die Isartaler wirken gegen Kottern überlegen, agieren aber viel zu behäbig. Am Ende wird die Elf des ungeduldigen Trainers Schmöller ausgekontert und verliert 0:3.

Von Stefan Galler, Pullach

Frank Schmöller ist so ein Typ, mit dem man es sich nicht gerne verdirbt. Wenn alles entspannt ist, dann ist der 51-Jährige zum Scherzen aufgelegt und gibt seinen Leuten das Gefühl, ein guter Kumpel zu sein. Wenn die Laune des gar nicht kühlen Hanseaten aber mal in den Keller gerauscht ist, sollte man ihm nicht blöd kommen - es herrscht Eruptionsgefahr. Das gilt natürlich in erster Linie für den Umgang mit jenen Fußballern, die der Trainer beim SV Pullach anleitet. Und da deren Leistungen zuletzt bei Weitem nicht seinen Erwartungen entsprachen, war am Samstag nach der 0:3 (0:0)-Heimniederlage gegen den TSV Kottern Funkstille angesagt. "Ich habe nach dem Spiel nicht viel geredet", sagte Schmöller mit etwas Abstand. "Ich wollte nicht mit der Keule durch die Gegend laufen."

In der Analyse war dann weniger Polemik als eher nüchterne Analyse angesagt: "Fakt ist, dass wir wie schon beim knappen Sieg gegen Unterföhring nicht kreativ genug spielen. Wir sind zu langsam und zu behäbig", sagt der frühere Profi. "Wir spielen auch immer das gleiche Tempo, und das ist nicht gerade das höchste." So habe es Kottern nicht schwer gehabt, den technisch beschlagenen Isartalern den Zugang zum Strafraum zu verwehren. "In der ersten Halbzeit hätten wir das Kotterner Tor abbauen können, so ungefährlich waren unsere Aktionen", sagte Schmöller. Nur einmal geriet der Kasten der Kotterner in Gefahr, Lukas Dotzler verwertete ein Zuspiel gekonnt, zielte dann jedoch am langen Eck vorbei (20.). Eine weitere Halbchance hatte Martin Bauer - das war es auch schon mit den Offensivaktionen der Gastgeber im ersten Durchgang.

"Wenn wir nicht schnell Konsequenzen ziehen, wird das eine schwierige Saison."

Aus heiterem Himmel waren es dann zu Beginn der zweiten Halbzeit die Gäste aus dem Allgäu, die in Führung gingen: Nach einem Eckball drosch Danijel Gasic die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie (51.). "Das war total unnötig, wir hätten den Ball ins Aus laufen lassen können, und dann bekommen wir aus dieser billigen Ecke das 0:1, weil wir unseren Gegner aus den Augen verlieren", tobte Schmöller.

Was danach passierte, nahm der Pullacher Trainer voll auf seine Kappe: "Ich war unzufrieden, habe sofort auf Dreierkette umgestellt, das war jedoch zu früh ein zu großes Risiko", sagte Schmöller. "Die folgenden Gegentore muss ich mir selbst ankreiden." Kottern nutzte die entstehenden Räume eiskalt aus, Sezer Yazir erhöhte auf 0:2 (67.), sechs Minuten später gelang Roland Fichtl bereits das Tor zum 0:3-Endstand. Pullach war zwar auch in dieser Phase optisch überlegen, kam jedoch zu so gut wie keinen Möglichkeiten. "Was wir spielen, erinnert mich in fataler Weise an unsere Nationalmannschaft", sagt Schmöller. "Zwar haben wir jede Menge Ballkontrolle, aber wir generieren so gut wie keinen Raumgewinn. Wir sind die Meister der Rückpässe. Und das ist definitiv nicht meine Vorstellung von Fußball."

Dabei sei das Mannschaftsgefüge ja nicht großartig anders als in der vergangenen Saison - sieht man vom Weggang Andreas Roths (ASV Dachau) einmal ab. "Das war ja eigentlich unser Pfund: Dass wir eingespielter sind als die meisten Konkurrenten." Nun gelte es, möglichst schnell die Kurve zu bekommen, bereits am Mittwoch gastiert Pullach bei Schmöllers früherem Verein FC Ismaning. "Ich will kein Spiel verlieren, aber ich bin ganz ehrlich: Gegen Ismaning würde es noch mehr wehtun." Es müsse jetzt ein deutlicher Wandel her, was die Einstellung angeht. Die habe ausschließlich beim 2:0-Auftakterfolg gegen den ambitionierten Aufsteiger Türkgücü-Ataspor gestimmt. Er sei gar nicht wütend, sondern sehr ruhig, betont der Trainer. Dennoch werde der Auftritt gegen Kottern personelle Konsequenzen haben: "Wir werden gegen Ismaning definitiv nicht in der gleichen Formation auflaufen." Das Fazit des Coaches: "Wenn wir nicht schnell Konsequenzen ziehen, wird das eine schwierige Saison."

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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