SV Pullach:Die Peitsche hat Pause

Lesezeit: 3 min

Der Pullacher Lukas Dotzler erzielte drei Treffer. (Foto: Claus Schunk)

Unspektakulär, aber stabil: Pullach schwimmt weiter auf einer Erfolgswelle. Das 2:0 gegen Schwaben Augsburg ist bereits der vierte Sieg in Serie. "Die Jungs haben alle extrem Bock", sagt Trainer Schmöller.

Von Stefan Galler, Pullach

Die Laune passt zum Wetter. Frank Schmöller, ehemaliger Fußballprofi und aktuell Trainer des Bayernligisten SV Pullach, zeigt sich in diesen Tagen entspannt wie selten. Er gilt gemeinhin als Fußballlehrer, der auch mal auf den Tisch haut, wenn er spürt, dass seine Mannschaft nicht recht mitzieht. Dann schreckt der 52-Jährige auch nicht vor personellen Konsequenzen zurück. Dann und wann hat er das Gefühl, antizyklisch reagieren zu müssen, also Zuckerbrot, wenn die erhofften Ergebnisse nicht kommen, und ein paar leichte Streiche mit der Peitsche, obwohl sein Team von Erfolg zu Erfolg eilt. Gegenwärtig ist seine Elf im Flow: Vier Siege feierten die Isartaler zuletzt, das 2:0 (0:0) am Samstag gegen den TSV Schwaben Augsburg eingerechnet erzielten sie dabei ein Torverhältnis von 12:2.

Und was macht der Coach? Er lässt die Peitsche weg, feiert die Serie und verteilt jede Menge Komplimente an sein Team: "Es läuft, das merkt man auch im Training: Die Jungs haben alle extrem Bock, Fußball zu spielen." Schmöller, der Unberechenbare.

Zwei, zwei, eins, zwei - das sind nicht die Totozahlen, sondern die Endplatzierungen unter Schmöller

Er sei manchmal selbst verblüfft, mit welchem Elan die Spieler derzeit zu Werke gingen, sagt der Trainer: "Seit dem Rain-Spiel vor zwei Wochen geben die derart Vollgas, da muss sogar jedes Trainingsspiel gewonnen werden. Und wenn man Bock auf etwas hat, kommt meistens auch etwas Gutes dabei raus." Dabei ist die Ausgangsposition unverändert: Der SV Pullach hegt weiterhin keine Ambitionen, den Sprung in die Regionalliga zu wagen. Auch weiterhin gibt es keine Perspektive, was eine den Auflagen entsprechende Spielstätte angeht. Deshalb will Schmöller darüber auch nicht reden: "Dazu wäre jedes Wort zu viel."

Vier volle Spielzeiten hat der frühere Bundesligaspieler, der mit dem HSV 1987 den DFB-Pokal gewann, die Pullacher bislang trainiert - und dabei mit seinem Team in der Bayernliga-Endtabelle die Plätze zwei, zwei, eins und zwei belegt. Auch aktuell liegen die Raben wieder auf dem zweiten Rang, der Rückstand auf Tabellenführer SV Türkgücü-Ataspor beträgt sechs Punkte, allerdings hat Pullach noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Ein weiterer Meistertitel sei jedoch nicht realistisch: "Die Türken spielen in einer anderen Liga", sagt Schmöller, und zwar "ohne Neid, sondern voller Respekt", wie er immer wieder betont. "Wenn man mit so vielen höherklassig erfahrenen Spielern arbeitet, kann es schnell Unstimmigkeiten geben. Aber die machen das richtig gut."

Das gilt allerdings eben auch für seine Mannschaft, die während des Oktoberfestes unbesiegt geblieben ist, "im Gegensatz zu anderen Münchner Mannschaften", wie Schmöller süffisant bemerkt. "Und das ist für die Mannschaften aus der Region schon wichtig, das weiß auch ich als Isarpreiß", so der gebürtige Hamburger.

Die Serie hielt auch gegen Schwaben Augsburg. Abermals zeigte Pullach eine abgeklärte und souveräne Leistung. "Wir bieten vielleicht nicht das größte Spektakel, dafür sind wir stabil und kompakt", sagt der Coach. Torchancen blieben die Ausnahme, ein Kopfball von Simon Ollert, Schüsse von Lukas Dotzler und Daniel Leugner, das waren die Gelegenheiten, die Pullach aus dem Spiel heraus kreierte. Hinten hatten die Isartaler zweimal Glück, erst als Torwart Marijan Krasnic im Duell mit einem alleine auf das Tor zusteuernden Augsburger die Nerven behielt (25.); später, weil ein Schuss der Schwaben an den Pfosten klatschte (56.). "Es war klar: Wer das erste Tor schießt, gewinnt", so Schmöller. "Und zum Glück waren das wir." Christoph Dinkelbach ging im Strafraum der Schwaben zu Boden, den folgenden Elfmeter verwandelte Dotzler (71.) - Saisontor Nummer elf für den Stürmer.

Damit war den Gästen der Zahn gezogen. In der Schlussphase kam von den Schwaben kein Aufbäumen mehr. Stattdessen legte der SV nach. Der eingewechselte Marko Tomicic schloss einen schnellen Gegenstoß mit dem 2:0 ab (90.+2). Einen satten Stimmungsdämpfer gab es aber doch noch für die Männer von der Gistlstraße: Abwehrchef Alexander Benede, mit Rückenschmerzen ins Spiel gegangen, verletzte sich kurz vor dem Ende womöglich schwer am Sprunggelenk, die genaue Untersuchung folgt Anfang der Woche.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: