SV Pullach:Blasengel in Kurzarbeit

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Vollgas bis zur Neige: Max Schuster avancierte gegen Schwabmünchen zum Matchwinner für Pullach. (Foto: Claus Schunk)

Max Schuster wird beim Spiel gegen Schwabmünchen ein- und wieder ausgewechselt. In 24 Minuten gelingen ihm Vorlage und Tor zum 2:0-Sieg.

Von Christian Bernhard, Pullach

Beim ersten Tor veranstaltete Daniel Leugner noch ein kleines, einstudiertes Tänzchen mit Alexander Benede im Mittelkreis, wenige Minuten später fasste er sich mit beiden Händen an den Kopf - und sprintete freudig quer über den Platz, um Maximilian Schuster zu herzen. Leugner konnte es nicht fassen und war damit wohl nicht alleine. Auch Schuster erlebte am Samstagnachmittag einen äußerst kuriosen Fußballtag. Der 26-jährige Offensivspieler war beim 2:0-Sieg des SV Pullach im Bayernliga-Süd-Spitzenspiel gegen den TSV Schwabmünchen in Minute 62 eingewechselt worden - direkt nachdem sein Team wegen einer gelb-roten Karte gegen Lukas Dotzler in Unterzahl geraten war. In Minute 86 musste Schuster schon wieder Platz machen für Almir Hasanovic, da er völlig ausgepowert war. "Wie ein Blasengel", sagte Trainer Frank Schmöller und griff ein altes Zitat von Franz Beckenbauer auf, der einst Stefan Effenberg auf diese Weise verspottet hatte.

Schusters 24-Minuten-Auftritt dazwischen hatte es aber mehr als nur in sich: Er bereitete das 1:0 von Max Zander mit einer maßgeschneiderten Flanke vor (70.) und sorgte neun Minuten später mit einem tollen Heber von der Strafraumgrenze für den Endstand. Ein "sensationelles" Tor, fand Coach Schmöller - und die Krönung des speziellen Nachmittags für Schuster. "Ich glaube, er ist der erste Spieler in der Geschichte des Fußballs, der nach einer Einwechslung und Auswechslung nicht unzufrieden war", sagte Schmöller schmunzelnd. Schuster tat das Kompliment gut, er arbeitet sich gerade wieder an die Mannschaft heran, da er sich in der Vorbereitung verletzt hatte und körperlich noch einigen Rückstand hat. "Wir wissen um seine Qualitäten", sagte Schmöller und lobte Schusters Tempo, seinen Zug zum Tor und seine Körperlichkeit. Ein fitter Max Schuster, sagte Schmöller, gehöre ins Team.

Schusters Auftritt sorgte dafür, dass Schmöllers Unzufriedenheit über die erste Halbzeit nicht mehr im Zentrum stand. Zu wenig Präsenz, einige defensive Nachlässigkeiten, zu wenig Bewegung: So lautete die Analyse der ersten 45 Minuten des SVP-Trainers. "Schwabmünchen war klar besser", betonte er. Kurioserweise habe sein Team erst nach der gelb-roten Karte gegen Lukas Dotzler den Kampf angenommen, Schmöller sprach von einer "Initialzündung". Schuster durfte sich damit besonders angesprochen fühlen.

Keine Zeit zum Verschnaufen: Schon am Dienstag gastieren die Isartaler in Sonthofen

Schmöller gefiel besonders die Tatsache, dass seine Mannschaft wieder zu Null spielte. Im Vorfeld der Partie hatte er seinen Spielern deutlich gemacht, dass in Sachen Defensivarbeit jeder einen Schritt mehr machen müsse. Die einfachen Gegentore, die Pullach zuletzt kassiert hatte, seien nicht akzeptabel. Das Resultat konnte sich sehen lassen: "Wie die Mannschaft wollte, wie sie sich durchgebissen hat, das war aller Ehren wert", unterstrich Schmöller.

Ausruhen ist beim SV Pullach im doppelten Sinne aber nicht angesagt, nach "gefühlten 48 Stunden Pause" (Schmöller) geht es für den Titelverteidiger bereits am Dienstag beim FC Sonthofen weiter. Die Allgäuer sind nicht gut gestartet, nach vier Spielen haben sie erst vier Punkte auf ihrem Konto - und damit acht weniger als Pullach, das einen Zähler hinter dem TSV Rain/Lech Rang zwei der Tabelle belegt. Schmöller schätzt Sonthofen trotzdem hoch ein, überhaupt sei es zu früh, eine Mannschaft schon abzuschreiben. Besonders, weil sie in Esad Kahric, den Schmöller sehr schätzt, über einen Trainerfuchs verfüge. Kahric, so Schmöllers augenzwinkernde Prognose, werde sich "bestimmt eine kleine Schweinerei einfallen lassen".

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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