SV Pullach:Auf der letzten Rille

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Begehrlichkeiten geweckt: Tim Sulmer, 29 Scorerpunkte in dieser Saison, wird den SV Pullach wohl verlassen. (Foto: Johannes Simon)

Die Isartaler überholen einen Spieltag vor Schluss Unterföhring und haben es wieder selbst in der Hand, Bayernligameister zu werden.

Von Stefan Galler, Pullach

Am Sonntag war der Coach dann so richtig im Stress: Als Gast auf einer Kommunionsfeier blieb Frank Schmöller nicht viel Zeit, um das Spiel seines SV Pullach vom Vortag noch einmal zu analysieren. Mit 1:0 (0:0) hatten die Isartaler ihr letztes Auswärtsmatch dieser Saison beim abstiegsgefährdeten SSV Jahn Regensburg II für sich entschieden. Als dann die Nachricht von der Unterföhringer Niederlage bei der SpVgg Hankofen-Hailing die Runde machte, war der Jubel in den Reihen der "Raben" groß: Sie sind in der Tabelle der Bayernliga Süd wieder am bereits feststehenden Aufsteiger vorbeigezogen. Nun kann der Sportverein am kommenden Samstag im Heimspiel gegen eben jene Helferlein aus Hankofen die Meisterschaft perfekt machen.

Das wäre ein respektables Trostpflaster für Schmöller und seine Männer, die ja mangels geeigneter Regionalligaspielstätte bereits vorzeitig auf einen Aufstieg verzichten mussten. "Der Traum lebt", sagte der Trainer am Sonntag irgendwann zwischen Mittagessen und Kaffee und Kuchen. "Es wäre eine riesige Geschichte, wenn wir uns selbst noch belohnen könnten." Gegen Hankofen, das noch mit allen Mitteln um den Klassenerhalt kämpft, würde schon ein Unentschieden reichen, weil Pullach den direkten Vergleich mit Unterföhring gewonnen hat (4:1/1:2). Schmöller erwartet an der heimischen Gistlstraße einen Kampf auf Biegen und Brechen: "Beide Mannschaften haben ein Ziel, es wird hoch spannend und immens intensiv werden. Aber ich bin ganz optimistisch."

Für zumindest zwei Pullacher wird es mutmaßlich das letzte Match im Dress der Isartaler sein: Torwart-Legende Michael Hofmann, 44, beendet nun doch definitiv seine Karriere. Zuletzt hatte er noch offengelassen, ob er womöglich noch eine Saison dranhängt. Er mache jetzt definitiv "einen Haken drunter", sagte er zuletzt einer Lokalzeitung. Und Offensivtalent Tim Sulmer, 20, dürfte laut Schmöller kaum zu halten sein. Der flinke und technisch starke Angreifer hat in dieser Saison bereits 18 Treffer erzielt und elf weitere vorbereitet - eine Bilanz, die auch höherklassigen Vereinen nicht entgangen sein dürfte.

Auch die Partie in Regensburg entschied der Youngster Mitte der zweiten Halbzeit im Alleingang: Zunächst zwang er Jakob Zitzelsberger im Jahn-Strafraum in einen Zweikampf, der Oberpfälzer foulte und Schiedsrichter Florian Wildegger zeigte auf den Punkt. Sulmer übernahm die Verantwortung und haute die Kugel ins Netz. "Ein klarer Elfmeter, zuerst leistet sich der Verteidiger den Ballverlust, dann bringt er Tim zu Fall", erklärte Schmöller.

Verteidiger Niklas Mooshofermusste am Kopf mit 16 Stichen genäht werden

Es sollte der einzige Treffer des Tages bleiben, schließlich stand die SVP-Abwehr wie so oft bombensicher: "Wir haben die Pullacher Grundtugenden an den Tag gelegt: hinten stabil gestanden, vorne geduldig auf unsere Chance gewartet", resümierte der Übungsleiter der Raben. Dabei hatte es für die Gäste alles andere als optimal begonnen: Nach 20 Minuten musste Mittelfeldspieler Martin Bauer mit Muskelproblemen raus, noch vor der Pause war auch für Verteidiger Niklas Mooshofer Schluss. Bei einem Luftzweikampf zog er sich eine klaffende Wunde am Kopf zu, er musste in der Klinik mit 16 Stichen genäht werden. Da in Andreas Roth und Lukas Dotzler zwei weitere Stammspieler verletzungsbedingt ausgefallen waren, musste Frank Schmöller mächtig umstellen. "Die Jungs sind gut mit dieser Situation umgegangen."

Die Gäste schafften es, Regensburg während der gesamten Partie vom eigenen Tor fernzuhalten. "Uns ist es nicht gelungen, den entscheidenden letzten Pass zu spielen, um zu einem klaren Torabschluss zu kommen", sagte Jahn-Trainer Harry Gfreiter. Schmöller ergänzte, die Oberpfälzer seien zwar sehr laufstark, aber vorne auch "ein Stück zu harmlos" gewesen. Und so konnte Pullach die drei Punkte einsammeln, ohne selbst eine Offensivfeuerwerk abzubrennen. Das wäre wohl auch gar nicht drin gewesen: "Wir laufen kräftemäßig auf der letzten Rille", musste Schmöller einräumen.

© SZ vom 15.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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