Zwei weg, einer dazu: Nach den Abstiegen des SV Heimstetten und des VfR Garching aus der Regionalliga Bayern sowie dem Abstieg der SpVgg Unterhaching in dieselbe startet künftig nur noch ein Trio aus der Region in der vierthöchsten deutschen Fußballliga. Für zwei dieser drei Klubs geht die kurze Sommerpause bereits an diesem Freitagabend zu Ende.
SpVgg Unterhaching
Die wahre U23 der SpVgg Unterhaching trete immer samstagnachmittags im Sportpark an, darauf hat Claus Schromm in der vergangenen Spielzeit gerne hingewiesen. Damals leitete er noch das Nachwuchs-Leistungszentrum (NLZ) eines Drittligisten, und er wollte damit sagen, dass die Spielvereinigung insgesamt ein Ausbildungsverein mit hohen Durchlässigkeiten sei - einschließlich der ersten Mannschaft als oberstem Nachwuchsteam.
All dies trifft auch auf die neue Saison zu, wenn auch eine Liga tiefer. Abgesehen davon, dass Schromm nun Cheftrainer ist; und dass die erste Mannschaft im Sportpark häufig am Freitagabend und nicht am Samstagnachmittag spielen wird, so auch gleich zum Auftakt gegen den FC Ingolstadt II (19 Uhr). Während die erste Mannschaft den Profifußball verlassen hat, ist die zweite, also die offizielle U23, vom Spielbetrieb abgemeldet worden. Die besten Spieler des ehemaligen Drittligakaders sind nun weit verstreut und spielen künftig für richtige erste Mannschaften und für ein ordentliches Salär.
Kein Wunder also, dass der neue Kader ähnlich jung ist wie der der Ingolstädter U23. Ohne den 26-jährigen Zugang Markus Einsiedler - Hachings Präsident Manfred Schwabl nennt ihn den "Opa" der Mannschaft - wäre die mangelnde Erfahrung der Mannschaft insbesondere im Angriff wohl problematisch geworden. So kann Schwabl zumindest von einer "Achse an erfahrenen Spielern" sprechen. Um bei der SpVgg ein Methusalem zu werden, muss man nur so alt sein wie etwa der lange verletzte Jonas Hummels, 24, der ebenfalls lange verletzte Torwart Stefan Marinovic, 23, oder Ulrich Taffertshofer, 23, der von Wacker Burghausen kam. Der restliche Kader besteht aus einer Mischung von hauseigenen und hinzugeholten Talenten.
Die Zusammenarbeit mit dem NLZ ist schon aufgrund der Person Schromm tatsächlich sehr eng. Und sie soll es auch sein, denn die U19 soll in dieser Saison endlich wieder in die Bundesliga aufsteigen - dieses Ziel ist den Verantwortlichen fast genauso wichtig wie der Klassenerhalt in der Regionalliga. Deshalb könnten einige der Allerjüngsten im Verlauf der Saison recht schnell merken, dass selbst bei guten Leistungen die hohe Durchlässigkeit in Unterhaching immer in beide Richtungen gilt.
TSV 1860 München II
Es könne gut sein, dass zum Saisonstart noch nicht alles ganz rund läuft, warnt Daniel Bierofka. Das ist einerseits eine übliche Aussage für den Trainer eines Ausbildungsteams. Doch Bierofka hat gute Gründe, das zu sagen. Er selbst fehlte in der Vorbereitung eine Woche lang, um eine so genannte Junioren-Elite-Lizenz vom DFB zu erhalten und überhaupt ein Team trainieren zu dürfen, seinen A-Schein wird er frühestens im nächsten Jahr machen. Bierofka verfügt zwar über ein Löwenherz, aber noch nicht über viel Trainererfahrung.
Vor allem kennt er seine neue Mannschaft noch nicht allzu gut. Neben sieben Zugängen aus der A-Jugend hat der TSV 1860 diesmal nämlich deutlich mehr externe Talente verpflichtet als sonst, insgesamt acht. Darunter zum Beispiel Florian Pieper, der trotz seiner 21 Jahre schon Torschützenkönig der Bayernliga Nord war. Gerade im Sturm konnten sich in den vergangenen Jahren recht wenige Spieler aus der eigenen Jugend durchsetzen.
Darüber hinaus ist in Christian Köppel ein flexibel einsetzbarer, möglicher Leistungsträger derzeit verletzt, sechs Akteure trainierten die meiste Zeit bei den Profis mit. "Ich konnte nie mit der Mannschaft spielen, die ich mir eigentlich vorgestellt habe", sagt Bierofka. Erstmals wird er ihr also erst an diesem Freitagabend zum Auftakt gegen Wacker Burghausen (19 Uhr, Grünwalder Stadion) nahekommen. Sicher ist, dass beim Gegner mehrere gestandene, bei 1860 ausgebildete Ex-Profis in der Startelf stehen werden. Und dass wenig später schon das schwere Derby gegen den FC Bayern II ansteht. Es könnte in der Tat ein holpriger Auftakt werden.
FC Bayern München II
Phillipp Steinhart, Fabian Benko und Felix Pohl haben von Pep Guardiola auch noch ein Visum für China bekommen, sie durften mit den Profis auf fernöstliche Werbetour gehen und dürften sich damit einen Traum erfüllt haben. Wegen dieser drei Spieler hat die U23 auch ihren Saisonstart verschoben, das erste Spiel findet erst am 29. Juli beim FV Illertissen statt. Es ist trotz schwerer Gegner zu Beginn davon auszugehen, dass die jungen Bayern rasch die Tabellenspitze anpeilen werden. Die Mannschaft ist weitgehend zusammengeblieben und somit erfahrener als noch vor einem Jahr. In Heiko Vogel hat der ehemalige U19-Trainer die U23 übernommen. Der ehemalige Chefcoach des FC Basel agiert in Personalunion für Erik ten Hag, der nun Cheftrainer und Sportdirektor beim FC Utrecht ist, sowie für Michael Tarnat, der im Nachwuchs-Leistungszentrum nur noch für die Teams von der U16 abwärts verantwortlich ist. Vogel hat also auch die U17 zu verantworten, wo der einstige Angreifer Tobias Schweinsteiger neuerdings als Co-Trainer arbeitet.
Der Wegfall von Erfahrung, den Schweinsteigers Karriereende mit sich bringt, soll im Sturm durch Karl-Heinz Lappe ausgeglichen werden, dem das mit seinen 27 Jahren und 54 Zweitliga-Einsätzen für den FC Ingolstadt durchaus gelingen könnte. So spricht einiges dafür, dass die Mannschaft gut genug ist, um auch diese Saison ganz vorne mitzuspielen. Bis zum offiziell ausgegebenen Saisonziel Aufstieg ist es noch ein weiter Weg. Wenn auch nicht ganz so weit wie nach China.