SSG Neptun Germering:Auf Olympia-Kurs

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Cornelia Rips, hier bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften im Juni. (Foto: Mirko Seifert)

Die 15-Jährige bereitet sich im Sportgymnasium Halle auf die Junioren-Weltmeisterschaft vor und hat große Ziele.

Von Karl-Wilhelm Götte, München/Germering

Schwimmerin Cornelia Rips von der SSG Neptun Germering hat einen strengen Zeitplan zu beachten. Sie ist vom Bundesstützpunkt der Schwimmer in Halle/Saale angereist, um bei der SZ-Talentiadefeier ihren Siegerpreis entgegenzunehmen. Am Vormittag hatte sie dort noch trainiert und sich dann in den Zug nach München gesetzt. "Wir haben sie vom Bahnhof abgeholt und sind direkt zum SZ-Hochhaus gefahren", erzählt Mutter Yvonne Rips. Vorne auf der Bühne steht die 15-jährige deutsche Juniorenmeisterin neben Matthias Sammer, der vor einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen als Sportdirektor des FC Bayern München ausgeschieden ist. Zwei Zentimeter größer als der ehemalige Fußball-Europameister von 1996, nimmt sie die Glückwünsche des von der SZ geladenen Sportlerpaten entgegen. Zudem erhält Neptun Germering 1500 Euro für die Jugendarbeit.

"Das war ganz cool mit so einem Profi", sagt Cornelia Rips kurz darauf. Es gibt Gemeinsamkeiten mit Sammer: Der heute 49-Jährige, der in Grünwald lebt, hat als junger Fußballer in der ehemaligen DDR ebenfalls eine Kinder- und Jugendsportschule (KJS) in Dresden besucht. Die Germeringerin war vor zwei Jahren ins Sportinternat nach Halle gewechselt, um ihre Leistungen zu verbessern. Dieses Sportinternat ist aus einer ehemaligen KJS hervorgegangen. Die Schule richtet sich nach dem Sport aus und nicht umgekehrt. Der Zeitplan von Rips von sechs Uhr morgens bis zehn Uhr abends ist fest durchgetaktet. Rips, die sich in Halle mit etwa 23 Stunden Training pro Woche auf den kurzen Freistil- und den Lagenstrecken erheblich gesteigert und für die Junioren-WM in Indianapolis/USA Ende August qualifiziert hat, profitiert von der Talentschmiede. Auch Matthias Sammer sieht solche Sportinternate positiv. "Ja, Olympia 2020 ist mein Ziel", bekräftigt Cornelia Rips auf der Bühne selbstbewusst. Dafür mache sie diesen Sport. "Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Tochter", sagt Vater Marcus Rips. "Es ist eine unglaubliche Leistung, was sie auch psychisch durchsteht." Immerhin sei sie mit 13 Jahren von zuhause weggegangen. Cornelias älterer Bruder Matthias, 18, ebenfalls ein ausgezeichneter Schwimmer, der seine Schwester als Bub ins Germeringer Hallenbad mitnahm, war so etwas wie der "Stein des Anstoßes", wie er es ausdrückt.

Die Preisträgerin schwimmt übrigens gar nicht so gerne in einem See oder im Meer: "Am wohlsten fühle ich mich, wenn ich den Boden unter meinen Füßen sehe." Mutter Yvonne Rips filmt und fotografiert an diesem Abend und dokumentiert die ausgelassene Stimmung beim anschließenden Büffet im großen Foyer des SZ-Hauses. Sie ist vor allem für die "Organisation drumherum" zuständig und hält den ständigen Kontakt zu ihrer Tochter. Alle vier Wochen fährt sie nach Halle.

Gekommen sind zur Feier auch Ilse Blume, die Neptun-Vereinsvorsitzende und Steffen Enzmann, der BLSV-Kreisvorsitzende Fürstenfeldbruck aus Puchheim, der sich sehr angetan zeigt von der "schönen und würdevollen Veranstaltung der SZ". Blume freut sich "über die große Anerkennung für den Verein".

Neptun Germering hat mit 500 Mitgliedern seine Kapazitätsgrenzen erreicht und hat deshalb einen Aufnahmestopp erlassen. Es gibt lange Wartelisten. Wie die 1500 Euro Preisgeld verwendet werden sollen, darüber hat sich Marcus Rips, Trainer und stellvertretender Vorsitzender im Schwimmverein, schon Gedanken gemacht: "Eine Ruderbank für den Kraftraum."

Auch für den Vater, der Cornelia in Germering jahrelang trainierte, war der Fortgang seiner Tochter nach Halle eine gravierende Veränderung. " Meine Tipps und Ratschläge waren nicht mehr gefragt", beschreibt er die neue Lage vor zwei Jahren nüchtern. Den Rollenwechsel vom Trainer zum "nur noch Vater" hat Marcus Rips inzwischen bewältigt. Als Vater tröstet er jetzt seine Tochter, wenn ein Wettkampf mal nicht so gut gelaufen ist.

Cornelia Rips hat nur einen kurzen Abstecher nach München und Germering gemacht. Nachts wird zu Hause noch etwas Wäsche gewaschen, am nächsten Morgen geht es dann schon wieder nach Halle. Das anstehende Trainingspensum muss absolviert werden, um bei der Weltmeisterschaft in sechs Wochen in Hochform zu sein. Trainieren kann sie wieder ohne Einschränkungen - eine Hüftverletzung vom April ist ausgeheilt. Ihr Bekenntnis für den Schwimmsport zu leben, nimmt man ihr sofort ab. Da ist die junge Schwimmerin, die in diesem September 16 Jahre alt wird, erstaunlich kompromisslos - auch mit sich selbst.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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