Squash-Bundesliga:Gelungene Eröffnung

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"Schach mit Puls 200": SCD-Kapitän Thomas Müller beim Strategiespiel im Squash-Court. (Foto: Claus Schunk)

SC Deisenhofen startet mit Sieg und Unentschieden in die Saison

Von Maximilian Ferstl, Oberhaching

Thomas Müller schlängelt sich um seinen Gegenspieler herum, kommt gerade noch an den Ball, trifft die Kunststoffkugel optimal und ballt die Hand zur Faust. Am Ende gewinnt Müllers Team 3:1. Stimmt nicht? Stimmt doch. Nur spielt dieser Thomas Müller nicht Fußball, sondern Squash. Am Wochenende hat die neue Bundesliga-Saison begonnen. Müller ist Kapitän des SC Deisenhofen, der erfolgreich in die Spielzeit gestartet ist. Am Samstag schlug Müllers Team zu Hause die Squash Devils Stuttgart. Tags darauf teilte man die Punkte beim 2:2-Unentschieden in Kempten. Deisenhofen erhielt wegen der minimal besseren Punktebilanz (120:121) den Bonuszähler.

Ein Sieg, ein Unentschieden, fünf Punkte aus zwei Spielen. Eigentlich alles prima, zumal Deisenhofen nicht unbedingt zu den Favoriten der Bundesliga Süd zählt. Doch Müller ist nach seiner Partie am Samstag unzufrieden, nicht mit der Mannschaft, sondern mit der eigenen Leistung. Das Schlängeln, das Strecken, das Ballen der Faust haben nicht gereicht. Müller hat den entscheidenden fünften Satz 6:11 verloren und sitzt niedergeschlagen auf einem Stuhl im Sportpark Beutelstahl. "Die anderen haben ihre Arbeit gemacht. Wir sind toll gestartet. Aber für mich persönlich war es ein gebrauchter Tag." Die Niederlage fuchst ihn gewaltig.

Müller, 28, spielt für den SC Deisenhofen, seit er sieben Jahre alt ist. Seit sieben Jahren führt er die Mannschaft als Kapitän. Er ist, wie sein Namensvetter aus dem Fußball, eine Integrationsfigur; und ebenso eloquent: "Squash ist wie Schach, nur mit Puls 200", sagt er, als er seinem Mannschaftskollegen Tobias Aufenanger zusieht, der es gerade mit Michael Gäde zu tun hat. Die beiden hetzen sich in dem zellenartigen Squash-Court hin und her. Es quietscht und knallt. Schach? "Es geht darum, das Zentrum zu kontrollieren. Jeder Spieler will sich viele Optionen schaffen. Der Gegner darf nicht wissen, wo der nächste Angriff kommt," sagt Müller und klingt tatsächlich wie ein Schachspieler.

Als Müller mit Gegner André Weingerl den Käfig betritt, ist die Partie bereits entschieden, 3:0 liegt Deisenhofen in Führung. Es bleibt das persönliche Duell zweier Spieler, die sich lange kennen, die schon oft miteinander gerungen haben. Unwahrscheinlich, dass einer den anderen in der Eröffnung überrumpelt. Die ersten Züge sind reine Routine, der erste Satz ist lange ausgeglichen. Doch mit zwei raffinierten Spielzügen gewinnt Müller am Ende den Satz 13:11.

Ein kleiner Stellungsvorteil, den Müller Zug um Zug ausbaut. Er drängt Weingerl immer wieder in die Ecken, manövriert ihn an der hinteren Wand hin und her. Wer nur hinterherläuft, kann nicht angreifen. Müller schafft es, "hinter die Verteidigung des Gegners" zu kommen, wie er sagt: 11:4, Weingerl schaut da schon drein, als wüsste er, dass seine Stellung verloren ist. Müller fehlen ein paar präzise Züge, er muss es "nur noch zu Ende spielen".

Doch dann macht Müller plötzlich Fehler. Seine Bälle fliegen zu hoch oder klatschen mit lautem Scheppern an das Blech, welches das Spielfeld nach unten begrenzt. Müller hadert, mit sich, mit dem Schiedsrichter, mit der Welt. Er spürt, wie ihm die Partie entgleitet: "Ich habe meinen Kopf verloren." Nun ist Müller derjenige, der die weiten Wege läuft. Er gerät in Zugzwang, die Partie kippt: "Er hat das Spiel schnell gemacht. Daran bin ich letztendlich kaputt gegangen. Vielleicht wird es morgen besser."

Wird es nicht: In Kempten verliert Müller in vier Sätzen. Doch sobald er auf die Tabelle blickt, dürfte sich seine Laune bessern: Der SC Deisenhofen liegt nach zwei Spieltagen auf Platz zwei. Und das, obwohl im Sommer in Niklas Becher die bisherige Nummer zwei zu Konkurrent Königsbrunn gewechselt ist. Der SC hätte zwar einen Ersatz verpflichten können, erzählt Müller, das hätte aber das Budget gesprengt. Ein "solider Mittelfeldplatz" sei das Ziel. Die Eröffnung ist schon mal gelungen.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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