Squash:Außerplanmäßig erfolgreich

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Zuverlässig: Während sein Kollege Müller auf Rang zwei den Puffer geben muss, sammelt Armin Hameed an Position drei beständig Punkte. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Deisenhofen überrascht als Zweiter in der Squash-Bundesliga

Von Alexander Mühlbach, Oberhaching

Eigentlich war das alles gar nicht eingeplant. Lange bevor der Squashclub Deisenhofen auch nur einen Ball gespielt hatte, ging die Angst um, am Ende wieder gegen den Abstieg spielen zu müssen. So wie in der vergangenen Saison, als er wegen eines Lizenzierungsfehlers die ersten beiden Saisonsiege aberkannt bekommen hatte und sich erst ganz am Schluss den vorletzten Tabellenplatz sicherte. Nur, dass die Deisenhofener dieses Mal glaubten, nicht die sportliche Qualität zu haben, um in der Bundesliga Süd mithalten zu können. Hatte sie im Sommer doch Niklas Becher in Richtung Ligakonkurrent Königsbrunner SC verlassen. Gerade Becher, der auf Platz 18 der deutschen Bestenliste steht und für Deisenhofen immer an Position zwei spielte. Deswegen hieß es schon wieder: Bloß nicht letzter werden!

Aber jetzt ist doch alles anders. Deisenhofen empfängt am Samstag die Sport-Insel Stuttgart zum Spitzenspiel. Der Zweite gegen den Ersten. Thomas Müller, der Kapitän der Deisenhofener, kann das immer noch nicht fassen. Weswegen er immer wieder sagt: "Eigentlich war das nie geplant."

Mit Kaderveränderungen ist der plötzliche Deisenhofener Erfolg nicht zu erklären. Eigentlich hatten sie vor der Saison noch einen Ersatz für Becher engagieren wollten, aber das ließ die Vereinskasse nicht zu. "Wir spielen mit dem kleinsten Etat der Liga", erklärt Müller. Gerade einmal 10 000 bis 15 000 Euro stehen dem SC pro Jahr zur Verfügung. Vor ein paar Jahren wurde das Team sogar aus dem Hauptverein ausgegliedert, weil dieser das finanzielle Risiko nicht mehr mittragen wollte. Seitdem finanziert sich der SC ausschließlich durch Sponsoren. "Selbst Teams in der Bayernliga haben größere Etats als wir", sagt Müller. Trotzdem wollte sie sich darüber nicht beschweren. Sie schauten lieber nach vorne, versuchten eine Lösung für das Kaderproblem zu finden. Im Squash hat man schließlich auch keine Zeit, einem schlechten Schlag lange nachzutrauern. Es geht immer um den nächsten Spielzug, darum, den Gegenspieler zu Fehlern zu zwingen. Vor ein paar Monaten hat Müller mal gesagt, Squash sei wie Schach - nur eben bei einem Puls von 200.

Also gingen die Deisenhofener auch dieses Mal strategisch vor. Müller rutschte im Mannschaftsgefüge von Position drei auf zwei und nahm dafür in Kauf, dass er plötzlich gegen viel stärkere Spieler als früher antrat. "Für mich ist das natürlich hart", sagt Müller, der bislang alle vier Partien verloren hat. Vor der Saison hatte er seine Ausbildung zum Apotheker abgeschlossen. Statt sechs bis sieben Mal in der Woche trainiert er nun nur noch drei bis vier Mal. Mehr wäre jetzt eben nicht mehr verkraftbar, sagt Müller. "Aber damit hast du natürlich keine Chance gegen die an Position zwei gesetzten Gegner, die spielen ja auch schon alle international, manchmal sogar professionell. Ich spiele jetzt den Puffer für die Mannschaft."

Denn während Müller seine Partien allesamt verliert, gewinnen die anderen drei ihre Spiele - oder aber halten zumindest gut genug mit, um ein Unentschieden zu gewinnen. Was im Squash bedeutet, dass sich die Mannschaften in den vier Partien eines Spieltags zwar unentschieden trennen, die eine aber insgesamt mehr Sätze für sich entscheidet als die andere und deshalb einen zweiten Punkt bekommt.

Dass der Plan auch gegen Stuttgart aufgeht, bezweifelt Müller: "Realistisch betrachtet haben wir keine Chance." Die Schwaben sind dafür bekannt, ausländische Spieler für eine oder mehre Partien zu verpflichten. Vor ein paar Wochen flogen sie einen Ägypter ein, der auf Rang 28 der Weltrangliste steht. Für dieses Wochenende werden sie in Mark Krajcsak einen ehemaligen ungarischen Profi aufbieten, der mal auf Platz 28 der Weltrangliste stand. Zudem haben die Stuttgarter in den vier bisherigen Saisonspielen insgesamt nur einen Satz verloren. Alleine deswegen, sagt Müller, sei ein Sieg nicht eingeplant. Aber das war der zweite Platz in der Liga ja auch nicht.

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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