Fußball-Regionalliga:Bruch in der Kette

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"Es war kein kompletter Klassenunterschied": Die Erfahrung von SpVgg-Zugang Markus Einsiedler (li.), 26 Jahre alt, half den Hachingern auch nicht. (Foto: C. Schunk)

Die SpVgg Unterhaching stürzt nach der 0:2-Niederlage gegen Regensburg in den Tabellenkeller - und muss sich schon jetzt Grundsatzfragen zur Qualität ihrer Mannschaft gefallen lassen

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Die SpVgg Unterhaching ist bekanntlich das, was man einen Ausbildungsverein nennt, mit vielen jungen Spielern in der Startelf der ersten Mannschaft. Und diese haben am Samstag eigentlich genau das getan, was ihnen aufgetragen wurde: Sie haben sehr viel gelernt. Kapitän Josef Welzmüller, einer von wenigen im Regionalliga-Team mit höherklassiger Erfahrung, drehte nach dem Spiel die Kapitänsbinde in seinen Händen und sagte nachdenklich: "Die Erfahrung aufholen können wir nicht." Man müsse eben zusehen, dass man sich besser einspiele und weiter Herz und Leidenschaft zeige.

Zumindest gegen den Spitzenreiter Regensburg reichte das nur eben bei Weitem nicht. 0:2 (0:1) hieß es am Ende, Unterhaching ist nun praktisch Tabellenletzter - der FC Bayern II mit null Punkten hat noch keine Partie bestritten. Man sei jedoch auch nicht komplett auseinander genommen worden, befand Welzmüller, "es war kein kompletter Klassenunterschied", sagte Präsident Manfred Schwabl. Weil die Mannschaft unter der Woche aber auch gegen den Aufsteiger TSV Rain verloren hatte, und das bei 68 Spielminuten in Überzahl, werden schon jetzt einige grundsätzlichere Fragen gestellt.

Trainer Claus Schromm verweist dabei auf zwei Dinge. Einerseits fehlte an den ersten drei Spieltagen in Jonas Hummels einer der wichtigsten Spieler, er wird wohl in etwa zwei Wochen wieder zur Verfügung stehen. Abgesehen davon machte Schromm aber auch nicht den Eindruck, als würde er sich gegen einen weiteren, erfahrenen Zugang wehren, sollte es die finanzielle Situation noch ermöglichen.

Der Chefcoach wies aber auch darauf hin, dass sich die Mannschaft schon im Laufe der Partie einen kleinen Entwicklungssprung zeigte. "Wir haben die Nervosität abgelegt, wir haben in der zweiten Halbzeit mutiger gespielt." Und auch prompt ein paar Torchancen erarbeitet. Alexander Piller, mit seinen vielen Sololäufen ohnehin einer der Mutigsten, schloss in der 47. Minute einen spektakulären Lauf mit einem zu schwachen Schuss ab. Drei Minuten später kam Alexander Sieghart am Strafraumrand frei zum Schuss, der ehemalige 1860-Keeper Philipp Pentke klärte mit den Fäusten. Der fleißige Sieghart hätte in der 80. Minute wohl das Anschlusstor erzielt - Jahn hatte in der 75. Minute durch Uwe Hesse auf 2:0 erhöht - doch der 20-Jährige vergaß zehn Meter vor dem Tor den Ball. "Irgendwo in der Kette bricht es immer noch", sagt Schromm über das Kombinationsspiel nach vorne. Und so wurde es trotz Lauffreude und stetem Bemühen auch in der Schlussphase nicht mehr spannend.

Dafür fehlte es vor allem an Erfahrung und Cleverness. Nicht nur, dass in Markus Einsiedler, mit 26 Jahren der Älteste im Team, einmal recht leicht einen Elfmeter hätte bekommen können. Es gab insgesamt sehr wenig, womit die Hachinger die Regensburger hätten beeindrucken können, im Gegenteil. Rechtsverteidiger Maximilian Bauer ging oft ungestüm in die Zweikämpfe und kassierte in der 40. Minute die gelbe Karte, als er zu spät kommend eine Grätsche ausgepackt hatte. Vor dem 0:2 ließ er sich zu einfach ausspielen. Linksverteidiger Sebastian Koch zeigte auch mehrmals ein unglückliches Stellungsspiel. Und dann war da noch der 20-jährige Paul Niehaus, ein bislang nicht offiziell vorgestellter Defensivspieler. Laut Schwabl ist er derzeit "auf Probe" bei der SpVgg. Er beging in der 41. Minute ein derart klares wie unnötiges Foul im eigenen Strafraum, dass Kapitän Welzmüller ihn hernach trösten musste. Die Szene führte dann auch zur Führung für Regensburg durch den verwandelten Elfmeter von Kolja Pusch (43.).

"Dass der Start holprig werden würde, das haben wir gewusst", sagte Schwabl dann noch angesichts eines einzigen Punktes nach drei Spielen. Und es könnte holprig bleiben, denn am kommenden Wochenende geht es zum ambitionierten, körperlich robusten und erfahrenen SV Wacker nach Burghausen. Unterhachings Youngster sind schon jetzt gezwungen, sehr viel in sehr kurzer Zeit zu lernen.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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