Sportschießen:Kampf um den Spiegel

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HSG, Bund und Prittlbach beim Schützen-Finale mit Chancen

Von Sebastian Winter, München

Der Höhepunkt der Schützenbundesliga steht an diesem Wochenende auf dem Programm. In Rotenburg an der Fulda kämpfen die jeweils acht besten Luftpistolen- und Luftgewehrteams um die deutsche Meisterschaft - in der fast 3000 Zuschauer fassenden Multifunktionshalle eines edlen Hotels. Der Modus ist hart, am Samstag (ab 9 Uhr) finden Viertel- und Halbfinals statt, am Sonntag die Finals (12 Uhr Luftpistole, 14 Uhr Luftgewehr). Die drei Klubs aus München und dem Umland, die HSG München, Germania Prittlbach und der Bund aus Allach, haben dabei beste Chancen auf vordere Platzierungen oder gar den Meisterspiegel, den die Titelträger bekommen, besonders bei der Luftpistole, wo sie nach der Hauptrunde das Spitzentrio stellten. Die HSG tritt als einziger Regionsklub nicht nur in der Luftgewehr-Konkurrenz an, sondern auch im Luftpistolen-Wettbewerb.

Germania Prittlbach

Alles dreht sich bei Prittlbach, diesem kaum 500 Einwohner zählenden Ortsteil der Gemeinde Hebertshausen im Dachauer Land, in diesem Jahr um die Nummer eins Isabella Straub. Sie hat sich zur formstarken Anführerin entwickelt, ein Wochenende im späten Oktober hat daran großen Anteil. Beim Ligaerfolg Prittlbachs gegen den SV Schopp gelangen Straub 400 Ringe, das perfekte Ergebnis. 40 Mal in Serie schoss sie mitten ins Schwarze, eine Zehn, die absolute Ausnahme selbst auf Spitzenniveau. Straub hat aber nicht einmal den besten Schnitt aller Prittlbacher in dieser Saison. Vor ihr liegen der Österreicher Martin Strempfl, der allerdings nur an einem von elf Hauptrunden-Wettkämpfen teilnahm, und die starke Tschechin Gabriela Vognarova (die bislang nur zweimal für Prittlbach schoss).

"Wenn wir das Viertelfinale überstehen, sind wir guter Dinge": Weltmeisterin Barbara Engleder kämpft mit dem Bund um die deutsche Meisterschaft. (Foto: Johannes Simon)

Vier lange Jahre hat sich das einstige Spitzenteam nicht mehr für die Bundesliga-Endrunde qualifiziert, die Germania hatte Abstiegssorgen oder landete im Mittelfeld. Seit der vergangenen Saison, als sie nur knapp an der Qualifikation für die Endrunde gescheitert war, geht es wieder aufwärts. "Es ist schon etwas Besonderes für uns, und irgendwie weiß man jetzt auch, was in den letzten Jahren gefehlt hat", sagt Prittlbachs Bundesliga-Manager Sven Körper: "Wir fahren zum Finale, um Erfahrung zu sammeln." Im Viertelfinale wartet die gastgebende SGI Mengshausen auf die Germania. Eine schwierige Aufgabe - selbst wenn Straub 400 Ringe schießt.

HSG München

Der Platzhirsch aus Obersendling hat sich zum führenden Schützenklub in ganz Deutschland entwickelt - insbesondere in der Luftgewehr- und Luftpistolen-Bundesliga. In beiden olympischen Disziplinen schloss die HSG die Hauptrunde als Tabellenführer ab. Im Luftpistolen-Wettbewerb treffen die Münchner im Viertelfinale auf Olympia Berlin - und sind dort Favorit, wie im gesamten Wettbewerb, neben Braunschweig, Broistedt und Titelverteidiger Kelheim-Gmünd. Denn die HSG bietet eine Weltklasse-Formation auf: Die Ukrainerin Olena Kostevych, Olympiasiegerin von Athen, zweimalige Bronzemedaillen-Gewinnerin von London und Weltmeisterin, führt die Mannschaft an. Die bulgarische Olympiateilnehmerin Antoaneta Boneva, die Münchnerin Munkhbayar Dorjsuren, einstige Welt- und Europameisterin, und der albanische Olympiateilnehmer Arben Kucana komplettieren das starke Spitzenquartett, das von weiteren guten deutschen Schützen wie Benjamin Munkhart und den Heise-Zwillingen unterstützt wird.

Treffsicher: HSG-Schützin Munkhbajar Dorjsuren. (Foto: Claus Schunk)

Ins Luftgewehr-Ligafinale zieht die Königlich privilegierte Hauptschützengesellschaft mit der Doppelspitze Nina-Laura Kreutzer und Selina Gschwandtner. Dort erwartet ihr Vater und HSG-Trainer Theo Gschwandtner "die große Bühne und Extrembedingungen", wie er nach dem Hauptrunden-Ende sagte, weil die Leistungsdichte gerade bei den Gewehrschützen sehr hoch ist. Die jeweils ersten drei bis vier Mannschaften der Nord- und Südliga kommen für die Meisterschaft oder zumindest einen Platz auf dem Treppchen in Betracht, auch der Vorjahressieger Coburg. Im Viertelfinale duelliert sich die HSG als Süd-Meister mit dem Nord-Vierten TuS Hilgert, den die italienische Weltmeisterin Petra Zublasing anführt.

Der Bund

Die Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft "Der Bund" nimmt einen Reisebus voller Schlachtenbummler mit nach Rotenburg - und fürchtet sich ein wenig vor dem Viertelfinal-Duell gegen die Schützenbruderschaft Freiheit aus Osterode am Harz. Denn die tritt mit der deutschen Mannschafts-Weltmeisterin Jolyn Beer und einer sehr ausgeglichenen Mannschaft an. Andererseits: Im Kader des Bunds steht in der mehrfachen Weltmeisterin und dreimaligen Olympiateilnehmerin Barbara Engleder eine der besten Schützinnen Deutschlands. "Unser Ziel ist es natürlich, auf dem Siegertrepperl zu stehen", sagt Münchens Sportleiter Simon Muschiol. "Und wenn wir das Viertelfinale überstehen, sind wir auch guter Dinge, dass wir unter die ersten Drei kommen." Freche Ansage: Denn im Halbfinale könnte ein alter Bekannter auf den Bund warten - der ewige Stadtrivale HSG München.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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