Speedway in Olching:Ärger am goldenen Band

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Am Sonntag veranstaltet der MSC Olching das wichtigste Speedway-Rennen der Saison, mit internationalen Spitzenfahrern wie Lokalmatador Martin Smolinski. Zur Ruhe gebracht hat das neue Präsidium den Verein noch lange nicht

Von Christoph Leischwitz, Olching

Eine Sache gibt es, für die der Präsident des MSC Olching seinem Vorgänger dankbar ist: Es ist der Termin am kommenden Wochenende. Der Speedway-Verein hat viele Jahre lang eines seiner wichtigsten Rennen, das um das Goldene Band der Schlossbrauerei Maxlrain, im Oktober ausgetragen, wenn es oft schon nasskalt war oder gar schneite, weshalb allzu viele Zuschauer fernblieben. "Am Sonntag soll gutes Wetter sein", freut sich Vorstand Stefan Lochner, außerdem seien ja auch noch Sommerferien. Vorverlegt hatte den Termin noch das Präsidium um Vorgänger Jürgen Betz, den Lochner Anfang des Jahres per Kampfabstimmung abgelöst hatte.

Eigentlich könnte alles gerade ganz schön sein in der jahrzehntealten Olchinger Speedway-Welt. Eines der bekanntesten Kinder der Stadt, der Profi Martin Smolinski, ist am vergangenen Wochenende in Berlin zum vierten Mal deutscher Meister geworden, und er wird erneut beim Goldenen Band antreten. Auch der Titelverteidiger Robert Miskowiak folgte der Olchinger Einladung, der Pole ist wie Smolinski ein international erfolgreicher Pilot. Als weiterer Favorit gilt der Engländer Chris Harris, der in diesem Jahr an der Grand-Prix-Serie teilnimmt und deshalb zu den 15 besten Fahrern weltweit gerechnet werden darf. Doch das große Sportereignis, zu dem die Veranstalter 2000 Zuschauer erwarten, wird von internen Querelen überschattet.

Carsten Pelzmann hatte zunächst an seinem Amt als Vizepräsident festgehalten, obwohl er als enger Vertrauter von Betz galt. Ende Juli hatte der 49-Jährige, der seit 37 Jahren Mitglied im MSC ist, dann doch seinen Rücktritt angekündigt, und ihn vor einer Woche offiziell eingereicht. "Es ist unter dem neuen Präsidium einfach nichts passiert", begründet Pelzmann. Nachdem Lochner einen langjährigen und erfolgreichen Präsidenten gestürzt habe, gebe es auch ein halbes Jahr später immer noch keine neuen Sponsoren.

Am 28. Februar dieses Jahres, nur Minuten nach der Wahl Lochners, waren langjährige Funktionäre zurückgetreten. Lochner arbeitet seitdem nur mit einem Übergangs-Schatzmeister und -Pressesprecher. Pelzmann sei sich im Klaren, dass mit einem weiteren Rücktritt die Sache nicht gerade leichter werde. "Aber ich hatte schlaflose Nächte, ich wusste einfach nicht mehr, wie es mit dem Verein weitergehen soll", sagt er. Lochner hält dagegen, dass sehr wohl "eine ganze Menge passiert ist". So sei er zusammen mit vielen Freiwilligen mit Aufräumarbeiten unterschiedlichster Art beschäftigt, von diversen Putzaktionen bis hin zur Sichtung der Aktenlage. "Wir müssen erst einmal unser Stadion sanieren und ein langfristiges Marketingkonzept ausarbeiten. Vorher haben wir ehrlich gesagt Sponsoren nicht allzu viel zu bieten", findet Lochner. Und verweist darauf, dass sein Vorgänger zuletzt ja auch keine Geldgeber aufgetrieben habe.

Seine mittelfristigen Aufgaben sieht Lochner, 41, darin, die Gemeinnützigkeit und damit steuerliche Vorteile zu sichern sowie eine Satzung auszuarbeiten, die den formalen Ansprüchen des für den Speedwaysport zuständigen Dachverbands ADAC genügt - beides war in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Des Weiteren stehen Verhandlungen mit der Stadt Olching bezüglich eines neuen Pachtvertrages an. Und nun muss Lochner für November ja auch noch eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Danach, glaubt Lochner, werden alle kommissarisch beziehungsweise gar nicht besetzten Stellen wieder besetzt sein: "Es gibt Kandidaten."

Doch Lochner ist sich bewusst, dass er trotz aller Rechtfertigungen nach seinem ersten Amtsjahr vor allem an zwei Dingen gemessen wird: "An einem erfolgreichen Sportevent und am Kontostand am Ende des Jahres", wie er sagt. Für das Goldene Band kann der MSC zumindest schon einmal mit einem attraktiven Starterfeld aufwarten. Danach wird die Frage sein, wie es mit dem Kontostand aussieht, denn Lochner will einige Sanierungen möglichst bald angehen: "Es ist sehr einfach, eine positive Bilanz zu präsentieren, wenn man nichts investiert." Das war vermutlich eine der letzten Spitzen in Richtung Vorgänger Betz. Von sofort an will sich der Präsident des MSC einzig und mit aller Kraft auf die Zukunft konzentrieren.

© SZ vom 10.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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