Softball:Sie scharren mit den Tatzen

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Die Freising Grizzlies sind gut in die neue Softball-Saison gestartet. (Foto: Moodboard/imago images / Panthermedia)

Freisings Softballerinnen streben nach gutem Saisonstart einen Titel an

Von Christoph Leischwitz, Freising

Natürlich wirbt Mariesa Davies auf ihrer Facebook-Seite dafür, die Bundesligaspiele der Freising Grizzlies anzusehen, sie ist schließlich die Trainerin des Softball-Bundesligisten. Das Problem ist nur, dass auch sie selbst auf den beworbenen Link klicken muss, um die Spiele anzusehen. Davies ist nämlich US-Amerikanerin und wartet immer noch darauf, endlich nach Deutschland reisen zu dürfen. Zwei Spieltage sind nun schon absolviert, das Team ohne Trainerin hat sich bislang nicht schlecht geschlagen: Auf eine knappe Niederlage zum Auftakt gegen Tübingen folgten drei Siege, zwei davon am vergangenen Sonntag gegen die Karlsruhe Cougars - 7:1 und 12:4 hieß es am Ende recht deutlich. Zuschauer sind zurzeit natürlich nicht zugelassen, das Hygienekonzept wirkt sogar strenger als jenes bei den Männern im Baseball: Selbst Spielerinnen, die gerade nicht auf dem Feld stehen, müssen eine Maske tragen.

Es gibt zurzeit wohl keine Sportart mit problemfreier Saisonvorbereitung, mehr als drei Trainingseinheiten waren auch für die Spielerinnen der Grizzlies pandemiebedingt vor dem Start nicht möglich. Immerhin verfügen sie über erfahrene Spielerinnen, die schon Jugendteams anleiten und sich deshalb auch selbst anleiten können. Doch auf die Frage, ob sie mit dem 3:1-Start und dem aktuell zweiten Tabellenplatz zufrieden sind, sagte die Catcherin Rebecca Hillebrand: "Eher nicht." Wenig Vorbereitung hin, fehlende Trainerin her: Die Grizzlies scharren mit den Tatzen. In der verkürzten Saison 2020 wie auch schon im Jahr davor standen sie jeweils im Pokalfinale und im Finale um die deutsche Meisterschaft - und verloren alle vier Duelle. Deshalb soll dieses Jahr endlich einmal ein Titel her.

"Damit von unten gute Spielerinnen nachkommen", setzen die Arrivierten immer mal wieder aus

Umso beachtlicher ist es, dass die Grizzlies, ein eingespieltes Team, gar nicht immer in Bestbesetzung antreten, um ihre großen Ziele zu erreichen. So kam zum Beispiel die 16-jährige Laura Krüger schon zu ihrem Bundesliga-Debüt und erreichte dabei gleich zweimal die erste Base. "Damit von unten gute Spielerinnen nachkommen", sagt der Grizzlies-Sportdirektor Armin Hegen. Die Stammspielerinnen seien wahrscheinlich auch deswegen so uneigennützig, weil sie wüssten, wie es sich anfühlt, an den Wochenenden Hunderte Kilometer zu Auswärtsspielen zu fahren und dann nur auf der Bank zu sitzen. Außerdem haben die Softballerinnen, im Gegensatz zu einigen anderen Sportarten, zumindest in Freising gerade erheblichen Zulauf: Im vergangenen Winter habe man 50 neue Mitglieder hinzugewonnen, erzählt Hegen, vor allem Kinder und Jugendliche.

In den kommenden Tagen wird zwar die Trainerin in Freising erwartet, die Arbeitserlaubnis scheint nur noch eine Formalität. Allerdings stehen bis Mitte Juni nur zwei weitere Spieltage an - dann findet die Softball-EM in Italien statt. Immerhin werden wohl vier Freisingerinnen auch dort weitere Spielpraxis sammeln können, bis dahin stehen zudem einige Treffen mit der Nationalmannschaft an. Gleichzeitig tummeln sich bei den Grizzlies auch schon fünf Junioren-Nationalspielerinnen, worauf man durchaus stolz ist. Wenn es also in diesem Jahr immer noch nicht klappen sollte mit Pokal oder Meisterschaft: Die Freisingerinnen sind so gut durch die Pandemie gekommen, dass sie auf absehbare Zeit ein Titelkandidat bleiben könnten.

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