Serie: Fußball-Bezirksliga:Heimkehrer im Abstiegskampf

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Thomas Seethaler soll in seinem neuen, alten Klub SV Nord Lerchenau Aufbruchstimmung vermitteln.

Von Christoph Leischwitz, München

Ein bisschen sei das schon wie ein Nachhausekommen, sagt Thomas Seethaler. Immerhin war der 47-Jährige schon einmal acht Jahre lang Trainer beim SV Nord Lerchenau gewesen. Jetzt ist er wieder da, es war eine Rückholaktion ohne größeres Aufsehen. Schon vor etwas mehr als zwei Wochen hatte er das Training übernommen, nachdem Sebastian Schuff laut Verein aus beruflichen Gründen nur noch wenig Zeit hatte, die Mannschaft auf die wichtigen Aufgaben der kommenden drei Monate vorzubereiten.

Noch etwas anderes dürfte Seethaler bekannt vorkommen. Er wechselt vom Abstiegskampf nach einer kurzen Pause wieder in den Abstiegskampf. Nachdem der Co-Trainer des FC Unterföhring Andreas Pummer als Chefcoach beerbt hatte, lief es in der vierthöchsten deutschen Spielklasse gar nicht gut, nach fünf Unentschieden und acht Niederlagen wurde Seethaler beurlaubt. Die Wege trennten sich Anfang Oktober wohl auch deshalb, weil Seethaler schlicht nicht lange genug in Unterföhring war, um zum harten Kern zu gehören, der Stallgeruch fehlte. Ganz anders in Lerchenau: Die Initiative, Seethaler zurückzuholen, sei von den Spielern ausgegangen, die ihn zurückhaben wollten.

Für den SV Nord verliefen die beiden vergangenen Jahre seit Seethalers Weggang ähnlich wie beim FC Unterföhring: Einem erfolgreichen Jahr folgt nun ein Einbruch. Vincenzo Contento hatte den Trainerjob von Seethaler übernommen, die Mannschaft beschloss die Bezirksliga-Saison als Dritter, alles schien in bester Ordnung. Doch dann beendeten mehrere Leistungsträger aus Altersgründen ihre Karriere. Jetzt steht die Mannschaft auf einem direkten Abstiegsplatz, drei Punkte fehlen momentan auf den rettenden elften Platz.

Eigentlich wollte der nun 35-jährige Contento irgendwann mal aufhören. Aber er sagt auch: "Ich komme nicht zur Ruhe." Und merkt im Hinblick auf die aktuelle Lage an: "Ich bin der Letzte, der den Verein in so einer Situation hängen lassen würde." Im Moment ist er nur Spieler, aber er kann auch sofort wieder in die Rolle als Trainer oder Spielertrainer schlüpfen - was eben gerade gebraucht wird.

Aktuell wird er nicht in diesen Rollen gebraucht, dafür haben sie jetzt erst einmal Seethaler. Die Lust, Trainer zu sein, sei ihm auf jeden Fall überhaupt nicht vergangen, sagt der Rückkehrer. Er sei auch überhaupt nicht mehr enttäuscht darüber, wie es ihm in Unterföhring ergangen ist: "Die Zeit in der Bayernliga war ja top. Und auch die Regionalliga hat Spaß gemacht."

Beim SV erhofft man sich vom "Vollbluttrainer" (Contento) mit der nunmehr höherklassigen Erfahrung natürlich eine gewisse Aufbruchsstimmung. Sollte es klappen mit dem Klassenerhalt, heißt das aber noch lange nicht, dass Seethaler erneut so lange bleibt wie beim letzten Mal. "Jetzt schauen wir mal, wie die elf Spiele laufen", sagt er. Er habe seit seiner Trennung von Unterföhring zahlreiche Anfragen gehabt, sagt Seethaler, und es sei mit dem SV Nord auch abgesprochen, "dass ich mir andere Dinge anhören werde".

Die Restsaison könnte recht nervenaufreibend werden. 29 Gegentore in 17 Spielen, das ist kein schlechter Wert, das Problem liegt klar im Angriff mit gerade einmal 18 Treffern. Da macht es Hoffnung, dass der Kapitän und Angreifer Martin Angermeier wieder im Training ist - er hatte seit Ende September gefehlt und ist trotzdem noch der erfolgreichste Torschütze im Kader (5). Gemeinsam mit Vincenzos Bruder Domenico, der ebenfalls nach einer Verletzung (Beckenprobleme) wieder fit ist. Ihr Bruder Diego, der Ex-Bayern-Profi, konnte diesmal keine psychologische Aufbauarbeit durch einen Heimatbesuch in der Winterpause leisten. Sein Vertrag bei Girondins Bordeaux laufe aus, erklärt der acht Jahre ältere Vincenzo, er habe sich zurzeit um andere Dinge zu kümmern. Gespielt hatte er in der französischen Liga zuletzt selten. Kurz war der Verteidiger und dreimalige deutsche Meister beim Hamburger SV im Gespräch gewesen.

So sehr sie sich freuen, dass Seethaler zurück ist: Auch ihm, der einst die beiden deutschen Junioren-Meister mit dem FC Bayern, Vincenzo und Domenico, zum SV Nord holte, wird es kaum gelingen, den dritten Contento für den Abstiegskampf zu gewinnen.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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