Sechstes Remis in Serie:Schlacht ohne Opfer

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Die vergangenen drei Heimspiele der SpVgg endeten allesamt 0:0 - auch Jim-Patrick Müller musste sich über vergebene Torchancen ärgern. (Foto: Sven Leifer/imago)

3. Liga: Ein fulminantes Duell zwischen Unterhaching und Karlsruhe endet nach zig Chancen torlos. Die punktgleichen Kontrahenten behalten den zweiten Tabellenplatz in Reichweite.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Gut zehn Minuten waren noch zu spielen im nasskalten Unterhachinger Sportpark, und so mancher jener Fans des Karlsruher SC, die auf der Nordtribüne seit Stunden im Regen standen, dürfte sich schon gefragt haben, ob es nicht besser gewesen wäre, den Samstagnachmittag im geheizten Wohnzimmer im schönen Badener Land verbracht zu haben als hier in dieser herbstlich-oberbayerischen Tristesse fern der Heimat. Ins Stadion geht man als Fan ja vor allem der Emotionen wegen, und zumindest davon gab es vor allem in der Schlussphase doch noch jede Menge. Alleine in jener 79. Minute durchlebten die KSC-Anhänger alle Facetten der Gefühlswelt: zuerst unbändige Freude, weil Marvin Wanitzek die Kugel endlich im Kasten der SpVgg Unterhaching untergebracht hatte, nachdem ihn der eingewechselte Südkoreaner Kyoung-Rok Choi von der Grundlinie aus bedient hatte. Dann, "gefühlt zweieinhalb bis drei Minuten nach dem Tor", wie KSC-Trainer Alois Schwarz später den Journalisten diktierte, folgte die tiefe Enttäuschung; denn der Assistent mit dem klingenden Namen André Schönheit hatte gesehen, dass Karlsruhes Marvin Pourié dem Hachinger Torwart Lukas Königshofer die Sicht genommen hatte und regelgerecht auf Abseits entschieden. Woraufhin sich der Frust der KSC-Fans in ungezügelte Wut verwandelte: Batterien von Bierbechern flogen aus dem Block in Richtung der Unparteiischen.

Und so nahmen die angereisten Schlachtenbummler zumindest die Gefühlswallungen und einen Punkt mit aus diesem Drittligaspiel. Am Ende hieß es 0:0, was in diesem Fall nicht gleichbedeutend damit ist, dass es ein fades Spiel gewesen wäre. Es ging vielmehr munter rauf und runter mit zahlreichen brenzligen Situationen; doch die Akteure hatten sichtlich zu kämpfen mit dem rutschigen Geläuf.

Einer fühlte sich trotz des Sauwetters pudelwohl: SpVgg-Torwart Lukas Königshofer zeigte schon nach wenigen Sekunden, dass er seinen Teil zu einer Nullnummer beitragen wollte: Einen Abschluss von Pourié nach Vorarbeit des früheren Hachingers Anton Fink lenkte der Keeper geschmeidig um den Pfosten (1.). "Danach haben wir es 25 Minuten richtig clever und gut gemacht", fand SpVgg-Trainer Claus Schromm. Gefährlicher blieben aber die Gäste, so scheiterte Alexander Groiß innerhalb von zwei Minuten mit Kopfbällen nach Ecken zuerst an Königshofer und anschließend an der Querlatte (28./29.). Die beste Gelegenheit der Rot-Blauen war ein Schuss von Luca Marseiler, der doch ein ganzes Stück neben dem Pfosten landete (39.). "Wir waren in der ersten Halbzeit von den Spielanteilen dominant, nach vorne aber nicht zwingend", brachte es der Hachinger Dominik Stahl auf den Punkt.

Entschlossen kamen die Gastgeber, deren Fans allerdings angesichts des prall gefüllten Karlsruher Blocks deutlich in der Unterzahl waren, aus der Kabine. Womöglich hätte Torjäger Stephan Hain gleich nach Wiederanpfiff nach Pass von Sascha Bigalke die Hachinger Führung erzielt, wäre er nicht unmittelbar vor dem Strafraum von David Pisot zu Fall gebracht worden. Der Freistoß von Marseiler wurde geblockt (48.). Danach zeigte Königshofer eine starke Fußabwehr gegen Manuel Stieflers Schuss (52.), ehe es in die fulminante Schlussphase ging.

Und nicht nur Karlsruhe spielte nun auf Sieg, auch Haching, das sich nach fünf Remis in Serie diesmal nicht mit einer weiteren Punkteteilung zufriedengeben wollte, wie Schromm betonte: "Keiner hatte Lust auf ein Unentschieden, deshalb haben wir unsere komplette Offensive, die wir noch auf der Bank hatten, auf den Platz gebracht." Einer der Neuen, Dominik Widemann, leitete die nächste Chance ein, doch Hain ließ den Ball vom Fuß abprallen, anstatt direkt abzuziehen (72.). Es folgten das Getöse rund um das zurückgepfiffene Karlsruher Tor (79.), ein Flachschuss von Hain, den KSC-Torwart Benjamin Uphoff hielt (81.), ein blitzsauberer Konter der Gastgeber, den Widemann aus elf Metern abschloss - neben das Tor (90.+2). Und die finale KSC-Großchance durch Wanitzek, er zielte knapp daneben (90.+3).

Dann war es vorbei, und SpVgg-Verteidiger Alexander Winkler bilanzierte abgekämpft: "Hinten raus war es eine Schlacht, die auf jede der beiden Seiten hätte kippen können." Schromm warf einen Blick auf die Tabelle: "Letztes Jahr hatten wir zu diesem Zeitpunkt fünf Punkte mehr, lagen aber neun Punkte hinter dem Ersten." Diesmal sind es nur sechs Zähler, Rang zwei ist sogar in unmittelbarer Reichweite. "Eine total crazy Liga", findet der SpVgg-Trainer.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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