Schützen-Bundesliga:Wettkampf im Schaufenster

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Gut in Schuss: Beim Heimwettkampf in zwei Wochen könnte Michael Heise sogar als Nummer eins antreten. (Foto: Robert Haas)

HSG-Pistolenschützen belegen nach fast perfektem Start Rang eins

Von Julian Ignatowitsch, München

Viel besser hätte der Start in die Luftpistolen-Bundesliga für die Schützen der HSG München eigentlich nicht laufen können: Zwei Siege am ersten Wettkampfwochenende gegen Murrhardt-Karnsberg (5:0) und Weil am Rhein (4:1) bei nur einem verlorenen Duell, dazu viele sehr gute Ergebnisse. Die HSG steht gleich wieder dort, wo sie die Hauptrunde in der vergangenen Saison beendet hat, nämlich an der Tabellenspitze.

Trainer Detlef Polter konnte mit seiner Mannschaft rundum zufrieden sein. Das Teamergebnis lag jeweils über 1880 Ringe (genau: 1881 und 1888 Ringe), in der Bundesliga ist das die Marke, die Spitzenmannschaften erreichen wollen. Dabei fehlten den Münchnern in Olena Kostevych und Antoaneta Boneva sogar ihre internationalen Top-Schützinnen. Die Ausländer-Position füllte zum Auftakt Aleksandar Todorov, der jedoch als einziger ein Duell verlor. Die Mannschaft wurde angeführt vom 49-jährigen Routinier Arben Kucana, der solide beide Wettkämpfe für sich entschied. Im Fokus stand zum Auftakt aber ein anderer: Michael Heise. Der junge Deutsche knackte zweimal die 380 Punkte. Heise stellte mit 386 Ringen den Bestwert seiner Mannschaft auf und rutschte damit in der Setzliste nach oben. Im Heimwettkampf in zwei Wochen (22./23. Oktober) könnte er, falls Kostevych erneut fehlt, sogar als nominelle Nummer eins starten. Das wäre ein Novum für ihn.

Ebenfalls neu ist, dass Heise ohne seinen Zwillingsbruder Andreas in der Bundesliga unterwegs ist. Zusammen traten die beiden erst in Waldenburg an und wechselten 2012 nach München. "Wir sind wie die Klitschko-Brüder. Wir treten nur zusammen, nie gegeneinander an", hatten beide betont. Das stimmt nach wie vor, aber nur insofern, als dass es kein Gegeneinander gibt. Ein Zusammen gibt es vorerst auch nicht mehr. Denn Michael pausiert in dieser Saison für die Bundesliga. Sein Studium in Hannover macht einen Start für die HSG logistisch unmöglich. "Der Aufwand wäre zu groß, die Fahrten zu lang", erklärte Trainer Polter.

Wie es bei Andreas Heise insgesamt mit dem Schießsport weitergeht, ist aktuell nicht ganz sicher. Michael hingegen befindet sich zurzeit in Topform und will auch international bald vorne mitmischen. Nachdem er vor den Sommerspielen 2016 in einem Tief steckte und wie die gesamte deutsche Pistolen-Mannschaft keinen Quotenplatz für die Olympischen Spiele herausschießen konnte, hofft er jetzt auf die nächste Chance 2020 in Tokio. "Das ist das Ziel", sagt er. "Aber es ist noch lange hin, planen kann man da nichts." Die heiße Phase beginnt international erst wieder Ende kommenden Jahres. Die Bundesliga nutzen viele Schützen, um nach einer langen Saison ihren Rhythmus im Winter nicht zu verlieren. Derzeit pausieren einige der Topleute auch noch, wie eben Kostevych. Für Athleten aus der erweiterten Spitze wie Heise ist das die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen.

Die Königlich Privilegierte Hauptschützengesellschaft München gehört mit ihrem starken Kader in dieser Saison auf jeden Fall wieder zu den Titelkandidaten. Trainer Polter denkt manchmal noch an die vergangene Saison zurück, als die Mannschaft nach einer überzeugenden Hauptrunde in den Playoffs direkt im Viertelfinale überraschend ausschied. "Das war ein Aussetzer zur falschen Zeit. Das soll uns diese Saison nicht passieren", meint Polter. Allerdings hat er nicht nur das Gestern im Kopf, sondern auch das Morgen. Und das trübt seine Stimmung trotz des fast perfekten Starts. Die HSG München hat ihr Luftpistolen-Team für die kommende Saison aus der Bundesliga abgemeldet, Grund sind Streitigkeiten mit dem Verband. "Wenn ich mir unsere gute Entwicklung über die letzten Jahre anschaue, von der zweiten Liga bis in die Spitze der ersten Liga, dann ist das schon sehr schade", findet Polter. Seine Schützen scheinen indes hoch motiviert, denn sie wollen sich bei anderen Teams aufdrängen. Und was ist da besser als ein Sieg im direkten Duell.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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