SC Fürstenfeldbruck:Mit dem Adler auf der Brust

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Sydney Lohmann ist Fußballerin. Sie hat es schon bis ins U15-Nationalteam der Mädchen geschafft

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Sydney Lohmann hat eine E-Mail vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit einer Einladung für die U16-Nationalmannschaft bekommen. Sie soll für Deutschland am "Nordic-Cup" in Dänemark teilnehmen. Das ist ein Acht-Länder-Turnier. Diese Einladung kommt überraschend, hat die junge Fußballerin doch bisher in der U15-Auswahl des DFB gespielt. In knapp einer Woche wird sie 15 Jahre alt und da steht in der Saison 2015/2016 die nächste Altersklasse auf nationaler Ebene an. Sechs Länderspiele hat Sydney, die für den SC Fürstenfeldbruck aufläuft, bereits bestritten. Als Mittelfeldspielerin trägt sie die Nummer sechs im DFB-Trikot. Das passt gut: Sechs Länderspiele, sechs Siege.

Anfang Juni war Sydney an zwei Test-Länderspielen in Tschechien beteiligt. Das erste endete 3:0. Beim folgenden 7:0-Sieg steuerte Lohmann ein Tor zum 6:0 bei. Insgesamt hat sie bereits vier Tore in sechs Spielen auf ihrem Konto, eine sehr ansehnliche Quote. "Ich kann als Sechser nach vorne und nach hinten arbeiten", erzählt sie: "Das ist meine Lieblingsposition." Beim SCF ist man natürlich mächtig stolz auf die Nationalspielerin. Die Jugendarbeit ist das anerkannte Prunkstück in einem Verein, der, was den Männerfußball betrifft, finanziell am Abgrund steht. Sydney Lohmann spielt bei den männlichen C-Junioren in der Bayernliga, sie ist Stammspielerin. "Sie ist eine Leistungsträgerin", bestätigt SCF-Trainer Jonas Schittenhelm. Akzeptanzprobleme unter den Jungs hat sie keine.

Die männlichen Mitspieler erkennen ihre fußballerische Leistung an. Auch Zweikämpfen mit den Jungs geht Sydney nicht aus dem Weg. "Körperlich hält sie gut mit", erzählt Schittenhelm. Beim SC Fürstenfeldbruck durchlief Sydney diverse Jugendmannschaften bei den Jungen. Nächstes Jahr wird sie in der B-Jugend spielen. "Da wird es immer härter", weiß sie: "Da muss ich auch mal einen Zweikampf vermeiden und versuchen, den Gegner abzulaufen." Sydney wiegt mit 53 Kilo wesentlich weniger als ihre männlichen Mitspieler und Gegner. Man müsse sich im Fußball auch "klug" verhalten, sagt sie selbstbewusst.

Sydney Lohmann wohnt in dem kleinen Ort Pürgen südlich von Landsberg. Dort geht sie ins Gymnasium in die neunte Klasse. Ihre Mutter ist Kanadierin, ihr Vater Malte stammt aus Hamburg. Und wie kam sie zu ihrem ungewöhnlichen Vornamen? "Meine Eltern waren in Australien und haben in Sydney geheiratet", erzählt sie. Der Vater spielte schon früh mit der kleinen Tochter auf der Straße Fußball. Sie liebte dieses Spiel sofort, mit vier Jahren wurde sie dann von ihren Eltern im Verein angemeldet. Seit 2010 spielt sie bei den Buben des SCF mit. Etwa 35 Kilometer einfach sind es bis zum Training in Fürstenfeldbruck. Drei- bis viermal pro Woche ist die Gymnasiastin auf dieser Strecke unterwegs, ihre Mutter Isabel fährt sie dorthin. "Wenn ich Nachmittagsunterricht habe, ist das manchmal stressig", sagt Sydney. Mittwochs hat sie erst um 17 Uhr Schulschluss. Dann bringt sie ihre Mutter direkt von der Schule ins Training. "Sie ist immer da", lobt Schittenhelm. Sydney ist das einzige Mädchen unter lauter Jungs in der gesamten Bayernliga Süd der C-Junioren. Die Spielerin, die beim SCF Außenverteidiger oder auf der Position des Sechsers spielt, hat keinen Mädchenbonus, wie man vermuten könnte. "Sie spielt, weil sie die Leistung bringt", bekräftigt der Trainer.

Ihr Debüt in der Nationalmannschaft gab sie im Oktober 2014 in Glasgow gegen Schottland. Dort gab es mit 13:0 und 8:0 zwei hohe Siege für die deutschen Mädchen. Sydney Lohmann erinnert sich natürlich gerne an ihr erstes Tor für Deutschland. Das war damals beim 8:0-Erfolg das Tor zum 3:0 in der ersten Halbzeit. Sie verwertete dabei ein Zuspiel einer Mitspielerin. "Den Ball musste ich nur noch reinschieben", sagt sie rückblickend. Später legte sie noch das 4:0 nach.

In der U16 wird es demnächst für sie weitergehen. Gerade läuft die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Kanada. Sydney beobachtet die Spiele der deutschen Mannschaft sehr aufmerksam. Natürlich denkt sie daran, dass sie später vielleicht auch mal bei einer WM auf dem Platz stehen könnte. "Jetzt ist das noch unrealistisch", sagt sie distanziert. Sie will alles auf sich zukommen lassen. Auch einen möglichen Vereinswechsel. Gerüchten, die sie mit dem aktuellen deutschen Frauenmeister FC Bayern München in Verbindung bringen, widerspricht sie. "In diesem Sommer", sagt sie, "steht das auf keinen Fall an".

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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