Saisonfinale dritte Liga:Das Gesicht der Vorrunde

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"Zusammengestanden“: Hier steht Hachings Chef Manfred Schwabl mit Ulrich Taffertshofer zusammen, der inzwischen für Osnabrück spielt. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Haching gewinnt bei Meister Osnabrück mit 4:1 und beendet eine turbulente Saison auf Rang zehn. Jetzt verfolgt der Verein einen klaren Plan Richtung Aufstieg.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Als Partycrasher fühle er sich nicht, sagte Stefan Schimmer. "Nein, nein. Osnabrück hat eine überragende Runde gespielt. Deshalb haben sie auch jetzt das Recht, schön zu feiern", sagte der Hachinger Stürmer. Gerade hatten er und seine Mannschaftskollegen einen ordentlichen Schoppen Wasser in den Meisterwein des VfL gekippt. Mit 4:1 (3:0) setzte sich die SpVgg Unterhaching in ihrem letzten Drittliga-Saisonspiel an der Bremer Brücke vor mehr als 15 000 Zuschauern gegen den Aufsteiger durch. Direkt im Anschluss gaben die Protagonisten der Rot-Blauen noch ein paar Interviews, dann räumten sie das Feld, damit die Osnabrücker die Bühne bekamen für ihre Pokalsause.

"Hut ab, wie sie hier den Umbruch hinbekommen haben. Vor einem Jahr war Osnabrück bei uns zu Gast und in einer ganz ähnlichen Situation wie wir jetzt", sagte Hachings Trainer Claus Schromm. "Schon imposant, was hier an der Bremer Brücke abgeht." Dabei konnte der SpVgg-Coach auch sehr stolz auf das sein, was seine eigene Mannschaft in diesem eigentlich für sie bedeutungslosen Spiel ablieferte. Nur im Falle einer Niederlage mit elf Toren Unterschied wäre es für Haching angesichts der anderen Resultate noch einmal eng geworden, doch der 3:0-Erfolg vergangene Woche gegen die Sportfreunde Lotte setzte offenbar enorme Kräfte frei - die Hachinger zeigten endlich wieder ihr Vorrundengesicht. "Man sieht, was möglich ist, wenn die so genannte Blockade im Kopf gelöst ist", sagte Schromm. "Wir sind froh, dass die Runde so ausgegangen ist."

Vom Start weg waren die Gäste wacher, sie wirkten schlichtweg eher bereit als die Osnabrücker, bei denen man das Gefühl nicht los wurde, die 90 Minuten seien lediglich eine lästige Pflichtaufgabe vor der Meisterzeremonie. In der zwölften Minute erkämpfte sich Schimmer den Ball gegen den früheren Hachinger Ulrich Taffertshofer, Maximilian Krauß steuerte auf den VfL-Kasten zu, legte noch mal quer und Schimmer staubte zum 0:1 ab. Die Osnabrücker Anhänger hofften vergeblich auf ein Aufbäumen ihrer Elf, stattdessen erhöhte Krauß nach Flanke von Markus Schwabl mit seinem allerersten Drittligator auf 0:2, profitierte dabei allerdings davon, dass Schimmer VfL-Torwart Philipp Kühn in Abseitsstellung irritierte (36.). Und Innenverteidiger Christoph Greger gelang noch vor der Pause das 0:3, als Alexander Winkler einen Freistoß aus 25 Metern aufs Tor bolzte, Kühn die Kugel nach vorne abklatschte und Orestis Kiomourtzoglou den Abpraller für Greger aufbereitete (44.). "Wir haben es von Anfang an ordentlich gemacht. Das Spiel ist schnell in unsere Richtung gelaufen", resümierte Schromm.

Auch in der zweiten Halbzeit blieb eine Wende aus: Luca Marseiler überrannte auf dem linken Flügel Verteidiger Felix Agu, bediente mit viel Übersicht Schimmer, der aus elf Metern seinem Spitznamen "Bomber" alle Ehre machte und im Gerd-Müller-Stil per Drehschuss das 0:4 nachlegte (48.). Osnabrück kam durch einen Kopfball von Benjamin Girth nach Freistoßflanke von Marcos Alvarez kurz danach zum Ehrentor (51.), mehr passierte nicht mehr. "Wenn wir befreit aufspielen können, tut uns das anscheinend sehr, sehr gut", fand Schimmer.

Der Hachinger Angreifer ließ dann noch einmal die schlimme Phase im Frühjahr Revue passieren, als dem Team in 16 Spielen nur ein Sieg und vier mickrige Tore gelangen, weshalb es plötzlich in höchste Not geriet: "Das war eine große Kopfsache. Wir waren ja nie richtig schlecht, haben aber die Kiste nicht getroffen und dumme Gegentore bekommen." Letztlich überwog nach dem zweiten Sieg in Serie mit insgesamt 7:1 Toren der Stolz in den Reihen der Rot-Blauen: "Stark, wie wir während des negativen Laufs zusammengestanden haben im ganzen Verein und in der Mannschaft. Ich glaube, die Phase könnte uns richtig stark machen", sagte Schromm.

Präsident Manfred Schwabl nimmt diesbezüglich keine Komplimente an, er reicht sie weiter: "Der ganze Verein kann stolz sein, wie wir miteinander umgegangen sind. Wenn es gut läuft, kann man schließlich immer sagen, dass alles super ist." Die aktuelle Spielzeit beendet die SpVgg auf Rang zehn, einen Punkt vor 1860 München und drei Zähler über dem Strich. Nun geht der Blick in die Zukunft, und dafür hat der Chef eine detaillierte Vorstellung: "Nach dieser Rückrunde mag es vermessen klingen, aber wir haben einen klaren Plan im Kopf: Nächste Saison soll es in das obere Drittel gehen. Und im Jahr darauf wollen wir den nächsten Schritt machen, also aufsteigen", versicherte Schwabl.

Vom leitenden Angestellten gibt es diesbezüglich keine Widerrede: "Ich identifiziere mich voll mit dem Projekt. Wir wollen uns stabilisieren und diesen Weg gehen", sagte Schromm und bekräftigte gleich noch: "Natürlich wollen wir angreifen." Schwabl ist laut eigener Aussage mit der Kaderplanung schon weit, noch allerdings ist kein Zugang von Klubseite namentlich verkündet worden.

© SZ vom 20.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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