Ringer-Oberliga:Flüchtige Begegnung

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Im ersten Derby seit Jahren setzt sich der ehemalige Bundesligist Hallbergmoos klar gegen Freising durch

Von Alexander Kappen, Freising

Einen Abend lang bot die Luitpoldhalle eine große Bühne: 550 Zuschauer waren gekommen. Dann wurde es dunkel, und im Lichtkegel eines einzelnen Scheinwerfers marschierten sie immer abwechselnd ein - von links die Gäste vom SV Siegfried Hallbergmoos, von rechts die gastgebenden Ringer der SpVgg Freising. Zum ersten Mal seit vielen Jahren trafen sich die beiden Klubs am Freitag in der Oberliga mit ihren ersten Mannschaften zu einem Landkreis-Derby. Und am Ende des Abends hatte man den Eindruck, dass es - abgesehen vom Rückkampf am 8. November - vorerst das letzte direkte Duell gewesen sein könnte. Der SV Siegfried, gerade erst aus der Bayernliga aufgestiegen, setzte sich deutlich mit 24:10 Punkten durch, gewann einen Tag später auch klar 29:8 gegen den TSV Trostberg und scheint als souveräner Tabellenführer (10:0 Punkte) auf dem besten Weg in Richtung zweite Bundesliga zu sein. Freising dagegen unterlag am Samstag auch in Burgebrach (15:19) und rangiert mit 4:6 Zählern auf dem drittletzten Platz.

Dass die Hallbergmooser, bis zu ihrem freiwilligen Rückzug vor der vergangenen Saison noch in der Bundesliga aktiv, nicht als Außenseiter zum Derby antraten, war klar. "Aber dass es so hoch ausgeht, hätte ich nicht gedacht", gab SVS-Trainer Ergün Aydin zu. Für sein Team sei es "einfach gut gelaufen". Das sah auch sein Freisinger Kollege Erkan Karahan so. Der attestierte Kampfrichter Konrad Rankl, "ein Heim-Schiedsrichter für die Auswärtsmannschaft" gewesen zu sein, auch wenn das in seinen Augen "nicht entscheidend" war. Ausschlaggebend für den deutlichen Ausgang des Derbys war schon eher der Kampf in der 66-Kilo-Freistilklasse. Beim Gesamtstand von 8:6 für die Gäste erwischte der Hallbergmooser Thomas Kopp seinen Gegner Steve Brylla optimal an den Beinen - und ließ ihn nicht mehr aus. Er setzte eine Beinschraube nach der anderen an, bis er genügend Zähler für einen Sieg wegen Technischer Überlegenheit gesammelt hatte und die maximal möglichen vier Mannschaftszähler gutgeschrieben bekam. "Das ist für uns blöd gelaufen, da hat er ihn einfach gut erwischt", analysierte Karahan. SVS-Coach Aydin war sich vorher zwar "sicher, dass Thomas Kopp gewinnt, aber gleich 4:0, das hätte ich mir nicht gedacht".

Der Mann mit dem Schraubenschlüssel: Thomas Kopp jubelt nach seinem Sieg in der 66-Kilo-Freistil gegen den Freisinger Steve Brylla. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Schlüssel-Duell war in Aydins Augen auch der 66-Kilo-Kampf im klassischen Stil. Freising hatte nach der Pause gerade auf 10:12 verkürzt, als SVS-Nachwuchsmann Manuel Striedl nach einer feinen Leistung einen 2:0-Punktsieg gegen Stephan Schöpperle feierte und den Hallbergmooser Vorsprung wieder auf vier Punkte ausbaute. "Manuel ringt in dieser Saison einfach saustark und wird von Kampf zu Kampf besser", lobte der Trainer. Anerkennende Worte fand er auch für Dominic Kurz (61 Kilogramm/griechisch-römisch), der René Winter zwar 0:2 unterlag, aber "einen guten Kampf" ablieferte. "Das hätte auch anders ausgehen können", sagte Aydin. Eine gute Figur machten darüber hinaus Mathias Fritsch (75 kg/Freistil) bei seinem 4:0 gegen Christopher Mayer sowie der SVS-Vorsitzende Michael Prill (75 kg/gr), der Patrick Kratzer 2:0 bezwang. Ansonsten gab es die erwarteten Erfolge der ausländischen Spitzenkräfte. Zoltan Keri und Peter Kalman (beide Freising) setzten sich gegen Markus Niedermair und Johannes Stephan ebenso 4:0 durch wie die Hallbergmooser Zoheir El Ouarraqe und Mihaly Szabo gegen Christian Zacherl und Richard Krimmer. Auch Aydins 4:0-Erfolg gegen Leonard Weßalowski war alles andere als eine Überraschung.

Insgesamt habe man gesehen, dass die Hallbergmooser, teilweise in der Bundesliga erprobt, "mehr Erfahrung haben", bilanzierte Karahan. Die Leute aus dem eigenen Nachwuchs "sind bei denen 23 bis 25 Jahre alt, unsere erst 17 oder 18." Aber: "Es geht mal rauf, mal runter, irgendwann läuft's wieder anders rum." Wohin es beim SVS läuft, ist noch nicht absehbar. Das Ziel sei nach wie vor ein Platz im oberen Tabellendrittel, sagte Aydin: "Wir ringen weiter wie bisher und stellen ganz normal auf. Wenn wir aufsteigen, ist es schön, wenn nicht, dann halt nicht."

© SZ vom 06.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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