Remis im Derby:Höhere Ansprüche

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„Da muss man halt auch mal besser antizipieren“: Clemens Kubina (re.) kommt zu spät, um das 0:1 durch Evrad Ngeukeu zu verhindern. (Foto: Claus Schunk)

Nach dem 1:1 zwischen Ismaning und Deisenhofen hadern die Trainer beider Teams.

Von Stefan Galler, Ismaning/Oberhaching

In der Nachspielzeit musste Sebastian Fritz sprichwörtlich den Kopf hinhalten. Der Deisenhofener David Lucksch bolzte dem Ismaninger Torwart aus zwei Metern den Ball voll ins Gesicht. Mit dieser unfreiwilligen Glanztat rettete "Sebbo", wie sie Fritz beim FCI nennen, seiner Mannschaft ein 1:1-Unentschieden, das der neutrale Beobachter durchaus als schmeichelhaft bezeichnen konnte. Selbst Ismanings Trainer Mijo Stijepic ging in der Nachbetrachtung mit seiner Mannschaft hart ins Gericht: "In der ersten Halbzeit war Deisenhofen klar besser, da bestand teilweise schon ein Klassenunterschied. Später wurde es dann besser, weil wir einiges anders gemacht haben", sagte der frühere Profi mit säuerlicher Miene. "Wir haben einfach ganz andere Ansprüche in Ismaning."

Auch Hannes Sigurdsson war nach diesem Bayernliga-Spiel nur mäßig gut gelaunt. Die Leistung seines Teams hatte Deisenhofens isländischem Trainer zwar zugesagt, doch er haderte mit dem Ergebnis - und den Unparteiischen: "Gefühlt sind das zwei verlorene Punkte. Wir haben in der zweiten Halbzeit zwei klare Elfmeter an Bachhuber und Finster nicht bekommen, außerdem hätte es nach zwei Notbremsen statt Gelb jeweils Rot geben müssen. Aber vielleicht haben sich die Regeln auch schon wieder geändert", sagte der 36 Jahre alte Coach. "Ich werde mal nachlesen."

Bei perfekten Bedingungen hatten die Gastgeber im Stadion an der Leuchtenbergstraße das erste Highlight gesetzt: Bastian Fischer nagelte den Ball aus der Distanz an den Querbalken (18.). Dann jedoch übernahmen die Gäste aus der Gemeinde Oberhaching das Kommando: Sie nutzten das bisweilen zaghafte Deckungsverhalten der Ismaninger und deren schläfriges Umschaltverhalten nach der Balleroberung. "Unser Pressing hat nicht funktioniert, die Bewegung ohne Ball", schimpfte Trainer Stijepic. "Wir kleben an unseren Gegenspielern anstatt den ballführenden Gegner anzulaufen. Das ist ein Zeichen von Unsicherheit." Dazu kämen die häufigen leichten Ballverluste: "Ich sage immer, wir schmeißen den Ball zu schnell in den Brunnen", so Stijepic.

Und so kommt man eben auch unter Druck, wie in der 22. Minute, als Marco Finster den Ball perfekt durch die Abwehrkette steckte, der pfeilschnelle Evrad Ngeukeu von der linken Seite einlief und aus 15 Metern flach zum 0:1 abschloss. "Markus Neuber rückt zu früh raus, Clemens Kubina ist zu spät dran. Da muss man halt auch mal besser antizipieren", kritisierte Trainer Stijepic.

Dass es zur Halbzeit nur 0:1 hieß, ärgerte wiederum Deisenhofens Trainer: "Wir haben bestimmte Sachen im Ismaninger Spiel gesehen, die wir ausnutzen wollten", sagte Sigurdsson. Das sei jedoch nur teilweise gelungen. "Insgesamt war das kein schlechtes Spiel von uns, aber auch keines unserer besseren."

Die erste Chance nach Wiederbeginn hatte abermals der Gast, doch FCI-Keeper Fritz parierte den 22-Meter-Schuss von Leon Müller-Wiesen (54.) ohne große Mühe. Dann warf die Stijepic-Elf mal ihr Kombinationsspiel an. Über Daniel Weber und Peter Schädler kam der Ball zu Angelo Hauk, der uneigennützig quer legte, so dass Kubina nur noch einschieben musste - 1:1 (57.). "Das war endlich mal richtig schön gespielt", sagte Stijepic, der Hauk schon vor der Pause für den angeschlagenen Jonas Redl eingewechselt hatte, zudem in der Pause den mit der gelben Karte belasteten Markus Neuber durch Suhal Moradi ersetzte. Und Letzterer hatte dann zehn Minuten vor dem Ende die große Gelegenheit, die Partie komplett zu drehen. Er marschierte an zwei Gegnern vorbei und wurde doch im allerletzten Moment abgegrätscht. Dann kam die letzte Drangperiode der Deisenhofener. Zunächst scheiterte Finster aus halbrechter Position an Fritz, dann folgte die eingangs geschilderte Chance von Lucksch, der den FCI-Keeper anschoss. In der letzten Aktion schließlich zielte abermals Finster nach einer Ecke völlig freistehend von der linken Seite am kurzen Eck vorbei.

Dann war Schluss und beide Mannschaften hatten ihre aktuellen Serien verteidigt: Aufsteiger Deisenhofen ist nun schon seit sieben Partien ungeschlagen. "Ich bin sehr erfreut und stolz über Platz vier, aber Raum für Verbesserungen ist immer da, das ist ja das Schöne am Fußball", sagteHannes Sigurdsson. Ismaning hat aktuell immerhin viermal nicht verloren, einem Sieg gegen 1860 II folgten drei Unentschieden gegen drei Gegner aus dem oberen Tabellendrittel. "Aber vor der Saison hatten wir andere Erwartungen als nach der Hinrunde mit 20 Punkte dazustehen", sagte Stijepic. Es gelte nun, in den letzten fünf Partien vor der Winterpause möglichst viele Zähler zu sammeln. "Dann wollen wir im Frühjahr noch mal voll angreifen."

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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