Relegation zur Bayernliga:Emotionen ohne Ende

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Mann des Spiels: Angelo Hauk (re.) hämmerte den Ball zum 1:1 in den Winkel und rettete Ismaning damit den Klassenerhalt. (Foto: Claus Schunk)

Der FC Ismaning kämpft sich zu einem spektakulären 1:1 gegen Feucht und sichert den Klassenerhalt.

Von Raphael Weiss, Ismaning

Am Ende war Ismaning nur noch zu acht. 1:1 stand es. Ein weiteres Gegentor durfte die Heimmannschaft nicht mehr kassieren, denn die Kraft der Spieler würde für eine Verlängerung nicht mehr reichen, das war allen klar. Drei Platzverweise, kaum ein Spieler, der keine Schmerzen hatte und ein Gegner, für den es um alles ging. 97 Minuten zeigte die Uhr, als der Schiedsrichter die Partie und somit die Saison beendete - die Ismaninger Ersatzspieler stürmten auf den Platz, die Gäste vom SC Feucht brachen auf Selbigem zusammen. Mijo Stijepic, der unter der Saison vom Spieler zum Trainer des FC Ismaning befördert worden war, sagte im Anschluss: "Das war ein brutaler Fight. Es ist deutlich einfacher, wenn man selbst auf dem Platz steht. Als Trainer ist man in manchen Momenten so machtlos."

Das Rückspiel in Ismaning war der Inbegriff eines Relegationsspiels. Kampf und Spannung bis zur letzten Sekunde, garniert mit zahlreichen gelben und roten Karten. Dabei hatte alles so freundschaftlich begonnen. Feucht-Coach Florian Schlicker ging mit einem Lächeln auf Stijepic zu, ein Handshake, eine Umarmung, man wünschte sich gegenseitig Glück. Trotz des engen 2:1-Hinspielsieges des FC Ismaning, demonstrierten die Trainer Sportsgeist. Ihre Spieler sollten ein anderes Gesicht zeigen. Kaum hatte der Schiedsrichter angepfiffen, dominierte der Kampf, Kombinationsspiel gab es nur selten. Beide Teams bevorzugten hoch und weit, in der Hoffnung, den Kopf eines Mitspielers oder den Gegner auf dem falschen Fuß zu erwischen.

"Ich bin gefühlt zehn Jahre älter geworden", sagt Ismanings Trainer Mijo Stijepic

35 Minuten mussten die 450 Zuschauer auf den ersten Torschuss warten: Bastian Fischer bediente Ismanings gefährlichsten Akteur Angelo Hauk mit einem wunderschönen Lupfer. Hauk umspielte Torwart Andreas Sponsel, der irgendwie noch seine Finger an den Ball bekam und ihn an den Pfosten lenkte. Im direkten Gegenzug imitierte Feucht nahezu den Angriff des Gegners. Stephan König spielte einen hohen Ball in den Lauf von Nico Wessner, der versuchte, Torwart Sebastian Fritz auszuspielen und mit seinem Schuss dann am Keeper scheiterte. Doch der Ball prallte wieder in Richtung Wessner, der trocken aus fünf Metern einköpfelte. 1:0 für den SC Feucht.

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit gab es die nächsten Rückschläge für Ismaning. Der Klub, ohnehin verletzungsbedingt geschwächt, musste doppelt wechseln: Anton Siedlitzki (Verdacht auf Kieferbruch) und Tobias Killer (Adduktoren) konnten nicht weiterspielen. "Vielleicht hätte ich die letzten Monate auch ein bisschen mittrainieren sollen", sagte Stijepic, "ein Platz im Kader war ja noch frei." Der eingewechselte Ismaninger Manuel Ring eröffnete die zweite Halbzeit mit einem Schuss aus rund 20 Metern an den Pfosten (46.). Am Spiel änderte sich wenig: harte Zweikämpfe, viele Karten, hohe Bälle. Es dauerte bis zur 70. Minute, ehe Ismaning wieder gefährlich vor das Tor kam. Als ein Befreiungsschlag beim SC Feucht landete, setzte Hauk nach und eroberte mit einer cleveren Grätsche den Ball, spielte ihn weiter zu Ring, der ihn Hauk wieder in den Lauf chippte. Der 34-Jährige, der seinen Sprint fast am eigenen Strafraum gestartete hatte, schob sich an Michael Eckert vorbei, widerstand dessen zwei Zupfern und hämmerte den Ball zum 1:1 ins linke obere Eck.

Doch der Aufwind hielt nur kurz an: Hugo Lopes ging zehn Minuten nach seiner ersten gelben Karte unnötig hart in einen Zweikampf in des Gegners Hälfte: Gelb-Rot. Der Platzverweis leitete eine spektakuläre Schlussphase ein. Zunächst scheiterte Feuchts Eckert aus sechs Metern (82.), dann klärte Ismanings David Tomasevic eine gefährliche Hereingabe von Yasar Kaya knapp (86.). Zwei Minuten später verhinderte der mit Gelb vorbelastete Hauk die Ausführung eines Freistoßes und flog ebenfalls vom Platz. In der 90. Minute verpasste Ismanings Ring mit einem Lattenschuss die Vorentscheidung. Den Schlusspunkt nach einem Spiel mit insgesamt 15 Karten setzte der eingewechselte Taiki Fujita mit einer Grätsche, die zwar einen Angriff von Feucht unterband - aber mit glatt Rot geahndet wurde. Ein letzter hoher Ball vom SC Feucht, dann war es vorbei. "Der Abpfiff war herrlich. Ich wünschte nur, ich hätte ihn auf dem Platz erlebt", sagte Hauk und fügte an: "Aber Wahnsinn, diese Mannschaft. Jeder wollte, ob jung, ob alt, jeder hat sein Herz in die Hand genommen."

FCI-Coach Stijepic ließ noch einmal die Spielzeit Revue passieren: "Ich habe in meiner ersten Saison die ganze Bandbreite des Trainerdaseins miterlebt. Ich bin gefühlt zehn Jahre älter geworden. Großes Kompliment an meine Mannschaft, dass wir das noch geschafft haben." Der Abend endete, wie er begonnen hatte. Die zwei Trainer gingen aufeinander zu: "Herzlichen Glückwunsch", sagte Schlicker. "Großartige Arbeit", sagte Stijepic. Dann eine Umarmung. Großer Sport.

© SZ vom 27.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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