Regioniken in Rio:Laura Fürst

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Foto: Lucas Uebel/Getty (Foto: N/A)

Die 25-Jährige ist bereits Europameisterin im Rollstuhl-Basketball, bei Olympia ist sie aber das erste Mal dabei

Laura Fürst, 25

RBB München Iguanas, Rollstuhl-Basketball

1,63 m / 55 kg

Erfolge: Europameisterin 2015, WM-Zweite 2014

Tag der Entscheidung: Freitag, 16. September

Medaillenchancen:  Fürstlich

Motto: "Immer alles geben"

Nein, findet Laura Fürst, das olympische Dorf sei kein Luxushotel. Aber das habe sie auch nicht wirklich erwartet. Es sind ja ihre ersten Paralympics, da hat man noch keine großen Ansprüche, sondern ist wohl tatsächlich nur froh, dabei zu sein. Der 25-jährigen Münchnerin mit den langen, blonden Haaren gefallen die Tage in Rio bislang jedenfalls sehr, sie taucht ein in dieses bunte Leben, noch dazu hat sie in Johanna Welin eine gute Ratgeberin als Zimmernachbarin. Denn Welin ist nicht nur Fürsts Teamkollegin in München und bei den deutschen Rollstuhl-Basketballerinnen, sondern auch Goldgewinnerin von London 2012. Die Christus-Statue auf dem Corcovado haben sie sich zusammen schon angesehen, allerdings war es an jenem Tag zu trüb für den schönen Fernblick über Copacabana und Zuckerhut. So trüb sind Fürsts sportliche Aussichten nicht, im Gegenteil.

Nach einer recht überzeugenden Vorrunde mit nur einer Niederlage gegen Großbritannien deklassierten die deutschen Frauen am Dienstag im Viertelfinale Frankreich mit 76:28. Fürst hatte auch ein paar Spielanteile - und steuerte fünf Punkte bei. Im Halbfinale am Donnerstag wartet nun allerdings Topfavorit Niederlande auf den Titelverteidiger. Für Laura Fürst wäre schon eine Medaille der bisherige Höhepunkt ihrer Karriere.

Fürst sitzt seit 2008 im Rollstuhl, damals hatte sie einen schlimmen Unfall in den USA. Während eines Schüleraustausch-Jahres im Städtchen Petoskey am Michigan-See war sie auf einem Snowmobil unterwegs. Die damals 16-Jährige rutschte aus einer Kurve, knallte gegen einen Baum, quetschte sich das Rückenmark und wachte mit einer inkompletten Querschnittlähmung aus dem Koma auf. Der USA-Trip war für Fürst zum Albtraum geworden. Ihre Mutter flog binnen 24 Stunden zu ihr, noch in den USA wurde sie operiert. Drei Wochen später war die Schülerin wieder in München, danach ein halbes Jahr zur Reha in der Unfallklinik Murnau. Sie begann dort mit Rollstuhl-Basketball, spielte beim USC München und wechselte später zum Stadtrivalen Iguanas. Nach dem Abitur machte Fürst den Bachelor in Energie- und Prozesstechnik, gerade arbeitet sie an ihrem Master in Maschinenwesen. Man kann sagen: Für eine 25-Jährige hat Laura Fürst schon sehr viel erlebt - und auch geleistet. Edelmetall in Rio würde sehr gut hineinpassen in dieses neue Leben, das an einem Baum in Michigan begann.

© SZ vom 15.09.2016 / sewi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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