Regioniken in Rio (II):Inspektion in Ipanema

Lesezeit: 1 min

Radrennfahrerin Claudia Lichtenberg hat den olympischen Rundkurs bereits besichtigt - sie glaubt, dass ihr der Weg zum Ziel entgegenkommt

Die Streckenplaner in Rio müssen im Kalender verrutscht sein, anders ist dieses Versäumnis kaum zu erklären. Eine malerische Kulisse haben sich die Organisatoren für das olympische Straßenrennen der Frauen zweifelsfrei ausgesucht, an den Stränden von Copacabana und Ipanema vorbei westwärts die Küste entlang und zurück. Wie aber sollen die Fahrerinnen nun auf dem über 130 Kilometer langen Rundkurs den rechten Weg finden? Navigationsgeräte kommen im Grunde nicht in Frage, kann doch jedes zusätzliche Gramm Ballast am Rad die entscheidenden Zehntel kosten. Unverständlich ist es daher, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) den zum Tag des Leuchtturms nur angemessenen Bau wegweisender Signalwarten am Streckenrand versäumt hat. Für Claudia Lichtenberg (Foto: Imago) könnte sich diese Tatsache allerdings als Vorteil erweisen, verfahren wird sie sich am Sonntag gewiss nicht. Die Münchnerin kennt die Route bestens, bereits im vergangenen September war sie dort, um den Kurs zu begutachten. Fazit: eine Strecke wie für sie gemacht, wellig und ausgestattet mit einem 8,5 Kilometer langen Schlussanstieg, dessen Steigung auf den letzten vier Kilometern 13 Prozent beträgt. Siegchancen haben hier nur ausgewiesene Kletterspezialistinnen wie Lichtenberg, die sich daher Hoffnungen auf eine Medaille macht. Nachdem Lichtenberg kurz vor der deutschen Meisterschaft Ende Juni von einem Magen-Darm-Infekt zurückgeworfen wurde, ist die 30-Jährige inzwischen wieder topfit. Beim Giro d'Italia wurde sie vor wenigen Wochen Vierte. Die Spiele in Rio sind voraussichtlich Lichtenbergs letzte Chance auf einen Erfolg im deutschen Nationaltrikot. Der zurückhaltenden Münchnerin bedeutet es jedoch schon äußerst viel, überhaupt bei Olympia starten zu dürfen. Vor vier Jahren in London stand sie schon einmal im deutschen Aufgebot. Zwei Tage vor dem Rennen nominierte der Bund Deutscher Radfahrer jedoch Bahnradspezialistin Charlotte Becker für den Straßenrad-Wettkampf. Für Lichtenberg waren die Spiele beendet, bevor sie richtig begonnen hatten. Ein Schicksal, das sie in diesem Jahr nicht ereilen wird. Allein schon, weil sie den Weg ins Ziel kennt.

© SZ vom 06.08.2016 / swi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: