RBB Iguanas:Zwei Sekunden vor Schluss

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Wurde neben Laura Fürst ins Allstar-Team der Eurocup-Qualifikation gewählt: Kim Robins. (Foto: Claus Schunk)

Die Münchner Rollstuhlbasketballer verpassen die Eurocup-Qualifikation hauchdünn.

Von Sebastian Winter, München

Le Puy-en-Velay ist ein beschauliches 20 000-Einwohner-Örtchen im Süden Frankreichs, zwischen Lyon und Montpellier - und spätestens seit Sonntag ein Begriff auf der Landkarte der RBB München Iguanas. Ein bittersüß klingender Begriff, muss man sagen, denn die Bundesliga-Rollstuhlbasketballer haben den erstmaligen Einzug in den Eurocup im Idyll der Auverne ausgerechnet gegen Handibasket Le Puy, den Gastgeber des Qualifikationsturniers, hauchdünn verpasst.

Nachdem beide Mannschaften ihre ersten drei Spiele des Fünfer-Turniers hatten gewinnen können, spielten sie am Samstag im direkten Vergleich um Platz eins. Nur dieser ermöglichte die Eurocup-Teilnahme 2020, entsprechend verbissen war die Partie vor einigen hundert Zuschauern. "Es war ein Defense-Kampf, wir lagen zurück, holten auf, gingen in Führung und gaben sie ab", sagte Iguanas-Trainer Benjamin Ryklin am Sonntag während der rund zehnstündigen Rückfahrt nach München. Er hatte sein Team mit Sebastian Wolk und Lars Lehmann verstärkt, zwei ehemaligen Nationalspielern, die eigentlich längst zurückgetreten, aber im Klub nach wie vor gemeldet sind - und den Iguanas gerne halfen. Zumal Ryklin auf Bastian Kolb und Urs Rechtsteiner verzichten musste, die bei einem U-22-Turnier in Dubai weilten.

Ausgerechnet Wolk vergab dann "mit schweren Armen", wie Ryklin sagte, auf dramatische Art und Weise den Sieg und die Eurocup-Teilnahme. Als die Münchner 57:59 zurücklagen, wurde Wolk beim Wurfversuch jenseits der Dreierlinie zwei Sekunden vor Schluss gefoult, drei Freiwürfe waren die Folge. Hätte Wolk alle drei getroffen, hätten die Iguanas gewonnen - doch er traf nur einen, und so siegte Le Puy mit 59:58. "Das ist natürlich ein bisschen bitter, ähnlich wie in Hamburg, und ärgerlich, zwei solche Endspiele so zu verlieren", sagte Ryklin in Anspielung auf das entscheidende dritte Viertelfinale in den Bundesliga-Playoffs, das erst in letzter Sekunde an den Klub aus der Hansestadt ging.

Trotzdem ist Ryklin nach dem Saisonfinale in Frankreich mit der Spielzeit sehr zufrieden. Immerhin standen die Iguanas nicht nur erstmals im Playoff-Viertelfinale, sie richteten auch das Pokal-Final-Four-Turnier aus und wurden dort Dritter. Das Eurocup-Qualifikationsturnier in Frankreich war ebenfalls eine Premiere, die noch dazu mit drei Siegen gegen Montello (Italien), Konin (Polen) und Keçiören (Türkei) äußerst erfolgreich war - bis den Iguanas im vierten Spiel gegen Le Puy in den letzten Sekunden die Arme zu schwer wurden.

Die Iguanas durften sich damit trösten, dass in Laura Fürst und Kim Robins zwei ihrer Spieler ins Allstar-Team gewählt wurden. Außerdem hofft Ryklin noch, über eine Wildcard in den zweithöchsten europäischen Wettbewerb nach der Champions League zu gelangen. Oder sich als Ausrichter für die erste Eurocup-Runde zu bewerben, für die man dann automatisch qualifiziert wäre. So einfach ist das aber nicht, genauso wenig wie die sportliche Qualifikation in Le Puy.

© SZ vom 29.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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