Rassismus im Sport:"Keine Fortschritte"

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Betroffene erzählen bei der Themenwoche der Münchner Sport-Jugend von ihren Alltagserfahrungen mit Rassismus.

Von Sebastian Winter

"München ist bunt, ich bitte Sie daher, Rassismus immer die rote Karte zu zeigen." Mit diesen Worten eröffnete Münchens Sportbürgermeisterin Verena Dietl (SPD) als Schirmherrin die Antirassismus-Woche der Münchner Sportjugend (MSJ). Sie lud zum Auftakt per Videokonferenz zu einer Debatte über das Thema "Rassismus - Trauriger Alltag auch im Sport". Teilnehmer waren unter anderem Tim Frohwein und Johannes Uschalt, die das Projekt "Mikrokosmos Amateurfußball" der Landeszentrale für politische Bildung leiten und zwei Vorträge einstreuten. Ali Yalpi, Mitglied beim SV Istiklal München, berichtete aus seinem bedrückenden Vereinsalltag.

Zunächst aber schilderte der in Berlin aufgewachsene Hip-Hop-Tänzer und Politiker Raphael Hillebrand, wie er dort Rassismus erlebt hat: "In der Schule fiel das N-Wort oder ,Hurensohn'. Die Lehrer sagten, ich solle es aushalten, mich daran gewöhnen. Da fängt struktureller Rassismus an." Hillebrand fordert "Diversitätsbeauftragte in Klubs, die die Macht haben, Sanktionen zu verhängen".

Auch in München ist Rassismus offenbar allgegenwärtig. So berichtete Eric, 24, Hobbyfußballer und 1860-Fan, von seinen Besuchen bei den Löwen: "Als mal ein dunkelhäutiger Stürmer von uns aufs gegnerische Tor zulief und den Ball vorbeischoss, hieß es aus einer Ecke des Fanblocks ,Drecks-Neger'." Ali Yalpi vom SV Istiklal München, einem von Migranten gegründeten Verein, findet, dass es "keine Fortschritte" oder überhaupt einen Dialog bei dem Thema gebe: "Als Istiklal müssen wir uns alle zwei Jahre beim Kreisverwaltungsreferat hier in München melden, in der Abteilung Sicherheit/Ordnung und Gefahrenabwehr." Das allein sage ziemlich viel aus.

An diesem Donnerstag folgt eine Podiumsdiskussion mit Sportjournalist Ronny Blaschke und Münchens ehemaligem Oberbürgermeister Christian Ude, am Freitag ein Kinofilm. Programm unter www.msj.de.

© SZ vom 23.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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