Pullach gewinnt Derby:Der Osterhase macht das Rennen

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Buntes Durcheinander: Pullachs Alexander Benede (in Gelb) streitet mit Sechzigs Ugur Türk (in Grün). Schiedsrichter Andreas Hummel (in Rot) zeigt Benede dafür Gelb und Türk - Rot. (Foto: Florian Peljak)

Spät, aber verdient sichert sich die Schmöller-Elf drei Punkte gegen 1860 II. Dabei gelang Pullach lange wenig, erst in der zweiten Halbzeit konnte das Team aufholen.

Von Fabian Swidrak, München

Sebastian Lubojanski ahnte, was gleich passieren würde, und trat in Erwartung dessen schon einmal die beiden Plastikstühle um, auf denen er und sein Assistent zuvor gesessen hatten. "Ugur, ach Mann", rief der Trainer des TSV 1860 München II und mutmaßte dann, wieder in normaler Lautstärke, seine Mannschaft werde gleich in Unterzahl spielen. Pullachs Alexander Benede hatte Sechzigs Ugur Türk gefoult. Der wiederum hatte seinen Gegenspieler anschließend getreten. Rudelbildung. Die Schiedsrichter dazwischen. Gelb für Benede. Dann Rot für Türk. Trainer Lubojanski (deutlich über normaler Lautstärke): "Aaaaah, so unnötig!"

Anschließend kam es, wie Lubojanski schon zu befürchten schien: Obwohl die U21 des TSV 1860 München zum Zeitpunkt des Platzverweises geführt hatte, verlor sie gegen den SV Pullach noch 1:2 (1:0). Lubojanski sagte nach einem bewegten Bayernliga-Spiel: "Ich will gar nicht viel sagen, ich bin einfach platt. Diese Niederlage ist sehr enttäuschend. Alles, was ich jetzt sage... Es war einfach völlig überflüssig."

Nach dem Platzverweis für Türk nutzt der SV Pullach die sich öffnenden Räume

Pullachs Trainer Frank Schmöller fand hingegen, der Sieg seiner Mannschaft sei "am Ende mehr als verdient" gewesen. Die Betonung hätte er dabei gar nicht arg genug auf "am Ende" legen können. Pullach war in der ersten Halbzeit defensiv ungewohnt anfällig und offensiv erstaunlich harmlos. Schmöller sagte: "Wir verlieren mehrfach 30, 40 Meter vor dem eigenen Tor den Ball. So entsteht dann auch der Gegentreffer." Dennis Dressel zog nach einem Pullacher Ballverlust links raus bis an die Grundlinie und spielte den Ball flach nach innen, wo Michael Hutterer den Ball ins eigene Tor abfälschte (15.). Zuvor hatten die Pullacher Dressel erst im letzten Moment von einem Torschuss aus kurzer Distanz abgehalten (3.).

Im Angriff gelang Pullach lange wenig, trotz Lukas Dotzler, der in der vergangenen Saison immerhin 23 Tore erzielt hatte und damit Dritter in der Torschützenliste der Bayernliga Süd geworden war. Im Eins-gegen-eins brachte er den Ball nicht am Münchner Torhüter Tom Kretzschmar vorbei (12.). Eine Flanke köpfelte er völlig freistehend genau auf den Keeper, den Nachschuss setzte er über das Tor (26.). Pullach spielte in der ersten Halbzeit selten über die Flügel. "Die wollten, dass wir durch die Mitte kommen", erkannte Schmöller. "Der Trainer hat doch sogar mehrfach reingerufen, dass sie uns in den Trichter lotsen sollen. Und wir sind auch noch ständig reingelaufen wie die Osterhasen."

Auch nach dem Seitenwechsel gehörte die erste große Chance den kleinen Löwen. Pullachs nach längerem Urlaub zurückgekehrter Stammtorhüter Marijan Krasnic wehrte einen Schuss von Oliver Stefanovic ab, Krasnics Vorderleute blockten Nachschüsse von Cottrell Ezekwem und Leon Klassen (51.). Sechzigs Kapitän Dressel sagte später: "Die Niederlage ist sehr bitter. Aber es lag nicht nur an der roten Karte, wir hatten die Chance, mit 2:0 in Führung zu gehen." Anschließend wurde Pullach stärker. Dusan Jevtic kam aus zentraler Position auf Höhe der Strafraumlinie zum Abschluss. Der Schuss war zwar hart, kam aber mittig auf das Tor, Keeper Tom Kretzschmar parierte (54.).

Jevtic, 26, zentrales Mittelfeld, hat sich gerade erst dem SV Pullach angeschlossen, es war sein erstes Spiel für den Klub, ausgerechnet gegen den TSV 1860 München, bei dem er einst ausgebildet worden war. Jevtic spielte für den MSV Duisburg zweimal in der zweiten Bundesliga, für den TSV Buchbach und zuletzt ein halbes Jahr für den VfR Garching in der Regionalliga. "Er hat sich gut bewegt, angedeutet, was er kann", sagte Schmöller. Er sei nach drei, vier Trainingseinheiten mit der Mannschaft körperlich noch nicht bei hundert Prozent. "Es war ein gewisses Risiko, ihn heute schon zu bringen, aber er braucht die Spielpraxis, weil wir ihn schon bald fit brauchen. Ein fitter Dusan kann bei uns schon mal den Unterschied machen."

Gegen 1860 München waren für den Unterschied noch andere verantwortlich. Zunächst Ugur Türk, der seiner Mannschaft mit dem Platzverweis (67.) eine Schlussphase in Unterzahl einbrockte. Dann Martin Bauer und Lukas Dotzler, die die dadurch entstandenen Räume für zwei Tore nutzten und so das Spiel zugunsten des SV Pullach drehten. Schmöller sagte: "Meine Spieler sind alle intelligent genug, zu wissen, dass die erste Halbzeit nicht so optimal war. Wir lagen zurück, aber in der zweiten Halbzeit haben wir eine super Reaktion gezeigt und drei Punkte geholt. Das zählt erst mal." Bauer kam nach einer Hereingabe von Hutterer im Strafraum an den Ball und schoss aus kurzer Distanz ein (80.). Und Dotzler traf nach einem Freistoß doch noch per Kopf (88.).

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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