Pullach gegen Pipinsried:Papa muss einstecken

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Hinten stabil, vorne treffsicher: Pipinsrieds Steffen Krautschneider (li.), hier gegen Gilbert Diep. (Foto: Claus Schunk)

Pullachs Trainer Alexander Benede freut sich über das Wiedersehen mit Daniel Leugner. Der spielt inzwischen allerdings für den FC Pipinsried - und war am 5:0-Auswärtssieg der Gäste beteiligt.

Von Fabian Dilger, Pullach

Ein Wiedersehen mit alten Bekannten kann schön oder auch mal unerfreulich enden - oder wie bei einem Fußballspiel auf beide Arten zugleich. Beim Bayernliga-Derby zwischen dem SV Pullach und dem FC Pipinsried gab es solch ein Wiedersehen, der zu Pipinsried abgewanderte Daniel Leugner und Pullachs Spielertrainer Alexander Benede begrüßten sich nach dem Spiel herzlich. "Ich hab mich tierisch gefreut, ihn wieder auf dem Fußballplatz zu sehen", sagte Benede, der mit Leugner eine besondere Beziehung hat. Der Pullacher Coach hat es mal als "fast wie Vater und Sohn" charakterisiert. Für Benede blieb die Begegnung mit Leugner allerdings einer der wenigen Gründe, um sich an diesem heißen Samstagnachmittag zu freuen. Denn Pipinsried ließ Pullach keine Chance, gewann 5:0 und übernahm damit die Tabellenführung.

"Die spielen schon gut", war etwa Mitte der ersten Hälfte als unumwunden geäußertes Kompliment aus einer Pullacher Fanecke zu hören - über den Gegner. Und Favorit Pipinsried machte es beeindruckend gut und souverän. Das erste Tor schon nach sechs Minuten begann zwar als Pullacher Fehler, wurde dann aber elegant ausgenutzt: Torwart Marijan Krasnic hatte einen Pipinsrieder beim Befreiungsschlag angeschossen, Spielertrainer Muriz Salemovic nahm den freien Ball dann fließend aus der Luft, überlupfte noch den Pullacher Innenverteidiger Alexander Jobst und schoss aus zehn Metern ein (6.).

Die frühe Führung ließ den Gästen die Gelegenheit, erst mal abwartend zu spielen. Gegen eine Pullacher Mannschaft, die offensiv schon mal ins Rollen kommen kann, verteidigte Pipinsried nahezu fehlerlos. Kompakt, immer orientiert und mit aggressiv-bissiger Zweikampfführung. "Speziell in der ersten Halbzeit war das defensiv schon sehr, sehr ordentlich und auch konzentriert", sagte auch Pipinsrieds zweiter Spielertrainer, Fabian Hürzeler.

Aus dieser Position heraus konnte Pipinsried immer wieder den Ball schnell nach vorne tragen. Wenn die erste Reihe der Pullacher überspielt war, beschleunigte der FC. Im letzten Drittel lief der Ball dann oft schnell und präzise. "Unsere Abläufe passen gerade überhaupt nicht, auch die Abstände zwischen Defensive und Offensive", analysierte Alexander Benede das Spiel der Gastgeber. Speziell im Zentrum war Pipinsried mit dem zurückgekehrten Kapitän Stephan Thee dem jungen Pullacher Mittelfeld oft einen Schritt voraus.

Die Pullacher präsentierten sich aber im Vergleich zum gruseligen vorherigen Auswärtsspiel bei Türkspor Augsburg deutlich verbessert. Gegen das starke Pipinsried resultierten die Tore nicht aus krassen individuellen Fehlern, die Gäste spielten ihre Qualität vielmehr konsequent aus. Beim zweiten Tor köpfelte Maximilian Zischler am kurzen Pfosten unter die Latte ein (38.) - obwohl der Ball noch einmal ins Feld sprang, war er zuvor schon hinter der Linie gewesen, entschied Schiedsrichter Fabian Kilger. Beim 0:3 nutzte Pipinsried den Raum, den Pullach gewährte, wieder formvollendet aus: Ball aus der Innenverteidigung auf Salemovic, der verlagerte mit einem langen Diagonalball in den Strafraum, Pablo Pigl gab an den entfernten Pfosten zurück und dort konnte Steffen Krautschneider frei einschieben. In der zweiten Halbzeit fiel das Spiel dann öfter in träge Phasen, da spätestens nach dem 4:0 für Pipinsried alles klar war. Dem Kontertor von Marvin Jike war allerdings eine klare Abseitsstellung vorangegangen. Und auch Daniel Leugner, der das erste Mal seit seinem Kreuzbandriss im Frühjahr wieder auf den Platz durfte, konnte sich beteiligen: Nach einem weiten Ball startete er in den Strafraum und musste für Kenan Muslimovic zum fünften Treffer nur noch querlegen (81.).

Pipinsried schickte mit dieser Form eine deutliche Ansage an den Verfolger Wasserburg. Passenderweise geht es am übernächsten Spieltag gegen die Serienaufsteiger vom Inn. "Wichtig ist, dass wir unsere Leistung auf den Platz kriegen. Dann ist es, glaube ich, auch für jeden Gegner schwer, gegen uns zu gewinnen", sagte Hürzeler. Mit einem fitten Leugner gibt es noch mehr Optionen für das Trainerteam. "Wir haben jetzt schon Härtefälle", sagte Hürzeler, der ebenfalls demnächst wieder ins Training einsteigen will und möglicherweise stinkige Spieler aber gleich mal vorwarnte. "Da gilt es, als Team aufzutreten. Wenn jeder sein Ego hintanstellt, dann werden wir auch erfolgreich sein."

© SZ vom 02.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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